Wildwachsende Pflanzen aus Feld, Wald und Wiesen, wie zum Beispiel schlichte Blätter, aber auch Sprosse oder Wurzeln, enthalten alle für den menschlichen Körper erforderlichen Nährstoffe. Für die Menschheit bilden sie seit Anbeginn der Zeit die Nahrungsgrundlage.
Bernd Gerken, Professor, (66) entschloss sich im Jahr 2006 in Portugal zu leben, nachdem er viele Jahre lang die Essbarkeit von Wildpflanzen in verschiedenen Lebensräumen studiert hatte.
Gerken kam zu dem Ergebnis: “In Portugal gibt es eine große Vielfalt an Böden und Bewuchs mediterranen Charakters. Eine große Zahl der Pflanzen und Kräuter haben medizinischen Wert. In den trockenen Monaten jedoch, von etwa Mai bis September oder Oktober, gibt es einen Zeitraum, in dem eine Bewässerung erforderlich ist, möchte man sich von Wildpflanzen ernähren.” Eine Ernährung mit Wildpflanzen ist mit vielen Vorteilen verbunden. Ihre Vielfalt und Fülle bietet uns eine kostenlose Nahrungsquelle, und in einer Notlage können sie unser Überleben sichern. Allerdings haben die meisten Menschen Vorbehalte gegen das Essen direkt aus der Natur.
Es handelt sich für Portugal um ein außergewöhnliches und neuartiges Wissensgebiet. Die gewonnenen Erkenntnisse über die Genießbarkeit einzelner Wildpflanzen, ihrer Heilwirkungen und Nährstoffgehalte machen nur einen Teil dieser Wissenschaft aus.
Bei der Photosynthese produzieren die Pflanzen organische Stoffe, die uns als wertvolle Nahrungsquelle dienen. Pflanzen speichern Mineralien und organische Substanzen, die für den menschlichen Organismus eine wichtige Rolle spielen. “Einer der wichtigsten Aspekte unserer Nahrung ist das Grün! Unsere Nahrung muss viel Grün enthalten”, bekräftigt der Ökologe. Viele Blätter haben einen hohen Nährwert und auch medizinisches Potenzial, aber nicht jede Pflanze ist auch gut für uns. Auch muss man Faktoren wie in der Nähe ausgebrachte Pestizide oder die Kontaminierung mit tierischen Exkrementen berücksichtigen. Gerken empfiehlt nachdrücklich, beim Sammeln von Wildpflanzen einige Dinge zu beachten, zum Beispiel vorbeugend nur Pflanzen ab einer bestimmten Höhe über dem Boden zu ernten.
Auch die äußere Erscheinung gibt uns einen Hinweis auf ihren Wert für unsere Ernährung. Gerken rät, “nur gesund aussehende Pflanzenteile zu ernten, ohne durch Insekten oder Pilze verursachte Schäden und: abgebrochene Teile vermeiden. Je jünger das Aussehen eines Blattes, desto besser sein Geschmack.”
Der Geschmack der Pflanzen ist sehr unterschiedlich – von sehr süß bis ziemlich bitter. Auch die Beschaffenheit variiert von glatt und weich bis runzelig hart.
Der Weißdorn (lat. Crataegus) kommt an den Wegrändern und Bachläufen recht häufig vor und kann zu Ernährungs- wie auch medizinischen Zwecken genutzt werden. Selbst einfaches Gras kann als Vorspeise dienen, da es fein und leicht zu kauen ist.
Die Blüten und Blätter wilder Rosen (“Hagebutten”) können wie die ihrer domestizierten Verwandten verzehrt werden, aber auch die Blätter von Gartenerzeugnissen wie z.B. Kohl und sogar von Kakteen.
Um sich und den Organismus an den oft bitteren Geschmack von rohen Wildpflanzen zu gewöhnen, kann man sich einen “Smoothie” als Mahlzeit daraus herstellen, denn der Körper muss sich erst anpassen. Oder man gewöhnt sich an, ein hartes Blatt gefaltet in die Wangentasche zu stecken. Eine Zeitlang später hat es dann eine gelbliche Farbe bekommen, ein Zeichen dafür, dass die Enzyme aus dem Speichel die Zellen aufgeschlossen haben.
Es sei nicht ratsam, mit dem Essen von Wildpflanzen zu beginnen, ohne sich über die Pflanzenwelt in der Umgebung kundig zu machen. Eine einführende Lektüre zu diesem Thema sowie geführte Exkursionen vermitteln ein erstes Basiswissen zum Thema “Essbare Wildpflanzen”. Professor Bernd Gerken gibt den Rat: “Esst so wild wie möglich!”