Am vergangenen Samstag, am 30. Juli stellte ECO123 endlich sein Sprinklersystem für Waldbrand-Prävision der Öffentlichkeit vor. Es hat eine Vorgeschichte. In Kalifornien brennt es nun schon länger, jetzt aber auch regelmäßig in Frankreich, in Australien, Italien, in Deutschland und immer wieder in Portugal und Spanien. Seit Wochen wird Europa von schweren Waldbränden heimgesucht. Sind wir nun angekommen in der Heißzeit? ECO123 online beschäftigt sich seit Jahren mit Waldbränden und gibt Tipps wie sich (fast) jeder Mensch davor schützen kann. Warum Waldbrandprävention so wichtig ist und was diese Vorsorge ganz konkret bedeutet? Diese Frage stellt sich jedem von uns in Zeiten des Klimawandels und wird zu einer echten Herausforderung für alle, die den Wald lieben und in seiner Nähe leben.
Es beginnt beim Hausbau. Der Dachstuhl ist die empfindliche Stelle. Über den Dachstuhl gerät Feuer ins Haus und zerstört es. Einen Dachstuhl aus Holz sollte man in jedem Waldgebiet vermeiden. Besser sind Dachbalken aus Stahlbeton und aus traditionellen Dachziegeln, aus gebranntem Ton. Wer in der Nähe eines Waldes lebt, muß in diesen Tagen mit Feuer rechnen und dem empfiehlt man keine Holzfensterrahmen, sondern Rahmen aus Aluminium, und auch Fensterläden aus Aluminium, mit denen ein Hausbesitzer die mehrfach isolierten Fenster schützen kann, in dem er sie verschließt wie bei einer Burg. Da empfiehlt man kein „Styropor“ auf der chemischen Basis fossiler Brennstoffe als Dämmmaterial, sondern eine Dach- und Wandisolierung nur mit brandresistentem Kork.
Auch über geborstene Glasfenster kann ein Feuer ins Haus gelangen. Ein Haus im Wald, am Wald, vor dem Wald und hinterm Wald braucht in jedweder Hinsicht besonderen Schutz und ebenso eine noch bessere Feuerversicherung. Eine hohe Brandmauer hilft oft ebenfalls, über die ein Feuer nicht in den inneren Bereich des Lebens einer Familie oder eines landwirtschaftlichen Betriebs eindringen kann. Eine Brandmauer schützt vor den Flammen, schützt vor der Hitze, garantiert Sicherheit. Denn der Klimawandel kommt uns Menschen immer teurer zu stehen. Die Erfahrungen sind bereits heute, im Jahr 2022, vielfältig. Immer noch fossile Brennstoffe zu benutzen, ob für Auto oder Flugzeug, in der Landwirtschaft oder im alltäglichen Leben, inklusive Urlaub, bringt uns an der Rand des Abgrunds. Weitermachen, als passierte nichts? Man sollte sich bereits jetzt auf kritische Zeiten einstellen: besonders auf Wasserkürzungen. Angekommen in der Heißzeit. Ja.
Eines Morgens beim Aufwachen hatte ich die Lösung: Sprinkler. Es war wieder so ein Tag, an dem wir drei oder vier Waldbrandopfer interviewten. Das ging jetzt schon Wochen so. Ich wollte einen Überblick gewinnen, welche wirtschaftlichen Verluste die Menschen in Monchique nach dem Feuer hatten und nahm die Gespräche mit ihnen auf Band auf.
Wer die immensen Schäden der Waldbrände von Monchique aus den Jahren 2003, 2016 und 2018 genauer studiert, wird erstens herausfinden, daß 97% aller Häuser keine Feuerversicherung hatten und nicht feuerfest gebaut waren. Risiken minimieren? In einer Region, die heute zu 80 Prozent aus industriellen Eukalyptusforsten besteht, ist die Waldbrandprävention die wichtigste aller Investitionen in die Zukunft und in das Leben der Einwohner. Ich weiß nicht, warum das bis heute in der Politik über viele Jahrzehnte keine Rolle gespielt hat: genau hier beginnt die Arbeit der Aufklärung, der Informationsweitergabe, der Bildung und Erziehung einer betroffenem Region durch die Politik. Worin bestehen die wirklichen Interessen der Menschen? Natürlich in sicherem Wohnen ohne Waldbrände. In Monchique wird nicht in den Schulen und auch nicht in der Gesellschaft der Waldbrand thematisiert. Das Thema Waldbrand ist eher ein Tabu. Jedenfalls bis heute. Seminare mit der Feuerwehr in Sachen Brandschutz? Weit gefehlt. Vielleicht ändert sich das mit der vom Klimawandel verursachten Dürre? Es geht uns allen jetzt an den Kragen, ausnahmslos. Quellen und Bäche trocknen aus und Stauseen.
