Samstag, der 16. Dezember 2023.
Viele sehen im bequemen Autofahren eine Befreiung vom mühseligen zu Fuß gehen. Ich hingegen kämpfe seit Jahren mit dem Lärmpegel des Autodroms der Algarve, wo zu dieser Zeit des Tages gerade wieder Testfahrten zu irgendeinem Autorennen stattfinden. Es ist der Verbrennermotor, der Benzin in stinkige Abgase verwandelt, ohrenbetäubend obendrein, wenn der Wind aus Südwest vom Atlantik herüberbläst und mit ihm der nicht enden wollende Lärm. Dabei gäbe es bereits leise, saubere und umweltfreundliche Alternativen im Bereich der Motoren. Man muss das nur wollen, oder?
Ich behaupte hier einfach mal, daß Autofahrer mit Verbrennermotor keinen Grund haben, mit ihrem Kraftstoff vorsichtig und nachhaltig umzugehen. Es schreibt ihnen keiner vor, so wenig wie möglich Kraftstoff zu verschwenden – ganz im Gegensatz zu E-Autofahrern, deren Reichweite begrenzt ist. Es wird gefahren nach dem Motto Gib dem Gaul die Sporen, koste es was es wolle. Denn so lange noch genug Kraftstoff (der Tiger) im Tank ist und im Markt, das Netz der Tankstellen reicht gewöhnlich bis zum Horizont und wenn der Tank irgendwann mal leer wird, kann eben nachgekauft und wieder vollgetankt werden. Das Leben scheint eines der unbegrenzten Möglichkeiten. Scheint. So geht das tagein-tagaus und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch morgen: die Verbrenner-Motoren in den stinkenden Autos, ob auf der Straße oder der Formel 1 Rennstrecke der Algarve.
Das wissen die Mineralölkonzerne genau und sie wissen auch, wie sie den Klimawandel damit befeuern. Seit Exxon im Jahre 1963 in den USA eine erste Studie in Auftrag gab um herauszufinden, welche klimatischen Folgen das Autofahren mit Benzin- und Dieselmotoren haben könnte, weiß man in den Vorstandsetagen des Mineralöl-Multis sehr genau, wie heiß und trocken die Zukunft mit BIG OIL auf Erden werden wird. Und der nächste Waldbrand kommt bestimmt.
In diesen Tagen findet nun die nächste Klimakonferenz ausgerechnet in Dubai statt. Und aus dem Auspuff in die Atmospäre unseres Planeten strömt weiterhin das Klimagas CO2 in Gigatonnen. Und ja, es ist ja so bequem, allein im Auto zu sitzen und zu fahren. Und bis eines fernen Tages das allgemeine Verbrenner-Verbot in der EU kommen wird, liegen die meisten von uns schon auf dem Friedhof…
Szenenwechsel. Auf einem runden Verkehrsschild steht 50 km/h in schwarz geschrieben, rot umrandet. Ich halte mich mit meinem Stromer, dem Elektroauto, daran, doch werde ich von einem stinkenden Dieselfahrzeug, das mindestens 90 km/h fährt, inmitten einer Ortschaft überholt. Am Ende ist es nicht nur ein Stinker, sondern eine ganze Armada von stinkenden Verbrennern, die mich überholen. Warum? Sie alle fahren mit weit über 50 Stundenkilometern, mit einer Geschwindigkeit, die immer noch zu selten auf der Nationalstrasse 266 zwischen Monchique und Portimao kontrolliert wird. Und so frage ich mich, ob Kraftfahrzeugen, mit fossilen Brennstoffen betrieben, jede Geschwindigkeitsübertretung erlaubt wird? Jeder zweite Mensch in Europa, statistisch gesehen, fährt einen Stinker. Gerade einmal drei Prozent aller Kraftfahrzeuge sind 2023 Stromer.
Geschwindkeitsbegrenzung ist kein schönes Wort, aber wenn man es einmal genauer betrachtet, bekommt es einen tieferen Sinn. Es raubt einem nicht mal eben die Freiheit, so schnell zu fahren, wie man kann und will – nein, es verhindert schwere Unfälle und es reduziert die Emissionen des klimaschädlichen Treibhausgases CO2. Das Ziel klar vor Augen: alle am Straßenverkehr teilnehmenden Kraftfahrzeuge verhalten sich umweltfreundlich, halten sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen und im besonderen, emittieren sie keine Abgase mehr, also bewegen sich mehrheitlich elektrisch oder per Brennstoffzelle. Von diesem Ziel sind wir in diesen Tagen noch meilenweit entfernt. Werden wir es jemals erreichen?
