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Erster Teil – Es herrscht wieder Krieg…
Zweiter Teil – Interview mit Bruno Estemores PSD

Nº 101 –
Erster Teil – Es herrscht wieder Krieg…
Zweiter Teil – Interview mit Bruno Estemores PSD

Samstag, der 21. August 2021

und wir brauchen dringend Frieden. Am letzten Sonntag brannte es keinen Kilometer von unserem Projekt des Botanischen Gartens in Caldas de Monchique. Jemand hatte absichtlich oder fahrlässig etwas Brennbares aus dem Fenster eines Autos geworfen, eine Zigarette, eine Glasflasche. Wer weiß es? Die Hubschrauber fliegen Angriffe auf das Feuer wie in einem echten Krieg. Sie werfen Bomben mit Wasser ins Feuer und fliegen einen Angriff nach dem anderen. Es ist wie in einem Film über Vietnam. Sie brauchen zwei Stunden mit der Unterstützung der Bodentruppen, um den Feind in der Schlacht zu besiegen. Gerade rechtzeitig, denn noch ist es windstill bei Temperaturen zwischen  41  und 43 Grad Celsius. Wenn sie es noch vor 17 Uhr schaffen würden, das Feuer zu löschen, würden wir alle den Krieg gewinnen und einen fragilen Frieden erringen, denn gegen Abend soll es auffrischen. Der Film endet gerade rechtzeitig.

Wir hatten es uns nicht vor dem Fernsehapparat gemütlich gemacht, sondern alle Schläuche ausgelegt und damit begonnen, den Wald umfassend mit Wasser zu nässen. Um zwei bis drei Hektar bei diesen Temperaturen naß zu machen, bedarf es viel Wasser. Das ist der Preis der Unachtsamkeit, der Fahrlässigkeit, der Ignoranz, der Mutwilligkeit, mit der die Menschen in den Städten dieser Welt arglos umgehen. Viele fahren aufs Land zum sonntäglichen Mittagessen und lassen oft dabei die Sau raus. Scheiße, daß Beton nicht brennt, stand einmal auf einer Autobahnbrücke mit roter Farbe geschrieben.

Wir auf dem Land, wir hier draußen lieben unsere Bäume, unsere Wälder und ihre kleinen und großen Bewohner: Schmetterlinge, Füchse, Luchse, Mungos und die vielen Vögel und Insekten, die wilden Tiere und auch unsere Hühner, Kaninchen, Katzen und Hunde, die domestizierten. Doch das Kunststück, dieses Leben in der Natur zu bestehen, beginnt am letzten Sonntag erst nach 17 Uhr. Der Wind war angekündigt mit Windstärken von 60 km/h. Die Feuerwehr von Monchique stellt über Nacht Wachen auf, um unser aller Leben zu schützen. Wir hier in Esgravatadouro gehen mit Schläuchen durch den Wald und nässen den Boden, bis die Dunkelheit uns nichts mehr sehen läßt. Dann packen wir ein und gehenen vom Wind umtost ins Haus. Währenddessen legen wir unser aller Leben in die Hände der “Bombeiros”, die hier und da die letzten Waldbrandnester mit Wasser und mit Hacken ausmachten, wie ein Stadtmensch den Lichtschalter umlegt. Wir delegieren an diese Fridenswächter unser aller Leben. Mehrmals in der Nacht gehe ich Streife. An Schlaf ist kaum zu denken. Du mußt immer bereit sein, sofort das Wasser anzustellen, die Sprinkler laufen zu lassen. Und wir sind noch nicht vollends geschützt, denn wir müssen uns das Geld für die Sprinkler erst verdienen. (www.eco123.info/crowdfunding/)

Das Leben im Klimawandel ist eine fragile Angelegenheit. Mal hast du noch soeben Glück, ein anderes Mal so richtig Pech. Die Brücke über einen trockenen Flußlauf ist ein angesägtes Brett, das jederzeit brechen kann, wenn wir einen Fuß drauf setzen. Wir leben jetzt im hier und heute seit 47 Jahren in einer Demokratie (1974 bis 2021) und das ist gut so. Doch die Zeit der Diktatur währte 48 Jahre, von 1926 bis 1974. Der Faschismus in Portugal ist noch lange nicht besiegt. Und es reicht nicht, ein paar Hubschauber mit Wasser zu schicken, um ein Feuer zu löschen. Die Demokratie ist schwach, weil sie jeden Tag und in allen Rathäusern bedroht wird, zum Beispiel von Analphabeten, die meinen, früher sei alles besser gewesen. Damals bei Salazar hätte es so etwas nicht gegeben.

