Banküberfall? Subventionsbetrug? Finanztransaktionssteuer? Geld ist ein endloses Thema, über das wir uns hier streiten, lachen, weinen und auch wieder vertragen und über die wir viele hundert Seiten füllen könnten. Aus vielen verschiedenen Perspektiven: als Gewinner und als Verlierer. Wir können über diese eine Nacht in dem Spielcasino schreiben und über den Millionengewinn, den zwei Männer mit nach Hause nahmen, oder über das Finanzamt, das doch tatsächlich versuchte, die IRS aus dem Jahre 2016 zwei Mal zu kassieren. Und die Geschichte des vielen Falschgeldes, das in Monchique in einer Schweinefarm monatelang gedruckt wurde, ohne aufzufallen, würde sicherlich auch viele LeserInnen finden. Oder wir könnten die Geschichte erzählen, wie eine Frau aus einer goldenden Kette und einem Ehering 170 Euro im Pfandleihhaus machte. Ich brauchte die Kohle, um den Kredit zu bezahlen, sonst hätte die Bank mir das Auto weggenommen, sagt sie. Sie habe den Ring nicht mehr gebraucht, sie sei ja nicht mehr mit dem Mann zusammen. Wir könnten miteinander diskutieren, ob wir die Geschichte des sogenannten elektronischen Bankraubs wirklich hier veröffentlichen sollten, den Plan ausplaudern, der die Bank wie ein Kartenhaus zusammenbrechen ließ. Und dann war da noch diese andere Frau, die wir im Supermarkt trafen und die uns ihre Geschichte zwischen den Regalen erzählte, wie die Bank, bei der ihr Ex-Mann ein Konto und einen Kredit hatte, der das Haus damals finanzierte, ihr nach 31 Jahren das Gehalt wegpfändete, nur weil ihr Ex-Mann die Raten nicht mehr zahlte und sie nun 30.000 Euro bezahlen sollte, obwohl die ganze Sache schon längst verjährt war, was sie allerdings rechtlich nicht einordnen konnte. Schulden bezahlen oder nicht? Jeder von uns allen hätte sicherlich dem Ganzen ein paar gute Geschichten hinzuzufügen und wir könnten ein Buch „Geld stinkt doch” daraus machen.
Es ist diese abschließende Frage, die wir uns und Ihnen jetzt hier stellen wollen. Regiert das Geld die Welt – oder nicht? Jeder von uns hat es in der Hand. Entweder gehören wir zu den 99% Prozent – oder – zu den ganz wenigen, jenen ein Prozent, die es in der Hand haben, anders zu sein und anders zu handeln. Vielleicht wird die absolute Minderheit ja anwachsen, auf zwei, vielleicht fünf Prozent? Sind wir nur Marionetten oder stellen wir uns der unerträglichen Leichtigkeit des Seins und werden ehrlich, willensstark und geben nur das aus, was wir wirklich haben und nehmen uns nicht das, was uns nicht gehört, sondern für kommende Generationen bleiben muß. Das würde bedeuten, aufzuhören, mit der kleinen und großen Gewalt, dem Krieg und Diebstahl – bedeuten, sich nicht mehr zu verschulden, der Gier zu entsagen – bedeuten, Geld zu etwas zu machen, was es ist, Mittel zum Zweck und nichts weiter – und die wirklichen Werte leben zu lernen.
Genau dazu erreichte ECO123 folgende Geschichte einer Kollegin aus Lissabon. „Neulich fand ich, von einer Wanderung kommend, ein kleines schwarzes Portemonnaie im Zug, auf einem Sitz. Nachdem ich es fragend in den Umkreis hineingeschwenkt hatte und niemand was sagte, öffnete ich es und fand Geld, einen Zettel mit einer Zahl – wohl Steuernummer – und eine Kundenkarte von einer Supermarkt-Kette. Statt das bei der CP einzureichen – ich traue den Perdidos & Achados (Fundbüros) nicht wirklich – rief ich von meiner Kontainer-Expedition (siehe Eco123, No 29), mit einer Hand in der Mülltonne, beim Supermarkt an und erreichte, dass dieser den Besitzer der Kundenkarte kontaktiert, mit meiner Kontaktinfo. “In den nächsten Tagen” solle das passieren; fand ich ja schon etwas schwach in den heutigen Zeiten der Kommunikationstechnologie, und habe das auch ausgedrückt. Jedenfalls hörte ich länger nichts. Bis heute, als mich Herr Rui V. anrief, hocherfreut, und meinte, so Leute wie die Senhora gäbe es doch eigentlich gar nicht mehr… Wie dem auch sei, er ist arbeitslos, handelt nebenbei ein bisschen mit Büchern und besteht darauf, mir zwei Bücher meiner Wahl zu schenken und einen Kaffee auszugeben, wenn ich ihm sein Portemonnaie übergebe. Wird bestimmt ein schönes Gespräch. Solche Momente sind Gold/Geld wert, nicht wahr?