Mir ist bewußt, daß erst ab 2035 in Europa keine neuen Stinker mehr zugelassen werden. Die Ziele des Klimaschutzes, die „Null Emission“ zu erreichen, wie wollen wir das eigentlich schaffen? Und was bedeutet das für all die vielen alten Stinker? Wann endlich werden diese aus dem Verkehr gezogen und wie soll das geschehen? Werden eines schönen Tages ab 2035 die Tankstellen im Land vom Gesetzgeber geschlossen? Oder wird das Benzin oder der Diesel zuerst verknappt und in einem zweiten Schritt verboten? Wird es ein schleichendes Verbot geben oder ein vom Gesetzgeber festgelegtes Datum, an dem die Stinker keine fossilen Brennstoffe mehr tanken dürfen, können, sollen? Und was passiert dann? Dürfen wir steuerzahlenden Bürger dann umsonst Bus und Bahn fahren?
Die Frage, die es zu beantworten gilt lautet: wie und auf welche Weise wird es dem Staat gelingen, die fossilen Zeitgenossen aus dem Straßenverkehr zu ziehen, ohne daß es diesbezüglich zu einem Volksaufstand kommt? Eine ganze Menge Potential für eine Revolution liegt nämlich auf der Straße. Sie beginnt bei Geschwindkeitsübertretungen – und sie endet beim zukünftigem Müll für die Schrottpresse, der den Teer zur Zeit „pflastert“, wenn all die Stinker eines Tages das Zeitliche segnen sollen. Wohin also mit dem Müll, wohin mit den Ressourcen?
Womit wird der Niedergang des Stinkers beginnen? Die Mineralölkonzerne hätten 1963 in ihrer Zukunftsanalyse besser auch einmal gefragt, welche Rolle sie noch spielen, wenn das Erdöl im Boden verbleibt? Und die Tankstellen? Und andersherum, von wo soll der Strom kommen für eine Flotte von rund fünf Milliarden Automobilen weltweit? In Portugal wären das nahezu nur fünf Millionen zugelassene Kraftfahrzeuge. Wie viele Ladestationen braucht man für so viele Autos? Oder könnte der Öffentliche Personennah- und Fernverkehr eine echte Alternative werden? Viele Fragen auf einmal. Beginnen wir mit der Beantwortung Schritt für Schritt.
Wird noch rechtzeitig vor einem Exit der mit fossilen Brennstoffen fahrenden Stinker eine neue E-Technik, ein Retro-Kit auf den Markt kommen, mit dem jeder Stinker konvertiert, also umgerüstet werden könnte und dann in einem zweiten Leben elektrisch oder per Brennstoffzelle dahingleitet? Ein solch innovatives, technologisches Angebot wäre dann ganz sicher revolutionär, denn eine sanfte Transformation mit einem Retro-Kit würde den Straßenverkehr und das Klima ganz sicher zu einem Besseren verändern.
Für viele Autofahrer käme die technische Transformation ihres Stinkers möglicherweise billiger und nachhaltiger als der Neukauf eines E-Autos. Die Idee ist, beim Stinker den Benzin– oder Dieselmotor auszubauen und durch einen Elektromotor und eine Batterie zu ersetzen, um ihm auf diese Weise ein neues, zweites Leben zu geben. Aber natürlich wäre ein solcher, nennen wir ihn „Retro-Kit“, gar nicht im Interesse der Autobauer. Sie wollen immer weiter nur neue Autos bauen und diese verkaufen und damit den Kunden an sich und ihre Werkstätten ketten und Ressourcen verschwenden. Kompetente und freie Werkstätten sind ein Alptraum für Marken wie Renault, BMW, Volkswagen, Tesla und Konsorten. Frei denkende und frei entscheidende Kunden aber auch. Was also spricht gegen den öffentlichen Personennah- und Fernverkehr mit Bus und Bahn? Wie muss eine solche Mobilität funktionieren, damit sie angenommen wird? In Loulé, einem südlichen Landkreis an der Algarve ist der Personennahverkehr mit Stinkern bereits kostenlos. Man hatte sich gerade neue Busse gekauft, allerdings mit Dieselmotoren. Und nun Senhor Vítor Aleixo, ist das Kind in den Brunnen gefallen? Darüber werden wir in einer der nächsten Ausgaben (ECO123 erscheint jeden Samstag online) berichten.