Hat es nicht? Haben wir vergessen, das die “Talibane Portugals” die Pide die Andersdenkenen in die Kerker nach Peniche verfrachteten? Die Schlüsselfrage ist doch: was können wir tun, um unsere Demokratie vor einer neofaschistischen Partei aktiv zu verteidigen? Ich stamme aus einem Land, in dem sich der Faschismus lange Jahre gehalten hat und alle haben am Holocaust aktiv oder passiv mitgemacht. Hinterher wollte keiner etwas davon gewußt haben. Wie verlogen! Wir alle haben es versäumt, die PIDE in uns und aus unserer Demokratie zu vertreiben, aus vielen Behörden, Universitäten, Schulen, aus unseren alltäglichen Leben. Wir haben all die Jahre unsere Demokratie nicht gestärkt und stattdessen korrupte Politiker in die gut bezahlte Ämter gewählt. Ein Drittel aller Kandidaten für die 308 Bürgermeisterämter stehen mit einem Fuß im Knast. Wenn wir dieses Mal intelligent wählen, und uns die Kandidaten besser anschauen, wenn wir die Inkompetenz entlarven und dem ehrlichen Kandidaten unsere Stimme geben, stärken wir auch die Demokratie. ECO123 wird Sie darin unterstützen und jeden demokratischen Bewerber einer Feuertaufe unterziehen. Lesen Sie hier das Interview mit dem Kandidaten Bruno Estremores.

 

Zweiter Teil: Lesen und hören (Podcast) Sie das Interview mit Bruno Estremores ab hier. Sie benötigen ein aktives Abonnement um das nachfolgende Interview lesen zu können.

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Mit Eukalyptus liess sich einfach Geld verdienen…

ECO123: Wer ist Bruno Estremores?

Bruno Estremores: Ich bin in Monchique geboren, 47 Jahre alt und von Beruf Physiotherapeut. Zurzeit arbeite ich als Krankenhausdirektor der Gruppe Hospital Particular do Algarve (HPA) und außerdem bin ich Techniker für den Bereich Physische Rehabilitation in derselben Einrichtung.
Im Juli 2020 wurde ich gebeten, für die politische Kommission der PSD in Monchique, wo ich seit 20 Jahren aktiv bin, zu kandidieren, um ein neues kommunales Projekt für die Wahlen 2021 vorzubereiten. Es war mir eine Ehre, diese Einladung anzunehmen. Es ist auch eine interessante Herausforderung, wenn man bedenkt, dass ich Unternehmer bin. Ich gründete eine kleine medizinische Praxis in Monchique, die inzwischen in die Gruppe Hospitais Particulares do Algarve S.A. integriert wurde. Ich bin für die Rehabilitation der gesamten Gruppe verantwortlich, was mir Kenntnisse im Management verschaffte.

 

 

 

Ist es einfach oder schwierig, das “Erbe” von Rui André anzutreten?

Weder einfach noch schwierig. Ich bin nicht mit allen politischen Entscheidungen von Rui André einverstanden, aber ich verstehe und ich unterstütze vor allem einige Maßnahmen. Als Rui André das Bürgermeisteramt (von Carlos Tuta, Sozialisten, in 2009 Anm. der Redaktion) übernahm, hatte er 13 Millionen Euro Schulden bei den Banken und zehn Millionen Schulden bei der ADSE (Sozialversicherung für die Angestellten der Stadtverwaltung). Und nur wenige Menschen wissen das. Diese Situation war ziemlich peinlich, da den Arbeitnehmern ohne eine Zahlungsvereinbarung die medizinische Versorgung verweigert werden sollte, wenn sie einen Gesundheitsdienst aufsuchten. Wenn man in zwölf Jahren 22 Millionen Schulden abbezahlt, bleibt nicht viel übrig, um in andere, grundlegende Dinge zu investieren. Wir können uns natürlich die Möglichkeit offen halten, die Schulden in einigen Raten zu tilgen und einen grosen Teil davon dem Nächsten zu hinterlassen…

Das grösste Problem, das den Landkreis Monchique plagt, sind Waldbrände. Welche Maßnahmen würden Sie als zukünftiger Bürgermeister ergreifen, um dieses Problem in den Griff zu bekommen?

