Der vermutlich letzte portugiesische Luchs wurde Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts im Monchique Gebirge gesehen. Wahrscheinlich schossen ihn Jäger tot. Aber bereits vorher geriet er in existenzielle Not. Die Population des Wildkaninchens, von dem sich der Luchs nahezu ausschließlich ernährte, verringerte sich durch eine epidemische virale Krankheit und durch die Jagd. Langsam verhungerten die Luchse. Der größte Feind des iberischen Luchs aber bleibt der Mensch und sein liebstes Spielzeug, das Auto.
Vor diesem Hintergrund sind wir bescheiden geworden und feiern den Geburtstag in Demut. Vor genau zehn Jahren startete das wichtigste Erhaltungsprogramm im andalusischen El Acebuche bei Huelva. Es sollte uns den vom Aussterben bedrohten iberischen Luchs (Pardelluchs) durch ein Ex-Situ „Conservation-Programme“* zurück in die natürlichen Lebensräume bringen. Der iberische Luchs ist die am stärksten bedrohte Katzenart der Welt, betont die Internationale Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen (IUCN) in der Schweiz.
Seit 2005 arbeiten mehrere Forschergruppen interdisziplinär an dem Zuchtprogramm, das 60 fortpflanzungsfähige Tiere in fünf Zentren betrifft. Im Doñana Nationalpark in Matalascañas (El Acebuche) bei Huelva begann bereits 1992 die Vorbereitung auf das sehr aufwendige Zuchtprogramm. In 2005 kam Jerez de la Frontera dazu, in 2007 „La Olivilla“ in der Nähe von Jaén. Am 26. Oktober 2009 eröffnete im Vale Fuzeiros bei Silves das portugiesische „Guantanomo“ unter Leitung von Aguas do Algarve und dem ICNF. In 2011 eröffnete Zarza de Granadilla bei Cáceres im Extremadura.
Nach neuesten Erkenntnissen aus den vergangenen fünf Jahren werden in den kommenden Jahren bis 2019 jährlich zwischen 20 und 40 Jungluchse zum Aussetzen in die Natur der iberischen Halbinsel zur Verfügung stehen.
In Portugal wurden bis Mitte Mai zehn dieser bis zu 70 cm großen Wildkatzen, hauptsächlich im östlichen Alentejo, im Parque Natural de Guadiana bei Mertola, ausgesetzt. Bislang überlebten neun Luchse. Eine Katze, das Weibchen „Kayakweru“, das im Februar dieses Jahres ausgesetzt worden war, wurde am 12. März vergiftet wieder aufgefunden. „Für die Zukunft ist ungewiss, ob Luchse die Möglichkeit haben werden, ihre Lebens- und Fortpflanzungsmechanismen an die durch Menschen beherrschten Umweltbedingungen anzupassen“, sagt Steven Seet, Pressesprecher des Leibnitz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin gegenüber ECO123.
Das Institut ist wissenschaftlicher Partner im Erhaltungszuchtprogramm des iberischen Luchses. Seit 2012 besuchen WissenschaftlerInnen des IZW die fünf Erhaltungszuchtstationen in Spanien und Portugal und trainieren Tierärzte und Pfleger vor Ort in diversen Workshops. Mit praktischen Übungen, Vorlesungen und Diskussionen wurde ein Schnelltest zur Trächtigkeitsdiagnose bei Luchsen vermittelt. Die Durchführung und Interpretation des Schnelltests ist Basis für das Labortraining. Gemeinsame Projekte zwischen Portugal, Spanien und Deutschland dienen der Erforschung der Lebensweise, Gesundheit und Fortpflanzung und zielen letztendlich auf eine Auswilderung von Jungtieren in ehemalige Lebensräume ab.
Ein Luchs bekommt durchschnittlich einmal im Jahr zwei bis drei Junge. Luchse sind nachaktive Einzelgänger und können durch ihre fünf bis acht Zentimeter großen Ohrpinsel besser hören und sich besser orientieren. Ende 2014 lebten in Spanien und Portugal 149 Exemplare des lynx pardinus in menschlicher Obhut und 309 in freier Wildbahn.
Weitere Informationen:
www.lynxeexsitu.es
www.izw-berlin.de/luchs