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In Würde leben – zu welchem Preis?

Das bedingungslose Grundeinkommen ist eine Zahlung, die jedem Bürger ungeachtet seiner finanziellen, familiären oder beruflichen Situation zur Verfügung gestellt wird, um ein Leben in Würde führen zu können.

Da mir ein bedingungsloses Grundein-kommen unrealistisch erscheint, bin ich doch etwas verblüfft. Davon abgesehen bietet dieses Thema einen interessanten Ausgangspunkt, einen Blick auf unser gesellschaftliches Zusammenleben werfen zu können.

Die Konzeption dieses Einkommens hat das lobenswerte Ziel, allen ein Leben in Würde zu ermöglichen, was sozial wünschenswert ist. Aber seine gesellschaftliche Allgemeingültigkeit erinnert mich ein bisschen an die Luft zum Atmen: sie ist für alle gleich und alle haben ein Recht auf sie. Aber die Luft kostet nichts, oder fast nichts. Dieses Grundeinkommen kostet jedoch – und nicht wenig. Lassen Sie uns rechnen. Ich halte einen Betrag von 400 Euro pro Monat für angemessen, um in diesem Land ein einigermaßen würdevolles Leben führen zu können. In diesem Fall kommen wir bei 10 Millionen Einwohnern in Portugal auf einen Betrag von jährlich 48 Milliarden Euro. Nun rechnet der portugiesische Staatshaushalt im Jahr 2017 mit direkten Steuereinnahmen (ohne Sozialabgaben) von höchstens 41,42 Milliarden Euro. Somit ist eine praktische Umsetzung unrealisierbar. Viele mögen weiterargumentieren und über Steuererhöhungen und – Umschichtungen usw. fantasieren, für mich jedoch übersteigt die Größenordnung dieser Idee die Möglichkeiten eines Landes wie des unseren.

Ich habe versucht einen anderen Weg zu gehen: nehmen wir einmal an, das oberste Ziel bestünde darin, jedem Einzelnen ein Leben in Würde zu ermöglichen und das Bedingungslose Grundeinkommen wäre ein Instrument um dieses Ziel zu erreichen. Wenn dieses Instrument unrealistisch ist, welche anderen könnte man dann anwenden? Ich denke, dass die verschiedensten Mittel (politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche) eingesetzt werden müssen, mit dem Blick auf klare Ziele, die es zu erreichen gilt. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass alle Mittel und Anstrengungen menschlichen Fehlern und Schwächen unterliegen können und deshalb fehlbar sind.

Ein Ziel, das in unseren Gesellschaften entscheidend sein sollte, ist die Arbeitslosigkeit so weit wie möglich zurückzuschrauben. Die Würde, die uns die Arbeit verleiht, kann nicht hoch genug geschätzt werden. In Portugal steht die ernsthafte Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nicht an erster Stelle, was sie – denke ich – tun sollte. Gleichzeitig bin ich der Meinung, dass diejenigen, die aus unbeabsichtigten Gründen nicht arbeiten können, jetzt oder mittel- und langfristig ein Einkommen haben sollten, das ihnen dieses Leben in Würde ermöglicht. Auf der anderen Seite hängt die Lebensqualität in einer Gesellschaft nicht nur von der Höhe des Einkommens ab, sondern auch sehr stark von der Kooperation ihrer Mitglieder, ihrer Fähigkeit zu praktischer und nutzbringender Zusammenarbeit. Von daher halte ich die Entwicklung eines umfassenderen sozialökonomischen Spektrums für vordringlich, so dass Bedürfnisse in einer gesellschaftsinteraktiveren Form befriedigt werden können.

Ich denke, dass auf diese Art und Weise ein würdevolles Leben für alle besser und mit geringerem Aufwand zu garantieren ist, wenn gleichzeitig die Arbeitslosigkeit bekämpft wird, sich ein Grundeinkommen für die verbleibenden Arbeitslosen etabliert und sich die Interaktion im Bereichs des gesellschaftlichen Lebens weiterentwickelt.

About the author

António Veiga, gebürtiger Lisboeta, wo er auch lebt, ist 60 Jahre alt, studierter Wirtschaftswissenschaftler und verdient sein Geld als Steuerberater. Er ist im Vorstand zweier Vereine, einer hilft Immigranten (Associação Guineense de Solidariedade Social), ein anderer beschäftigt sich mit solidarischer Ökonomie (Associação das Comunidades Auto-financiadas – ACAF). Er war auch schon Lehrer an einer Hauptschule

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