Mit mehr Einwohnern in Monchique und in den Bergen werden wir Land haben, das bestellt wird. Es ist gar nicht gut, wenn jemand sein Land bestellt und von verlassenem Land umgeben ist. Wir müssen den Wald effektiv umgestalten und mehr in die Prävention investieren, statt Millionen für das Löschen von Bränden auszugeben. Das allein ist keine Lösung.

Wie wollen Sie Monchique wieder besiedeln?

Mit attraktiven Lebensbedingungen. Zum Beispiel durch die Gewährung eines Zuschusses der Stadtverwaltung für den Kauf und die Sanierung von verlassenen Häusern im Stadtzentrum – bei gleichzeitiger Verringerung von Immobilienspekulation. In Bezug auf die Landschaft ist es ein bisschen so. Wir müssen die unangenehme Situation, die durch den kommunalen Masterplan (PDM) entstanden ist, bewahren…-.

-, den es nicht gibt.

Wir haben einen, aber der ist 30 Jahre alt und hätte schon vor zehn Jahren aktualisiert werden müssen. Das wird unser erstes Projekt sein.

Rui André hatte 12 Jahre Zeit, den PDM zu überarbeiten. Wird Monchique unter Ihren als Bürgermeister einen neuen PDM bekommen, in dem sowohl die Rolle der Forstwirtschaft als auch der Feuerschutzplan aktualisiert werden?

Es wird sechs bis sieben Jahre dauern, da die öffentliche Ausschreibung und die Zwänge von Monchique in das Natura-2000-Netz, das ökologische Schutzgebiet und das landwirtschaftliche Schutzgebiet einbezogen sind, was bedeutet, dass manchmal ein kleines Grundstück mit einer Ruine den Bau dort unrentabel macht.

Aber das hält sie nicht davon ab, mehr Eukalyptus zu pflanzen?

Dies sind die Widersprüche des portugiesischen Rechts.

Aber das Netzwerk Natura 2000 ist Europäisches Recht, welches in Monchique mit Füßen getreten wird.

Diejenigen, die in den Ministeretagen sitzen, denken nicht so wie die Menschen vor Ort, z. B. die Gemeinderäte. Wir sollten viel mehr Befugnisse haben (natürlich unter Aufsicht), insbesondere in Fragen der Waldumgestaltung.

Rumänien, Bulgarien ud Portugal sind laut Index die drei korruptesten Länder innerhalb der Europäischen Union. Wie korrupt muß ein Politiker eiegntlich sein, um gute Wahlchancen zu haben?

Politik, Religion und Fußball sind alles gute Dinge. Das Problem sind die Männer, die sie zu einem bestimmten Zeitpunkt vertreten. Wir haben gute Politiker und wir haben Politiker, die die schlechtesten in der Gesellschaft sind. Und wir leben in einem System mit einer gewissen Straffreiheit. Aber ich glaube, dass es immer noch möglich ist, gute Dinge zu tun, die zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum führen können. Für mich wird die Lösung der Probleme in Monchique immer über den Naturtourismus kommen, integriert in ein Netzwerk.

Auf der Asche des verbrannten Waldes?

Nein. Offensichtlich nicht. Es gilt, die Schäden aus dem Jahr 2018 zu beheben. Das Ökosystem selbst hat sich auf natürliche Weise stark regeneriert. Wir müssen Maßnahmen gegen invasive Arten wie Akazien initiieren. Vor dreißig Jahren gab es den Plan, Monchique in einen Biopark zu verwandeln – was etwas Außergewöhnliches gewesen wäre. Leider wurde das Projekt nie fertiggestellt. Vielleicht, weil es auf den ersten Blick nur geringe Einnahmen bringen würde. Monchique ist eine arme Gemeinde, die ohne staatliche Unterstützung bisher kaum Einnahmen erzielt hat.

