Leo Lobo | Circus Vagabunt
Leo Lobo ist 39 Jahre alt. Geboren in Osnabrück, Sohn portugiesischer Gastarbeiter. Sein richtiger Name ist Sergio Augusto. In den 70er Jahren emigrierte die Familie nach Deutschland. Sein Vater arbeitete in der Automobilindustrie, die Mutter ging putzen. Als Sechsjähriger kehrte er zurück nach Portugal, um bei Tante und Onkel zu leben und um hier zur Schule zu gehen. Deutsch sprechen und schreiben macht er sehr intuitiv. Mit 21 Jahren ging er wieder zurück nach Deutschland, um in einer Schule namens “Seifenblase” in Oldenburg eine Ausbildung in Zirkuskunst zu absolvieren – Schwerpunkt Lehre/Pädagogik.
Verdienen Sie Geld, um Zirkus zu machen, oder machen Sie Zirkus, um Geld zu verdienen?
Leo Lobo: Weder noch. Mein Leben war schon immer eine bunte Reise. Ich nahm an einem Projekt namens “Zirkus macht stark“ teil. Ich habe diese Kunst in Deutschland als Mittel zur Pädagogik entdeckt. Das hat mir viele Türen geöffnet. Die Ausbildung wird gratis angeboten. Sie kostet also nichts. Dahinter steht der Ansatz, Menschen an sich selbst wachsen zu lassen. Ich persönlich gewann dadurch wirtschaftliche und emotionale Stabilität. Zirkus ist ein gutes pädagogisches Werkzeug, auch weil es mit non-verbaler Kommunikation arbeitet: wir haben da das Jonglieren, die Akrobatik und eine gute Gruppendynamik.
Ich mag die Deutschen, weil sie offen und freundlich sind. Auch Portugiesen können – außerhalb ihres eigenen Landes – diese Art von Umgänglichkeit lernen und zeigen. Vor drei Jahren kehrte ich nach Portugal zurück, um einige Träume zu verwirklichen, zum Beispiel das Festival “Talentejo”. In diesem Land jedoch muss man ein Projekt als erstes beim Finanzamt anmelden, muss Einnahmen und Ausgaben nachweisen. Noch sehe ich nicht, wie ich hier zurechtkommen kann. Niemand will in Bildungsangebote investieren, weder die Gemeinden noch die Stadtverwaltungen. Alles ist total bürokratisch. Als Rettungsschwimmer kann man wohl überleben. Aber in Bereichen wie Ökologie oder Bildung ist es sehr schwierig.