Eric Castaldo ist der Architekt des geplanten Projektes einer Seilbahn von Monchique zum 776 Meter hohen Gipfel Picota des gleichnamigen Mittelgebirges. Der gebürtige Franzose ist mit einer Portugiesin verheiratet. Sie haben zwei Kinder. Er lebt seit 44 Jahren in Portugal und hat seit dem Jahr 2000 sein eigenes Büro in Monchique. Von dort aus betreibt er seine Architektenarbeit, die ihn über die Landesgrenzen hinweg bekannt gemacht hat. Seine wichtigsten Kunden sind Pestana, Ocêanico und Vale do Lobo. ECO123 sprach mit ihm in seinem Atelier.
Ist es eine Seilbahn zum Picota, die Monchique braucht? Oder ist die ökologische Sanierung öffentlicher und privater Gebäude vorrangiger, eine eigene Kläranlage zum Beispiel?
Das grundlegende Problem in Monchique ist doch, dass es für die Menschen keine einzige Attraktion gibt und das bei 1,5 Mio. Touristen pro Jahr. Das Leben aber basiert auf der Wirtschaftkraft einer Region. Wenn nun jemand für seine Familie keine wirtschaftliche Zukunft findet, was macht er dann? Dann sucht er diese anderswo. Dann geht er weg, was die Jugendlichen massenweise tun. Wenn sie nicht an der Landwirtschaft interessiert sind, gehen sie nach Portimão, Lissabon, Coimbra oder nach Faro oder gar in ein anderes Land. Sie suchen nach Chancen, die es aber in Monchique nicht gibt.
Wie viele Arbeitsplätze wird so eine Seilbahn schaffen und was ist das für Arbeit?
Ich denke nicht an Zahlen von Arbeitsplätzen. Ich bin der Architekt. Aber es können nur Arbeitsplätze sein, die saisonal kalkuliert werden, circa 40. Die Seilbahn könnte vom Sommer bis in den Oktober hinein jeden Tag laufen und im Winter nur am Wochenende.
Im Moment ist der Picota noch ein Paradies für Natur- und Wanderfreunde. Es gibt dort keinerlei bebauten Grund.
Die Idee ist, dort oben mit natürlichen Baustoffen zu arbeiten: nicht mit Beton, sondern mit Granit und Holz. Das sind Materialien der Region. Das einzige Loch, das wir auszuheben beabsichtigen, wäre für die Pfosten der Seilbahn.
Was aber machen wir mit den Ruinen in Monchique? Mit dem Dorfgemeinschaftshaus, dem Konvent? Haben Sie da eine Idee?
Da dürfen Sie mich nicht fragen. Das müssen Sie den Bürgermeister fragen. Ich habe Ideen ja, aber ich entscheide nicht. Ich hatte einen Interessenten für den Konvent. Der wollte daraus ein Kulturzentrum machen und vier Millionen Euro investieren: einen Saal für Konferenzen und für Kunstausstellungen. Das Rathaus und sein Bürgermeister befürworteten diese Idee. In der Zwischenzeit sind drei Jahre vergangen und der Interessent hat sich abgewendet.
Erwarten Sie, dass Ihr Projekt der Seilbahn etwas schneller verwirklicht werden könnte?
Nein. Es ist auch bereits seit 2014 in der Prüfung durch das Rathaus.
Gibt es einen Zwischenbescheid?
Nein. Vielleicht hat man uns vergessen.
Um wie viel Investitionskapital geht es bei dem Projekt?
Sechs Millionen Euro. Es ist egal, um wie viel Geld es geht. Es ist nicht korrekt, keine Antwort zu bekommen. Alle Menschen haben die gleichen Rechte und Pflichten. Keine Antwort zu bekommen ist auch politisch nicht korrekt.
Haben Sie eine Vermutung, warum Sie keine Antwort bekommen?
Nein, nicht wirklich. Das Thema Bauen und Architektur liegt in Monchique im Zuständigkeitsbereich des Bürgermeisters. Es gibt das Gesetz 555, das Fristen für Konzessionsverfahren durch Behörden definiert. Sehr oft aber werden diese Fristen in Portugal überschritten. Das könnte daran liegen, dass Akten einfach nicht weitergegeben werden, dass Arbeit nicht delegiert wird, dass Abteilungen und Behörden nicht miteinander kommunizieren oder kooperieren, das diejenigen, die Macht im Rathaus besitzen, kein Interesse an der Arbeit haben oder Projekte nicht unterstützen, die Wichtigkeit nicht erkennen. Ein Beispiel: die Analyse „Auswirkungen auf die Umwelt“ eines Bauprojektes hat maximal ein Jahr Gültigkeit. Danach muss es wieder erneuert werden. Falls ich heute eine Genehmigung für die Seilbahn erhalten würde, muss ich das ganze Projekt wieder neu beim ICNF und der CCDR einreichen und wieder auf seine Umweltverträglichkeit hin untersuchen lassen. Das kostet nicht nur viel Geld, auch das ganze Projekt steht auf dem Spiel.
Sie haben reiche Erfahrung mit unzähligen Bauprojekten. Das Rathaus in Monchique benötigt jetzt also bereits drei Jahre, um eine Entscheidung zu finden, ob es die Seilbahn möchte oder nicht?
So ist es. Das Problem ist das Delegieren von Macht. Es darf nicht alles in den Händen einer einzigen Person liegen. Dann funktionieren die Dinge einfach nicht. Hinzu kommt noch, dass eine einzige Person auch nicht über das ganze Wissen und alle Informationen verfügt.
Vielen Dank für das Gespräch. Â