Wenn wir von Einnahmen sprechen, beginnen wir mal über das Parkhaus zu reden. Ein geschlossenes Parkhaus voll illegaler Autos garantiert keine Einnahmen.

Zur Zeit genehmigt die Staatsanwaltschaft keine Bewegung im ersten Stock, in dem 2018 ein Feuer ausbrach. Aber da die Ermittlungen abgeshlossen wurden, muss das Parkhaus nur noch gesäubert werden. Danach muß es wiedereröffnet werden, denn es soll Einnahmen bringen. Öffentliche Einrichtungen sind dazu da, der Bevölkerung zu dienen. Das Problem besteht darin, dies mit den besten Mitteln und auf die beste Weise zu tun.

Wie sehen Sie die Bedrohung der Demokratie durch eine neofaschistische Partei wie CHEGA in Monchique?

Es gibt keine Bedrohung. Auf der CHEGA-Liste stehen nur vier Personen aus Monchique. Parteien brauchen im Gegensatz zu Bürgerbewegungen keine Unterschriften zu sammeln – sie müssen lediglich für ein Amt kandidieren. Wenn es ihnen gelingt, zwei Prozent der Stimmen in der Gemeindeversammlung zu erhalten, bekommen sie einen Zuschuss vom Staat.  Und das ist es, was die interessiert!
Ich habe Freunde in allen politischen Lagern, aber in Monchique interessiert man sich nicht für Parteien, sondern eher für Kandidaten.

Warum wollen Sie eigentlich Bürgermeister werden?

Ich glaube, dass ich in der Lage bin, mehr und Besseres zu tun als das, was in den letzten 30 Jahren getan worden ist. Die Erfahrung in den Bereichen Management und Ressourcen hat mir die Fähigkeit verliehen, die Gemeinde zu gestalten. Jede öffentliche Einrichtung sollte den öffentlichen Teil im Auge haben, aber auf wirtschaftliche Art und Weise und mit gut eingesetzten Mitteln verwaltet werden.

Heißt das, dass Sie vorhaben, das Krankenhaus, das Gesundheitszentrum zu schließen, um eine private medizinische Einrichtung daraus zu machen?

In Monchique leben viele ältere Menschen mit einer Rente von rund 300 Euro – die Eröffnung eines privaten Krankenhauses wäre ihr Todesurteil. Das Gesundheitszentrum, für dessen Bau die Stadtverwaltung zuständig ist, für dessen Personal aber der Staat verantwortlich ist, kann nur von uns als Gemeindeverwaltung betrieben werden, um mehr Ärzte und Krankenschwestern in Monchique zu bekommen. Bis vor sechs Jahren war Monchique eines der am besten geführten Gesundheitszentren mit fünf Ärzten; jetzt hat es nur noch zwei Ärzte. Bei der Unterstützung von COVID-19 kommt es in der Praxis nur auf einen Arzt. Es gibt ältere Menschen, die nicht in die Apotheke gehen, um sich ihre Medikamente zu besorgen, weil sie sich diese ohne ärztliche Verschreibung nicht leisten können. Trotz meiner Arbeit gehe ich weiterhin in das Gesundheitszentrum von Monchique, wo ich meinen Hausarzt habe. Ich nutze weiterhin den öffentlichen Dienst, der seine Daseinsberechtigung hat, vor allem, weil der Staat eine soziale Funktion für diejenigen haben muss, die ihn am meisten brauchen.

Wir sind fast alle Opfer bzw. Geschädigte des Brandes von 2018 und warten seit drei Jahren auf staatliche Unterstützung. 61 Menschen verloren ihren ersten Wohnsitz, 50 ihren zweiten. Wir sprechn von Häusern. Wie werden Sie mit diesem Erbe von Rui André umgehen?

Manchmal liegt das Problem von Rui André in der unzureichenden Kommunikation seiner Politik. Seine Absicht war sicherlich immer die Beste. Der Staat wollte an Monchique ein Beispiel statuieren. In Pedrogão Grande gab die Regierung das Geld direkt an die Stadtverwaltung, die dann die Häuser wieder aufbaute. (Und Geld verschwand. Anm. der Redaktion)

Und die Lösung in Monchique liegt wo?

