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Nº 32 – Ein entscheidender Moment für die solare Zukunft

Mittwoch, der 13. Mai 2020

von Siddharth Sareen

Brüche verschärfen die Auseinandersetzung und kollektive Anstrengungen fördern die Solidarität. Aus den gesellschaftlichen Reaktionen auf die COVID-19 Pandemie ergeben sich Folgen, die derzeit nicht vollständig absehbar sind. Inmitten der Tragödie kommt es einerseits zu unzähligen Heldentaten im Gesundheits- und Pflegebereich – wobei viele nicht öffentlich wahrgenommen werden, andererseits gibt es Versuche, die Situation zu nutzen, um die öffentliche Hand gezielt zu schröpfen. Sowohl die portugiesische Regierung als auch die Zivilgesellschaft haben bewundernswerte Entschlossenheit und Standhaftigkeit gezeigt und in einem von Zusammengehörigkeit geprägten Geist besonnen reagiert.

Ich verfolge das aus Bergen in Norwegen, wo ich von zuhause aus arbeite. Hier begann der Lockdown am 12. März 2020 und soll jetzt nach und nach wieder gelockert werden. Als Forscher, der sich mit dem Management der Solarenergie in Portugal befasst, habe ich mich darauf gefreut, diesen Frühling an der Internationalen Konferenz zur Zukunft der Städte und der Large Scale Solar Europe-Konferenz in Lissabon, der Grünen Hauptstadt Europas 2020, teilzunehmen und auf der nächsten Solar-Auktion Feldforschung betreiben zu können. Diese Veranstaltungen wurden verschoben, abgesagt oder teilweise online gestellt. Die Solar-Auktionen für 700 MW wurden auf Juni 2020 verlegt. Dies sind in der jetzigen Situation sinnvolle Maßnahmen im Einklang mit unseren gesellschaftlichen Prioritäten.

Selbst dichte Stadtlandschaften bieten viel Spielraum für Sonnenkollektoren mit unterstützenden Vorschriften

Aber was den Ausbau der kommunalen Energie in Portugal betrifft, gibt es eine spannende Entwicklung, die ich aufmerksam verfolge. Seit Januar 2020 ist diesbezüglich eine neue gesetzliche Regelung in Kraft. Die wiedergewählte Regierung und das Ministerium für Umwelt und Energiewende haben ihr Versprechen eingelöst und unterstützen das Wachstum dieses sozial und ökologisch wünschenswerten Segments eines expandierenden Sektors. Ich habe bereits den komplexen Weg beschrieben, den wir gehen mussten, um es so weit zu bringen. Wie geht es dem einzelnen Bürger und den Gruppen, die kommunale Energieinitiativen entwickeln, während der Pandemie und auch danach?

Ich bin erfreut über die Nachricht, dass ECO123 seine Pläne zur Installation von 504 Sonnenkollektoren in seinen botanischen Gärten vorantreibt. Es gibt schon eine ganze Reihe unterschiedlichster Akteure, von Solarenergie-Genossenschaften wie Coopérnico über das EU-Projekt PROSEU , oder aber Energieunternehmen wie Enercoutim und Investmentmodelle wie GoParity. Das geschieht zu einer Zeit der starken Beeinträchtigung des Arbeitsmarkts, insbesondere in Portugals wichtigem Tourismussektor, mit der vor der Tür stehenden Hochsaison. Hier geht es um einen entscheidenden Punkt für die solare Zukunft des Landes. Pro-PeopleModelle für kommunale Energie können Arbeitsplätze schaffen, Energiekosten senken und eine sozial integrative grüne Energiewende bewirken. Dadurch rücken demokratische und zukunftsweisende Möglichkeiten der Energiewende in greifbare Nähe, sind aber alles andere als gesichert. Es ist jetzt nicht nur die Rede von einem europäischen Green Deal (innerhalb weniger Monate wird die Europäische Kommission eine Milliarde Euro für die Forschung zu diesem Thema zur Verfügung stellen), aber es besteht immer noch Uneinigkeit über dessen Form.

Im Ökodorf Tamera üben Menschen den Umgang mit Solarenergie

Umso erfreulicher ist es, dass wir die Finanzierungszusage für ein Positive Energy Districts European Network erhielten. Dadurch können wir die europaweite Zusammenarbeit bezüglich lokal erzeugender Energiegemeinschaften vorantreiben und Modelle für eine CO2-neutrale Zukunft entwickeln, die der Öffentlichkeit zugutekommen. In den kommenden Monaten und Jahren muss unsere Reaktion auf die Pandemie in einen gesellschaftlichen Vorstoß münden, um eben solche – den Menschen in den Mittelpunkt rückenden Visionen – mit unseren Maßnahmen und Investitionen zu unterstützen. Erzeugergemeinschaften mit verteilten Solaranlagen sind eine von vielen Möglichkeiten, um sowohl kurzfristige Bedürfnisse zu befriedigen als auch langfristig die Klimakrise zu bewältigen. Lassen Sie uns diesen entscheidenden Moment für eine menschenfreundliche solare Zukunft bestmöglich nutzen!

Siddharth Sareen,

Wissenschaftler, Zentrum für Klima und Energieumwandlung, Universität Bergen

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