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Das Leben einmal ganz anders leben?

Verifizierung ist die Bezeichnung für alle Maßnahmen, die beispielsweise der Überwachung der Einhaltung der von der UN Klimakonferenz in Paris 2015 gemeinsam beschlossenen Verringerung des Kohlenstoffdioxid-Konzentration in der Erdatmosphäre dienen, um den Treibhauseffekt in der Atmosphäre zu begrenzen, bzw. zu reduzieren. Langweilig? Es kommt noch besser.

Mittel der Verifizierung sind technische Systeme wie die Satellitenüberwachung, das weltumspannende Netz der Global Atmosphere Watch (GAW) mit Wetter- und Beobachtungsstationen wie der auf dem 4.000 m Höhe gelegenen Vulkan Mauna Loa (Hawaii), die die CO2-Konzentration seit 1957 kontinuierlich aufzeichnet sowie Inspektionen. Und nun?

In Beobachtungsstationen werden Daten über klimarelevante Stoffe in der Atmosphäre erfasst. Im Zusammenhang mit dem Treibhauseffekt und dem Kohlenstoffkreislauf wird eine Messkurve aufgezeichnet. Beim Begriff Verifizierung handelt es sich also um den Nachweis der Authentizität einer Aussage oder eines Abkommens (Vertrages) an sich.

Gute Nachrichten kommen diese Woche sowohl aus Großbritannien als auch aus Mailand und aus Torres Vedras. Torres Vedras? Beginnen wir diese Geschichte vor unserer eigenen Haustür. Möglicherweise ist die Kurznachricht aus der Mitte Portugals so wichtig, weil sie überall auf der Welt stattfinden könnte: besonders in vielen anderen Kommunen Portugals, speziell aber in Lissabon. Die Stadt nennt sich in diesem Jahr GRÜNE HAUPTSTADT und bleibt doch einfach nur grau. Torres Vedras steht für etwas Positives, was wenig Aufregung verursacht, weil die Maßnahmen so unspektakulär einfach aussehen. Ein Fahrradweg wird eingeweiht. Zwölf Kilometer ist das erste Teilstück des Weges lang. Er wurde vom Bürgermeister Carlos Bernardes erstmals befahren. Ein Staatssekretär mit Mundschutz kommt zur Einweihung und auch der Vorsitzende der Portugiesischen Fahrradfahrer-Föderation. Man fährt allen anderen Bürgern etwas voraus, um für das Pressefoto zu posieren und ab jetzt könne jeder Bürger statt mit dem Auto, mit dem Fahrrad sicher zur Arbeit fahren. Was fehlt?

Mailand fehlt. Dort werden demnächst 35 km Autostraße in Fahrradwege umgewandelt. Marco Granelli, stellvertretender Bürgermeister sagt gegenüber ECO123: “Wir haben jahrelang daran gearbeitet, den Autoverkehr zu reduzieren. Wenn aber jeder ein Auto fährt, gibt es keinen Platz mehr für die Menschen. Es gibt keinen Platz zum Bewegen. Es gibt keinen Platz für Aktivitäten außerhalb der Geschäfte.

Auf die Nach-Corona Zeit angesprochen, betont er: “Natürlich wollen wir die Wirtschaft wieder zum Laufen bringen. Aber wir sind der Meinung, dass wir dies auf einer anderen Grundlage als bisher tun sollten. Ich denke, dass wir uns in Mailand in der aktuellen Situation neu erfinden müssen, uns vorbereiten. Deshalb ist es so wichtig, unsere lokale Wirtschaft zu verteidigen: unsere Cafés, die Handwerker und Restaurants zu unterstützen. Wenn Corona vorbei ist, werden die Städte, die noch über ihre lokale Wirtschaft verfügen, einen Vorteil besitzen. Mailand möchte in diese Kategorie fallen.”

Großes kommt auch aus Großbritannien. Das ehemals von der Kohle völlig abhängige Königreich hat seit April alle Kohlekraftwerke abgeschaltet und diesen Teil der Stromproduktion haben die Offshore-Windparks in der Nordsee übernommen. Zudem ist im Mai die Nachfrage nach Strom um 20% gesunken. Geht doch, oder? Ein Drittel des englischen Stroms stammt aus Gaskraftwerken, bereits ein Viertel aus der Offshore-Windenergie. Es war das erste Mal seit Etablierung der öffentlichen Stromversorgung im Jahr 1892, dass Britannien ohne Kohleverstromung auskommt. Noch vor fünf Jahren lag der Kohleanteil bei 25 Prozent. Seitdem ist er gefallen und das hat seinen Grund in der Bepreisung von CO2. Seit April 2015 liegt der sogenannte “Carbon Price Support” bei 18 Pfund pro emittierte Tonne CO2. Die CO2 Steuer wird noch auf die EU-Emissionszertifikate draufgeschlagen. Dadurch wurde die Stromproduktion aus Kohle jetzt immer weniger rentabel. Wenn die Briten auch noch ihre 15 Atomkraftwerke durch erneuerbare Energien ersetzten, wäre die Stromproduktion eine runde Sache.

