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Nº 85 – Smart oder nicht Smart.

Samstag, der 1. mai 2021

 

Ich weiß wirklich nicht, was die Mehrheit der Menschheit bewegt, sich Smartphones anzuschaffen? Ich gehöre diesbezüglich zur absoluten Minderheit. Mehr als die halbe Menscheit hat so ein flaches Spielzeug. Mir scheint, ich gehöre zu den wenigen nicht smarten Menschen. Schon der Name “smart” phone ist ein Witz. Alle diese smarten Menschen haben dafür einige hundert Euro ausgegeben und können damit nun auch schöne Fotos machen. Schöne Fotos kann auch ich machen. Dazu nehme ich meine alte Berufskamara. Und telefonieren kann ich auch. Dazu nehme ich allerdings ein kleines, altes Mobilfunkgerät einer finnischen Firma, welches mich 35 Euro gekostet hat und nicht internetfähig ist. Internet? Benutze ich am Schreibtisch. Im Übrigen habe ich zuhause auch ein ganz normales Telefon, so eins mit einer Schnur dran. Und das bleibt auch so. Es nennt sich Festnetz. Die Leitung mäandert über Land und Pfosten bis zum Haus, geht durch die Außenwand nach innen und wird dort an einer Steckdose festgemacht, in die ich das Kabel vom Festnetztelefon einstöpsele. Warum?

 

Weil, wer sich nur auf Satelitentelefone verläßt, könnte bald verlassen sein. Von den 900 im Orbit fliegenden Starlink-Satelliten für Elon Musks geplantes Internet aus dem All sollen schon jetzt drei Prozent nicht mehr funktionieren. Das könnte zu einem weltweiten Problem führen. Anfang des Monats gab Elon Musk per E-Mail den Startschuss für den Ausbau der Betatests seines Satelliten-Internets Starlink. Musks Raketenfirma SpaceX wird wegen der zuletzt gewonnen Regierungsaufträge, aber auch wegen der erfolgreichen Starlink-Entwicklung von renommierten Wall-Street-Analysten schon mit 100 Milliarden US-Dollar bewertet – in absoluten Best-Case-Szenarien sollen es sogar 200 Milliarden Dollar sein. Dabei warnen Weltraumforscher vor den Gefahren der riesigen Satellitenflotte. Sie kann mit einem Unfall ihren gesamten Wert verlieren.

 

Spätestens seit die ersten Starlink-Satelliten die Erde umkreisen, gibt es Kritik an dem Projekt, das sich vor allem auf die Lichtverschmutzung bezieht. Wenn die Satellitenformation am Nachthimmel vorbeizieht, ist sie auch mit bloßen Augen gut zu erkennen. Musk und SpaceX reagierten mit einem dunklen Anstrich der Geräte. Noch größer ist für Experten aber die Gefahr von Kollisionen durch eine zunehmende Menge an Weltraumschrott im Orbit. Dass diese Sorge nicht unberechtigt ist, zeigen Berechnungen des Astrophysikers Jonathan McDowell.

McDowell zufolge, der auf Daten von SpaceX sowie der US-Regierung zurückgreift, sollen derzeit drei Prozent der Starlink-Satelliten Schrott sein. Das bedeutet, sie sind nicht mehr funktionsfähig und/oder lassen sich nicht mehr von der Erde aus steuern. Die Fehlerrate findet McDowell selbst gar nicht einmal sehr hoch, aber schon ein einzelner kaputter Satellit kann zur Bedrohung anderer Satelliten oder Raumschiffe werden. Besonders gefährlich wird es, wenn man die drei Prozent Fehlerrate auf das geplante Projektausmaß von 42.000 Satelliten hochrechnet.

Damit könnten in den kommenden Jahren im schlimmsten Fall über 1.000 jeweils über 250 Kilogramm schwere Satelliten aus dem Starlink-Programm von SpaceX planlos durch den Orbit eiern, wie phys.org schreibt. Zum Vergleich: Derzeit gibt es laut der europäischen Weltraumbehörde ESA rund 5.500 Satelliten, von denen 2.500 noch funktionieren. Darüber hinaus umkreisen ja noch weitere Zehntausende kleinere und größere Objekte mit Zerstörungspotenzial die Erde.

Ich bin übrigens auch nicht bei facebook, nicht bei twitter und auch nicht bei Instagram. Da gehöre ich noch zur Mehrheit der Menschheit. Denn facebook hat ja nur 2,2 Mrd. Benutzer. Ich sehe einfach nicht ein, warum ausgerechnet ich so viele Freunde haben sollte. Ein paar wirkliche Freunde reichen mir. Die rufe ich hin und wieder mit meinem alten Telefon an und erkundige mich nach ihrem Wohlbefinden. Die meisten von ihnen teilen meine Leidenschaften oder ich ihre: wir treffen uns persönlich, sind gern in der Natur, gern im Wald unterwegs, pflanzen Bäume und schauen ihnen beim Wachsen zu. Ich denke, damit sind wir auf der sicheren Seite, denn Bäume pflanzen soll die Menschheit, habe ich im neuen Buch von Professor Suzanne Simard (Vancouver) gelesen, aus den Krallen der Klimakrise befreien. Und deshalb mache ich bei der sogenannten künstlichen Dummheit auch nicht mit. Diese Geschichte wurde von mir persönlich mit ganz normaler Intelligenz geschrieben. Informelle Hilfe habe ich mir bei einigen digitalen Pionieren geholt. Die Klimakrise werden wir mit sehr wenig Technik lösen: es reichen vermutlich Werkzeuge wie Hacke und Spaten…

Theobald Tiger

Journalist mit investigativen Recherchemethoden, arbeitet mit Pseudonym und hat einen unaussprechlichen Namen.
Der echte Theobald Tiger lebte vom 9 Januar 1890 (Berlin) bis 21. Dezember 1935 (Göteborg) und arbeitete als Journalist, Schriftsteller und Satiriker. https://en.wikipedia.org/wiki/Theobald_Tiger
Fotos:dpa

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