Seit acht Jahren fahre ich nun mein Elektrofahrzeug und hatte genug Zeit, mir Gedanken über das Autofahren zu machen. Das E-Auto gleitet sanft durch die Landschaft, ohne Lärm zu verursachen, ohne Abgase zu emittieren, ohne dem Reiz zu erliegen, impulsiv das Gaspedal mit dem rechten Fuß durchdrücken zu müssen, um so schnell wie möglich ans Ziel zu kommen. Mit den Elektroauto beginnt ein neues Zeitalter. Ich habe eine gewisse Reichweite, circa 250 km. Ich versuche, so energiesparend wie nur möglich zu fahren, um diese Reichweite umzusetzen. Jetzt, nach acht Jahren, hat die Batterie nur noch die Kraft, mir 150 km Reichweite zu garantieren. Mit der elektrischen Mobilität bekommt Auto fahren eine neue Dimension. Nicht so schnell wie möglich einen Ort zu erreichen ist das Ziel, sondern mit dem minimalen Einsatz von Energie (durch stetes und ausgeglichenes Fahren) die größtmögliche Reichweite zu schaffen. Denn im Elektrozeitalter lautet das energetische Gesetz, je genügsamer das Pferd, desto sparsamer der Verbrauch, desto höher die Reichweite. Und eine echte Alternative ist der öffentliche und elektrische Personennah- und Fernverkehr mit Bus und Bahn noch nicht, zumindest jedoch die Mitfahrzentrale bei Automobilen. Denn man muß sein E-Auto nicht allein bewegen und könnte noch mindestens zwei bis drei weitere Personen mit auf die tägliche Reise nehmen.
Weniger ist mehr.
Einen Stromer zu fahren führt dazu, daß ich mich in einem Geschwindkeitsbereich zwischen 50 und 70 km/h bewege, besonders wenn ich bergab fahre, denn bei meinem Elektroauto lade ich bergabfahrend durch die Rekuperation meine Batterien wieder auf und erhöhe somit die Reichweite, ohne sofort an die Steckdose zu müssen. Wer langsam fährt, sieht mehr vom Leben.
Ist das die Zukunft? Auf jeden Fall strebe ich mit meiner Fahrweise einen sparsamen Verbrauch von Ressorucen, durchschnittlich von 10 kW/h Strom pro gefahrene 100 km an. Das kostet mich 10 x 22 cent pro kW/h, also € 2,20. Das schafft kein Stinker. Die begrenzte Reichweite ist kein Parameter für einen Stinker. Stinker dürfen in der Regel durchaus Raser sein. Die Reichweite ihres Tanks ist kaum entscheidend, denn ist der Tank erst einmal fast leer, wird die nächste Tankstelle angefahren. Sie sehen eine abschüssige Straße eher als Rennstrecke, denn als Nachlademöglichkeit, um bereits verbrauchte Energie zurückzugewinnen.
Und deshalb mache ich mich auf den Weg zu einer Recherche, eine neue Technik zu finden, die den Diesel- oder Benzinmotor ausbaut und durch einen Elektromotor nebst Batterie und Antriebswelle ersetzt, irgendwo in der Welt des Automobils. Meine Reise führt mich von Monchique nach Palmela, nach Barcelona und über Paris nach München zu einem innovativen mittelständischen Betrieb, der bereits seit 2022 mit einem sogenanten Retro-Kit für Busse und LKWs weltweit punktet: die Firma Pepper-Motion. (https://pepper-motion.com)
ECO123 sprach mit einem Herren im besten Alter, verheiratet, Vater zweier Kinder, mit Andreas Hager (45), dem CEO von Pepper-Motion, der während des ZOOM Gesprächs in einem E-Bus sitzend großes Interesse daran bekundet, seine innovative Technik auch außerhalb Deutschlands an die Stinker zu bringen: in Oesterreich, Polen und in Frankreich gibt es bereits Filialen – möglicherweise nun auch bald in Portugal und Spanien. Denn das weltweit bekannte Unternehmen Würth (https://www.wuerth.com/wuerth-group/homepage.php) ist ein stabiler Investor in diese neue E-Technik.
Das Interview mit edem CEO von Pepper-Motion rscheint in der kommenden Woche Samstag auf https://eco123.info. Bleiben Sie dran.