Ohne mit dem Institut für sozialen Wohnungsbau (IHRU)zu sprechen, kann ich Ihnen das nicht genau sagen. Sie wollten das Verfahren beibehalten und ließen den Stadtrat rechts liegen. Wir werden ein zweites Problem haben, bei dem ich denke, dass der Stadtrat entscheidend sein kann. Sie sind bereits dabei, den Wiederaufbau der Häuser zu genehmigen. Wir stellen aber fest, dass die Opfer nur noch mit dem Nötigsten ausgestattet sind – sie haben kein Geld, um ein Architektur- oder Ingenieursprojekt in Auftrag zu geben. Wenn ich gewählt werden sollte, wird der Stadtrat eine öffentliche Ausschreibung durchführen und Architekten und Ingenieure beauftragen, um die Projekte (Zeichnungen, Pläne etc.) für all die Hausbesitzer zu garantieren, die keine Mittel dafür haben. Und dann gibt es da noch die Probleme mit den illegalen Anbauten, die über das ursprüngliche Projekt hinaus gebaut wurden, und jetzt erst sehen die Leute die offizielle Zeichnung, die ihrem wirklichen Haus nicht gerecht wird.

In Caldas haben wir ein Unternehmen, das 37 Hektar für Hotels etc. für sieben Millionen Euro gekauft hat. Es hat keinen Cent an Grunderwerbssteuer IMT gezahlt. Der Gemeinde gingen mehr als 500.000 Euro an Steuern verloren. Auch eine Entscheidung von Rui André?

Das war ein Beschluss der Assembleia Municipal (des Kreitages) von Monchique.

Auf Anregung des Bürgermeisters. Mit diesem Betrag hätte ein Fonds für die Opfer eingerichtet werden können. In der Nähe des städtischen Lagerhauses hat das Rathaus eine Fläche angemietet, um Sachspenden einer belgischen Gemeinde zu lagern; Mittel, die nie an die bedürftigen Opfer von 2018 verteilt wurden.

Ich kann mich dazu nicht äußern, ich weiß nichts darüber. Was die Ausnahmeregelung für Caldas de Monchique betrifft, so bin ich dagegen gewesen, und wenn ich an dem Tag anwesend gewesen wäre, hätte ich auch dagegen gestimmt. Rui André nahm den Antrag des Unternehmens auf Steuerbefreiung entgegen, schlug eine Abstimmung im Kreitag vor, und dieser stimmte mehrheitlich dafür. Wer waren die Abgeordneten, die dafür gestimmt haben? Von der PS stimmten alle dafür, mit Ausnahme des Gemeinderates von Alferce; von der PSD gab es eine Gegen- und eine Ja-Stimme. Wenn Sie sich über die Beziehungen zwischen der Fundação Oriente (ehemaliger Eigentümer von Caldas) und der PS informieren, werden Sie feststellen, dass die Führer der PS dieselben sind, die auch die Fundação Oriente geleitet haben. Es muss also einen gewissen Druck innerhalb der PS gegeben haben, dafür zu stimmen. Unabhängig von dieser Entscheidung bleibt die Millionen-Dollar-Frage: Sind Sie dafür oder dagegen?
Von Natur aus sollten wir dagegen sein, denn alle anderen Käufer müssen diese Steuer bezahlen. Aber wenn man vorausgesagt hätte, dass das Unternehmen mit diesem Wert Caldas requalifiziert, 100 weitere Arbeitsplätze schafft, die Gebäude saniert und Potenziale schaffen würde? Aber nein… im Gegenteil, der neue Besitzer hat Personal entlassen.
Ja, es hat genau das Gegenteil bewirkt. Für diese Ausnahme hätte ein schriftlicher Vertrag mit den Vertragspartnern unterzeichnet werden müssen. So haben wir nichts in der Hand.

Wir befinden uns in einer ländlichen Gegend, mitten in einem ehemaligen Wald. Welches sind die wichtigsten Elemente, die wichtigsten Ressourcen  in diesem Umfeld?

