Fischen vom Strand aus.
Sechs Uhr morgens: wir parken an einem einsamen Ort, wo sich die Mannschaft am Strand der Meia-Praia bei Lagos, langsam einfindet. Wir überqueren eine Bahnlinie und die Dünen, bewegen uns zielstrebig in Richtung eines Ruderbootes – eines Fischerbootes – welches wir zwar erahnen, jedoch nicht wirklich sehen. Es ist die Absicht, der traditionellen Treibnetzfischerei beizuwohnen. Einzig der Außenbordmotor und die leichteren Netze deuten eine kleine Modernisierung an. Um sechs
Uhr morgens und mit dem ersten Tageslicht beginnen die Vorbereitungen, um das Boot mit Hilfe von nassen Balken ins Wasser gleiten zu lassen. José Bala, ein „Indianer der Meia-Praia“, ist der Meister. Er ist auch der Besitzer der Ausrüstung, welche er mehr aus Gründen der Tradition und aus Freude an dieser Methode einsetzt, statt des spärlichen Gewinnes. Er sticht mit zwei Besatzungsmitgliedern in See, wobei eine Ecke des Netzes am Strand verbleibt. Langsam gibt
er Netz, wobei die Auftriebskörper an der Wasseroberfläche schwimmen und die Bleie im Meer versinken. Er bildet einen Halbkreis. 40 Minuten vergehen für die 100 Meter, die er sich vom Strand entfernt. Schließlich legt er in einer Entfernung von circa 80 m vom Ursprungsort wieder an. Der Rest der Besatzung nutzt die Zeit, um etwas zu essen, sich auszuruhen und um ein Schwätzchen zu halten. Das Boot wird aus dem Wasser gezogen und auf den Strand zurückgebracht. 32 Teilnehmer teilen sich in zwei Gruppen auf und schleppen gleichzeitig an beiden Enden des Netzes ziehend, die Fische und alles was im Netz zappelt, an Land. Sie stapfen mit einem Riemen, der an den Enden der Netze befestigt ist, über die
Schulter gezogen durch den Sand. Es ist eine harte Arbeit. Die beiden Reihen kommen auf einander zu, damit sich der Sack schließt. Nur eine Person ist weniger als 40 Jahre alt. Jedoch gibt es viele, die doppelt so alt sind. Auch zwei Frauen in fortgeschrittenem Alter scheuen keine Strapazen und tragen ihren Teil bei. Nach einer Stunde und unendlich vielen witzigen Geschichten, die zwischen allen Teilnehmern hin und herfliegen, werden die Auftriebskörper sichtbar, ein Zeichen, dass das Netz ankommt. Es ist der Moment der Spannung: Wie gut und wie zahlreich ist wohl der heutige Fang? Auch die Möwen bekommen Wind von einem möglichen Bankett. Ist der Fischfang reich, sieht man das Wasser durch die Bewegungen der gefangenen Fische sprudeln. Brodelt das Wasser nicht, wirft der Meister zwei oder drei Hand voll Sand, um eine Reaktion hervorzurufen. Hier sehen wir das traditionelle Gesicht der Fischerei: das Unbekannte. Die Teilnehmer werden in Naturalien bezahlt. Mal kehren sie mit leeren, mal mit vollen Händen heim. Das fantastische Finale endet im Teilen der kleinen Makrelen mit den Möwen, die diese sogar aus der Hand fressen. Über die größten Fische streiten sie. Kann man diesem an der Algarve beinahe einzigartigem Schauspiel beiwohnen? Ja, aber das ist wetterabhängig. Versuchen Sie es dienstags und samstags. Östlich der Tankstelle gibt es einen Bahnübergang. Am Strand angekommen, biegen Sie nach rechts und finden das Fischerboot in circa 100 m Entfernung.