Samstag, der 27. Juni 2020
Sommeranfang in Portugal. Wir hatten einen Plan, sagt Wolfgang, der seit 36 Jahren in seiner traditionellen Kate an der Westküste Portugals lebt. Als er 1984 nach Vila do Bispo kam, war sein Haus eine Ruine. Er restaurierte es behutsam, von den Außenmauern an aufwärts, pflanzte Bäume und legte einen Garten an. Damals. Heute steht er wieder da, wo er damals auch stand: vor einer Ruine. Asche, gemischt mit dem Geruch von Verbranntem. Denn vergangenen Freitag brannte sein Haus bis auf die Grundmauern nieder. Waldbrände in Portugal. Dieses Mal haben 50 Menschen fast alles verloren. Genauer lassen sich die Schäden noch nicht beziffern. Es war wie im Paradies, sagt Wolfgang während der eilig anberaumten Sitzung der Opfer nach dem Waldbrand am Mittwoch im Pizza Pazza in Pedralva. Keiner hatte sich bis dahin vorstellen können, dass ein Landarbeiter einen Ort weiter, in Vilarinha, mit seiner überhitzen Motorsense einen solch desaströsen Waldbrand hätte ausgelösen können. Warum auch? Die Realität aber ist: 2.295 Hektar Land im Naturpark Vicentina werden vom Feuer gefressen. Das gibt der Satellit Copernicus von der Europäischen Waldbrand Informationsstelle (EFFIS) bekannt.
Der menschgemachte Klimawandel zeigt sich von seiner härtesten Seite und mit voller Wucht. Temperaturen von mehr als 37 Grad Celsius zu Beginn der Sommers, Windgeschwindigkeiten in Böen von bis zu 72 km/h, Luftfeuchtigkeit von weniger als 30 Prozent treiben das Feuer in der ersten Hitzewelle dieses noch jungen Sommers mit einer Geschwindigkeit an, die den Einwohnern keine andere Wahl als die Flucht lässt. Man liest von Waldbränden in Monchique, aber hier bei uns, fragen Jonathan und Violeta? Sie gründen mit den rund 50 Opfern den Verein „Amigos de Pedralva“, um eine Interessensvertretung zu organisieren. Die Geschichte des Klimawandels muss aufgeschrieben werden. Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Paula Young lebt auf dem Grundstück von Vegan Hills, einer Gemeinschaft, die 103 Hektar Land gekauft hat, um ökologische Landwirtschaft und Selbstversorgung zu betreiben. Sie betont gegenüber ECO123 Nur wo Wasser existiert, besteht eine Grundlage für das Leben. Sie standen ganz am Anfang ihres Paradieses mit einer Million Quadratmetern Land. Sie schreiben auf ihrer Webseite https://vegoa.org: „Wir stellen uns ein Land voller Nahrungsmittel, Blumen und Bäume vor …“ Lost Paradise?
Auf der ersten Sitzung nach dem Feuer geht es erst einmal darum, sich auszusprechen, die Schäden zu analysieren und sich darüber auszutauschen, wie man den Wiederaufbau organisieren könnte. Welche Lehren zieht man aus dem Desaster und wohin mit den giftigen Überresten? Wohin bringen wir den toxischen Müll aus verbranntem Plastik? Vielen wird erst nach dem Feuer bewusst, dass der Lifestyle der Zukunft ein völlig anderer sein wird, im Vergleich zur aktuellen Lebensweise. Doch welcher? Ob individuell oder als Gemeinschaft, ob autark oder nicht, eines wird im Dialog sehr schnell deutlich. Das rurale Leben außerhalb der Städte und in der Natur muss sich dem Klimawandel und den Lebensmöglichkeiten der Natur anpassen. Häuser müssen so gebaut werden, dass sie jedem Feuer standhalten und nicht brennen können. Das Regenwasser des Winters muss für das Leben während der Sommerperiode gespeichert werden. Darüber hinaus sollte jeder sein eigenes Brandschutzkonzept in der Tasche haben, in konkreter Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und dem Rathaus. Haben wir einen Plan?
Spenden für Wiederaufforstung, Wasserretention und Seen, sowie für den Kauf von Werkzeug bitte an:
Associação de Pedralva e Amigos
PT50 0045 7150 4032 7124 2876 4