In Monchique ist die Frage des Wassers meiner Meinung nach von grundlegender Bedeutung. Dieses Jahr hat es viel geregnet – mehr als in den Vorjahren. Was haben wir getan, um dieses Wasser aufzufangen, damit wir es in Dürreperioden nutzen können? Nichts. Da wir im Winter viele Bäche haben, die Wasser führen, sollten wir kleine Stauseen anlegen – in Monchique gibt es seit fast 25 Jahren keine Teiche mehr -, die nicht nur zur Bewässerung der neu gepflanzten Erdbeerbäume dienen, sondern auch im Falle eines Brandes genutzt werden können. Es ist etwas völlig anderes, wenn ein Feuerwehr-Hubschrauber ein Wasserloch in der Nähe hat, als wenn ein Hubschrauber erst zehn Kilometer weit fliegen muss, um Wasser in die Berge zu bringen. Wir müssen uns also in die Lage versetzen, dieses Regenwasser zu stauen und Reservoirs anzulegen – und für das Land und die Subsistenzlandwirtschaft der vielen Familien, die von der familiären Landwirtschaftt leben. Diese von der Troika mitveranwortete Wirtschaftskrise hat auch eine gute Sache bewirkt. Wir haben gesehen, dass viele Menschen aus Portimão, die Verwandte in Monchique haben, an den Wochenenden wieder hierher kommen, um in der Subsistenzlandwirtschaft zu arbeiten. Neben dem wirtschaftlichen Mehrwert besteht der Vorteil darin, dass der Boden wieder bestellt wird, was eine wichtige Voraussetzung für den Schutz vor Bränden ist und Selbstversorgung garatiert. Es macht mich traurig, diese Terrassen – für mich die schönsten Dinge in Monchique – mit Eukalyptusbäumen in ihrer Mitte zu sehen. Diese von Hand angelegten Terrassen müssen landwirtschaftlich bewirtschaftet werden.

Brauchen wir weniger Eukalyptus in Monchique?

Wir brauchen weniger Eukalyptus für unsere Wirtschaft, aber wir brauchen auch eine Wiederaufforstung.

Mehrere Familien haben bereits damit begonnen, Eukalyptusbäume rauszureißen und mit einheimischen Arten aufzuforsten. Es gibt Menschen, die Solarenergie als Einkommensquelle nutzen.

Ich bin dafür, die vorhandenen Arten neu zu ordnen und um die Gemeinde und die Dörfer herum Eindämmungsstreifen mit verschiedenen Arten anzulegen, die nicht so leicht brennen – aber wir müssen auch zugeben, dass Dutzende von Unternehmen in Monchique auf Eukalyptus angewiesen sind.

Brauchen wir einen neuen Plan für eine nachhaltige Wirtschaft?

Ja, um vom Naturtourismus zu leben, mit neuen neuen Baumarten, der Reduzierung des Eukalyptus, Förderung und Sensibilisierung der Bevölkerung für die Anpflanzung von Kastanien, Eichen und anderen einheimischen Arten. Früher, als wir heirateten, mussten wir Tisch und Stuhl aus Kastanienholz mitnehmen. Mit Eukalyptus liess sich leichtes Geld verdienen, das grüne Gold: Aber das gehört zur schlechten Vergangenheit, und wir müssen über eine gute Gegenwart, und über eine bessere Zukunft nachdenken.

Was werden wir gegen die Asbestdächer in Schulen unternehmen?

Rui André erhielt Mittel für die Asbestsanierung und weitere Mittel für die Modernisierung von Schulen. Mehrere Gebäude werden ein zweites Stockwerk erhalten. Weil wir knapp bei Kasse sind, ist es eine gute Idee, beides gleichzeitig zu tun. Die Schule in Monchique, deren Projekt für ein zweites Stockwerk bereits genehmigt wurde, untersteht nach wie vor dem Bildungsministerium und nicht dem Rathaus. In der Schule in der Gemeinde Marmelete, die der Gemeinde gehört, sollten die Arbeiten am 12. Juli aufgenommen werden, aber weil die Behörde für Arbeitsbedingungen (ACT) noch keine Stellungnahme abgegeben hatte, ruht die Arbeit. Die Tatsache, dass Monchique weitab in den Bergen liegt, macht es für Bauherren wenig interessant. Wenn man die Männer und die Baustelle mit einbezieht, erhöht sich der Preis der Arbeit um 20 bis 30 %. Marmelete’s Gemeindeverwaltung hat zwei Projekte im Wert von fast 500.000 Euro genehmigt (einen Wohnwagenpark und einen Picknickpark), und sie haben Probleme, Bauunternehmer zu finden. Wir sind an diesem Punkt angelangt.