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Wassermangel, Trockenheit und Dürre begünstigen Waldbrände.
Der Umgang mit Feuer hat uns Menschen zu dem gemacht, was wir sind: zu Lebewesen, die die Natur beherrschen wollen und doch bekommen wir das Feuer nicht eingefangen. Wir stellen uns über alle anderen Kreaturen in der Natur – und zerstören diese damit immer mehr. Mit der Zerstörung der Natur sind auch wir vielen Gefahren ausgesetzt. Wo es einmal gebrannt hat, gibt es hernach nur noch Asche und keinen Schatten. So beginnt die große Dürre. Der Umgang mit Wasser ist ein ganz wichtiges Thema. Es dürfen keine wasserintensiven Baum- und Pflanzenarten mehr nach Portugal eingeschleppt und angepflanzt werden, nur weil man sich auf diese Weise ein Einkommen verspricht. Wir leben in einem Klima, das keinen Eukalyptus und keine Akazienarten duldet. Wer diese Arten anbaut, gehört in Sicherungsverwahrung. Industrieforste aus Eukalyptus müssen verboten werden. Eukalyptus ist eine wasserintensive Baumart und säuft zehn Mal mehr Wasser als eine Korkeiche. Das Bild entsteht in meinen Kopf: in Zeiten des Wassermangels wasserintensive Baumarten anzupflanzen, gleicht der einmal verbrannten Hand, die immer wieder ausprobiert, wie heiß der Ofen ist. Dabei wissen wir es längst.
Der Klimawandel hat unser Land in sehr kurzer Zeit in ein Trockengebiet verwandelt, in dem es im Normalfall nur noch zehn Prozent von dem regnet, was wir über Jahrhunderte hinweg kannten. Es war einmal… Kamen die Regenwolken in jedem Oktober nach den heißen Sommern über den Südatlantik prall gefüllt nach Portugal gesegelt, blieben sie an den Bergen des Monchique-Gebirges hängen und regneten sich ab. Heute bringen die vorherrschend südöstlichen Winde keinen Regen mehr, nur noch Sand und Hitzewellen aus der Sahara. Das hat damit zu tun, daß der Golfstrom des Atlantiks durch den Klimawandel schwächer geworden ist. Der kleine Regen stammt nun vom Labradorstrom aus dem Nordwesten des Atlantiks und ist kalt. So entstehen Gewitter. Man kann das wahrnehmen, wenn man sich für Meteorologie – die Untersuchung der überirdischen Dinge – interessiert.
Und so kommen wir der Lösung des Problems näher. Wir müssen achtsamer mit Wasser umgehen, was bedeutet, daß wir den wenigen Regen auffangen müssen, wie es schon unsere Vorfahren gemacht haben: in Zisternen. Und wir brauchen Mischwälder, die Feuchtigkeit im Wald halten. Das Problem ist die Trockenheit. Die meisten Wälder in Europa werden einfach vertrocknen, und irgendwann dann auch verbrennen. Da wird dann auch nichts mehr wachsen. Die Gier nach Geld und Konsum hat uns in diesen Untergang geführt.
Wenn wir Wasser nutzen wollen; sei es zum Löschen von Waldbränden, sei es zum Bewässern unserer Gärten und neu gepflanzter Wälder, sei es zum menschlichen Gebrauch, bedarf es einiger Grundkenntnisse. Jeder von uns hat eine Chance zum Überleben, wenn wir dem wichtigsten Element auf Erden, wenn wir dem Wasser absolute Priorität geben und es sammeln und nicht ungebremst ins Meer abfließen lassen. Mit jeder Baugenehmigung sollte die Vorschrift einhergehen, Regenrinnen und Zisternen zum Auffangen von Regenwasser zu installieren. Wir, bei ECO123, haben ein 600 m² großes Dach mit feuerfesten Dachrinnen. Diese münden in mehrere Zisternen und sammeln das Regenwasser.
Der Mensch muß sich weiterentwickeln.
