Der Regisseur Jorge Pelicano präsentiert dem Publikum eine These. Ausgehend von einer Fallstudie (der Zerstörung der hundertjährigen Eisenbahnlinie des Tua wegen eines Staudammbaues), greift er die drängende Frage der Landflucht aus dem Inneren Portugals auf. Der Film beginnt mit dieser schrecklichen Zahl: “34 % der Bevölkerung verliess den Trás-os-Montes in den letzten drei Jahrzehnten”. Er ergänzt dies durch eine Rede von Mário Soares: “Die Abgeschiedenheit ist wie eine Verdammung und erklärt viele der auch heute noch existierenden Mängel und Entbehrungen, auch wenn sie sie nicht rechtfertigt”. Eine Frage zieht sich durch den ganzen Film: ist der Bau eines Staudammes ein Zeichen von Fortschritt oder Zerstörung?
Verbündete bei der Vorstellung seiner These sind die Gesichter der Personen (fast immer in Großaufnahme), die Landschaft, die in diesem Film wie eine eigene Persönlichkeit wirkt, die absolut absurden Situationen und die Darstellung der Schwächen und Widersprüche der politischen Diskussionen im Laufe der Zeit, deren Protagonisten er der Lächerlichkeit preisgibt. Dieser Dokumentarfilm hat etwas von einem klassischen Road Movie (wenn auch nicht auf einer Straße, sondern entlang einer Eisenbahnlinie), in das er Archivaufnahmen und aktuelle Nachrichten einwebt. Die exzellente Vertonung und die wunderbare Filmmusik ergänzen die Bilder perfekt.
Die Schlussszene des Filmes/der These ist ein Leichenzug. Anfangs hatte jemand gesagt: “Die Alten können sich nur noch an den Ofen setzen und auf den Tod warten”. Die nämlich, die zu Beginn des Filmes geschrien hatten: “Wir wollen den Zug!”
Daten des Filmes:
“Pare, Escute e Olhe”
2009, 106 minutos
Realização: Jorge Pelicano
Online zu erwerben unter: www.costacastelo.pt/pareescuteolhe