Falls Sie in sechs Wochen zum Bürgermeister gewählt werden sollten, welche Bedeutung werden Sie der Renovierung der Schule in Marmelete beimessen?

Auf jeden Fall eine grose, denn Marmelete hat mehr Kinder als noch vor einigen Jahren. Diese Gemeinde ist vor allem mit der ausländischen Gemeinschaft gewachsen. Die Schule wird zum Unterrichtsbeginn  im September noch nicht fertig, aber im Oktober wird sie fertig sein.

Bruno, Sie haben selbst zwei Kinder. Gehen die in Monchique zur Schule?

Ja, die Schule in Marmelete hätte unter den gegebenen Bedingungen im vergangenen Dezember gar nicht eröffnet werden dürfen. Die Menschen in Monchique kritisieren gerne, aber sie müssen aktiver werden, mehr fordern. Man muss sich an die richtige Stelle wenden und nachfragen.  Wer ein politisches Amt übernimmt, muss in der Lage sein, die Erwartungen der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger zu erfüllen; die Einrichtungen müssen im Dienste aller stehen, nicht nur einiger weniger.

Was ist in Ihrem Programm im Bereich Kultur vorgesehen?

Wir haben Kultur, und wir haben Kunst und Handwerk. Das Problem mit dem Casa do Povo (Haus des Volkes, Anmerkung der Redaktion) ist, dass es nicht dem Rathaus gehört, sondern der Sozialversicherung. Es gibt ein ähnliches rechtliches Problem wie das des Parkhauses. Vielleicht sollte sich der Bürgermeister aus seinem Sessel herausbewegen, nach Faro fahren und mit den richtigen Leuten sprechen, damit wir eine kleine Mehrzweckhalle bekommen.

Das auffälligste Problem in Monchique ist derzeit die Feuerwehr. Sie verfügen über eine gute Ausrüstung an Pumpen und Löschfahrzeugen. Im Oktober wird sie ein neues, fast 300.000 Euro teures Löschfahrzeug bekommen. Aber ins Gebäude selbst regnet es hinein, die Toiletten und Duschen sind marode. Wir müssen die Bedingungen für diese angstellten und freiwilligen Feurwehrleute einfach verbessern. In 12 Jahren hat das Rathaus 4,5 Millionen Euro in die Feuerwehr von Monchique investiert. Angesichts des Umfangs unseres Haushalts haben nicht viele Gemeinderäte woanders so eine Investition getätigt.

In was wurde dieses Geld investiert?

In die Löschmannschaften, in die Fahrzeuge… Als der neue Kommandeur eintraf, gab es zwischen den kaputten Fahrzeugen, den abgefahrerenen Reifen und den Schulden bei den Lieferanten viel zu tun. Letzte Woche, zum Jahrestag unserer Vereinigung, erhielt jeder bei der Feuerwehr von Monchique zum ersten Mal seit 88 Jahren eine nagelneue persönliche Schutzausrüstung. Die letzten wurden immer Second Hand in Belgien eingegekauft.

Wir haben auch kein Amt für Zivilschutz, das im Brandfall die Feuerwehr, das Militär und die Bevölkerung koordiniert. Die Bombeiros (Feuerwehr) gehören nicht zum Katastrophenschutz – sie sind Teil des Zivilschutzes. Das Rathaus Monchique braucht einen Schlepplift. Wir haben nur altes, unzureichendes Gerät. Wir müssen zwei oder drei Raupen bereithalten, um im Sommer Wege zu schieben, um Waldbrände einzudämmen; im Winter müssen diese Maschinen die Feldwege reinigen und die Fahrspuren anlegen, damit das Feuer im Falle eines Brandes an Ort und Stelle sofort erreicht und gelöscht werden kann.

Ich danke Ihnen für das Gespräch.

 

Uwe Heitkamp (60)

trained TV journalist, book author and hobby botanist, father of two grown-up children, knows Portugal for 30 years, founder of ECO123. Translations : Dina Adão, Tim Coombs, João Medronho, Kathleen Becker
Fotos: Uwe Heitkamp, dpa

 

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