Dann – und nur dann – haben Menschen eine Chance, resilient zu werden, sich dem Klimawandel anzupassen und einen Waldbrand auch löschen zu können, wenn uns Wasser zur Verfügung steht. Und noch etwas: dem Thema Wasser und Wald sollte man absolute Priorität in der Politik geben. Denn nach jedem Waldbrand werden Regionen ärmer und Landflucht ist die Folge. Armut und psychische Krankheit greifen um sich. Es sind die schweren Folgen dieser Katastrophen mit dem Feuer: das Trauma, das viele von uns lähmt. Junge Menschen flüchten vom Land in die Stadt. Jahre vergehen und wir leben paralysiert in Angst und Schrecken – und könnten doch aktiv an einem Multitask-Konzept mitarbeiten, wenn wir unsere Feuerwehren noch besser ausrüsten würden und die Hälfte unseres vorhandenen Budgets aus Steuergeldern in den aktiven Brandschutz investieren würden, in eine noch effizienter arbeitende Feuerwehr, lokal organisiert und in Wiederaufforstung. In Monchique hieße das, Feuerwehren auch in Alferce und in Marmelete, in Selao und Caldas de Monchique zu stationieren. Jeder Hausbesitzer in Waldnähe sollte einen Kurs bei der Feuerwehr absolvieren, wie man gute Feuerprävention betreibt und wie man einen Waldbrand in den ersten Minuten löscht. Es gilt die Angst vor dem Feuer zu überwinden und Respekt zu haben und dazu gehört auch, die richtige Kleidung zu besitzen und gute, feuerfeste Stiefel, eine Gasmaske. Denn mit Wasser löscht man Feuer und mit Bildung.
Jeder km² verbrannter Wald emittiert rund 20.000 Tonnen CO2. Davor warnte António Guterres vor der UN. Waldbrände heizen den Klimawandel immer weiter an. Es wird höchste Zeit, die Natur effektiv zu schützen und dem Baum und dem Wald neben dem Wasser und der Erde sowie der sauberen Luft absolute Priorität einzuräumen, dem Schutz der Natur. Pflanzen wir heimische, autochthone Bäume, so schützen wir den Wald ebenso vor dem Feuer. Stellen wir Monchique und viele andere Gemeinden, stellen wir das Netzwerk Natura 2000 endlich unter Naturschutz. Transformieren wir Portugals eine Million Hektar mit Eukalyptusforst in einen Mischwald ohne Eukalyptus. Auch das wird das Brandrisiko signifikant senken.
Und so kam ich eines Morgens auf die Idee, einen Botanischen Waldgarten anzulegen – direkt nach dem Waldbrand von 2018 – und diesen kommenden Mischwald mit einem Sprinklersystem auszurüsten. Die Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung eines Schutzsystems für die Bäume dauerte ein halbes Jahr, die bauliche Umsetzung mit einem unterirdischen Rohrsystem und sieben Hochleistungssprinklern ein weiteres halbes Jahr. Vergangenen Samstag, am 30. Juli stellte ECO123 endlich sein Sprinklersystem für Waldbrand-Prävision der Öffentlichkeit vor. Auch Bürgermeister Paulo Alves und der Gemeindevorsteher José Gonçalo da Silva kamen zur Einweihung. Auf zwei Hektar Grundfläche entstand so innerhalb eines Jahres ein Schutzsystem, mit dem auf Knopfdruck der neue Wald naß gemacht werden kann und ein mögliches Feuer schnell eindämmt. In der dafür vorgesehenen Zisterne stehen immer 50.000 Liter Regenwasser zur Waldbrand-Prävision zur Verfügung: eine eiserne Reserve. Ein Notstromaggregat liefert für die Pumpe die Elektrizität, denn während eines Waldbrandes bricht als erstes die Stromversorgung zusammen. Im Botanischen Waldgarten von Monchique soll eine Mischflora gezielt wieder angepflanzt werden, die eine Vielfalt in der Natur der Berglandschaft garantiert und keine wirtschaftlichen Interessen verfolgt, sondern sich einzig und allein dem Naturschutz widmet. Die Technik des Sprinklersystems ist so einfach zu installieren, daß sie überall in Waldgebieten angewendet werden kann. ECO123 wird zu diesem Thema noch in diesem Jahr eine Seminarreihe veranstalten und lädt dazu stakeholders nach Caldas de Monchique ein. Detailinformationen gibt es über editor@eco123.info oder telefonisch unter +351/918.818.108 und natürlich hier auf https://eco123.info.