Weniger ist mehr.
Kommen wir zurück zum kleinen Wörtchen Verifizieren… Wir werden diese unsere Welt nur bewahren, wenn wir sie nicht weiter mit der Verbrennung von Kohle, Gas und Erdöl anheizen. Richtig? Dafür muss aber jeder von uns in Europa jedes Jahr 7,5% Prozent weniger CO2 in die Atmosphere einleiten. Das ist ein Lernprozess, der bei jedem von uns selbst beginnt. Oder? Lernen wir erst einmal, wie wir 7,5% weniger Müll pro Jahr wegwerfen, beginnen wir selbst, Verantwortung für unsere eigene nachhaltige Welt zu übernehmen und den Wert unseres Lebensraums zu schätzen. An diesem Punkt angekommen, lohnt es sich möglicherweise, sich ECO123 und das Projekt KYOTO einmal näher anzuschauen. Auf https://kyoto.eco123.info lerne ich verantwortungsvolles Umweltmanagement, denn mein Online-Konto bin ich selbst: mein Spiegel. Den eigenen CO2 Fußabdruck messen und kennenlernen ist das Ziel dieses Online-Labors, das die Publikation exklusiv den eigenen Abonnenten anbietet. Wie das der Gewinner des letztjährigen Tests sieht, lesen Sie in der kommenden Sommerausgabe der neuen ECO123. Genau zu verifizieren, wie viel CO2 pro Jahr und pro Person (Teilnehmer am Test) ein Mensch in seinen Lebensraum emittiert. Wer möchte Umweltheld werden?

Jetzt oder nie.
Wir hatten bisher kaum eine bessere Chance, unsere Welt grüner zu gestalten. Covid-19 hat uns ungewöhnliche Umweltvorteile offenbart: saubere Luft, geringere Kohlenstoffemissionen, eine Atempause für die Tierwelt. Nun stellt sich die Frage, ob wir diesen Moment jetzt nutzen können? Eines wissen wir bereits: die Klimakrise lösen wir nur gemeinsam. Jeder von uns ist in der Lage bei sich etwas zum Besseren zu verändern. KYOTO sieht sich als Helferin in einer Zeit, in der es wichtig ist, sich zu besser orientieren. Wenn wir klimaneutral leben wollen, wie messe ich dann meinen Fußabdruck? Mit dem Lineal? Mit dem Smartphone? Mit dem Taschenrechner?

Welches Instrument benutze ich, um meinen CO2 Fußabdruck zu messen? KYOTO ist das erste Werkzeug, mit dem jeder von uns in zehn Minuten einen Schritt in diese Richtung unternimmt, wöchentlich einmal. Es gilt, drei Fragebögen online auszufüllen und damit auch sich selbst einige Fragen zu beantworten. Die erst Frage jedoch, lautet: bist ich bereit, meine Welt zu verändern? Wer dem zustimmen kann, bewegt sich bereits. Wer sich auf diese Reise begibt, lässt das Auto stehen und fährt mit dem Fahrrad zur Schule, zur Arbeit, auch mit dem Bus oder geht zu Fuß… Auf dieser Reise begegnet dir deine Stromrechnung und du informierst dich über die Quellen deines eigenen Stromverbrauches, der durchaus auch preiswerter werden kann. Denn Strom aus dem Kohlekraftwerk ist nicht nur dreckig, er wird immer teurer. So wird KYOTO zu deinem Reisebegleiter.

Die Reise zum eigenen Ich?
In diesem Sinn ist der erste Schritt immer der Wichtigste. Dieser Schritt ist die Verifizierung (da ist es wieder, dieses Wort) der Höhe des eigenen Fußabdrucks. Du möchtest herausfinden, wieviel Kg CO2 bei dir innerhalb einer Woche durch den Auspuff und den Schornstein geht? Wer sein Handeln im Gleichgewicht mit der Umwelt sieht, erkennt die Geheimnisse des Lebens. So eine Reise bleibt immer spannend und sie findet ohne Kohle, Gas und Erdöl statt, nur mit erneuerbaren Energien.

Bis nächsten Samstag. Schönes Wochenende.
Euer Theobald Tiger.

 

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