Nicht erst seit gestern sorgen sich die Menschen über den zunehmenden Anstieg von Waldbränden, der von den portugiesischen Eukalyptuswäldern ausgeht. Durch das Inkrafttreten des neuen Gesetzes 96/2013 (1), das bereits als umstrittenes “Eukalyptusgesetz” bekannt wurde, betrachten die portugiesischen Umweltverbände die forstwirtschaftliche Situation als extrem besorgniserregend. Dieses im Oktober von der Nationalversammlung verabschiedete Gesetz erlaubt Forstbesitzern nun, Eukalyptus auf Grundstücken von weniger als fünf Hektar Fläche anzupflanzen, ohne dafür die bisherige Autorisierung des Instituts für Naturschutz und Forstwirtschaft abwarten zu müssen. Das dies in der Praxis zu einem weiteren Anstieg dieser dominanten Baumart in Portugal führen wird, steht nach Quercus außer Frage. Bereits jetzt befinden sich auf mehr als 700.000 Hektar portugiesischem Waldes Eukalyptusplantagen (8% der Gesamtfläche Portugals). Eine weitere Änderung des Gesetzes erlaubt es, einmal bereits abgebrannte Waldstücke, die kleiner als zehn Hektar sind, jetzt neu mit Eukalyptus wiederaufzuforsten. Aber auch bei größeren Flächen bedarf es künftig nicht einmal mehr der Genehmigung. Sie ergeht automatisch, wenn von den Behörden nicht innerhalb von 30 Tagen ein schriftliches Verbot vorliegt.
Um 1830 in Portugal eingeführt, gewann Eukalyptus erst und vor allem in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts an Dominanz, als es darum ging, den Ertrag aus der Forstwirtschaft schnell zu erhöhen. Aber was hat die Ausbreitung des Eukalyptus mit den Waldbränden zu tun? Laut Eugene Sequeira, Vorstandsmitglied der Portugiesischen Liga für den Naturschutz (Liga para a Protecção da Natureza), tragen Eukalyptus wie Kiefer dazu bei, die Ausbreitung von Waldbränden zu erhöhen, weil die Plantagen schlecht verwaltet werden. Weil der Wald nicht gesäubert werde und weil das ewig wachsende Unterholz ideale Nahrung für die Waldbrände sei, verwüsteten jedes Jahr mehr Waldbrände das Land. Fehlende Feuerschneisen erschwerten den Feuerwehren eine effiziente Bekämpfung der Brände. „Anstatt jährlich 70 Mio. Euro in den Kampf gegen die Waldbrände zu investieren und 20 Mio. Euro in die Prävention, schiebt die Regierung den Rückwärtsgang rein. Die beste Prävention wäre allerdings eine Landwirtschaft in einer Agrarpolitik, die Bewässerungssystem fördere,“ betont Eugene Sequeira gegenüber ECO123.
Die meisten Umweltorganisationen befürchten, dass die Gesetzesänderungen die Landflucht noch verschärfen wird. Kleinbauern werden einerseits Eukalyptus anpflanzen, als eine Möglichkeit, sich ein schnelles Einkommen zu sichern. Sie können ihren kleinen Forst nun ohne ihn pflegen und hegen zu müssen, einfach bewirtschaften. Eugene Sequeira fügt hinzu, dass Eukalyptus andererseits die Bodenerosion fördere und dazu beitrage, den Verlust der biologischen Vielfalt, insbesondere nach Bränden, zu fördern. Bei Regen, würden Wasser und Nährstoffe nicht in die Böden eindringen, sondern durch die Schneisen der Transportfahrzeuge abfließen, wodurch sich die Bodenerosion verschärfe. Die Befürchtung bewahrheite sich, dass die Grundbesitzer dem Gesetz zuzustimmen scheinen, ungeachtet aller Konsequenzen. Nur die Umweltorganisationen widersetzen sich dem neuen Gesetz.
Nachdem es Portugal versäumt habe, das Land mit lusitanischer Eiche im 17. Jahrhundert wiederaufzuforsten und nach dem Verlust seiner landwirtschaftlichen Produktionsmöglichkeiten im 20. Jahrhundert durch den Beitritt zur EU, opfert Portugal seine ökologische Zukunft nun erneut einem Gesetz des Strebens nach schnellem Gewinn.
Quercus – www.quercus.pt/‎
Liga para a Protecção da Natureza – www.lpn.pt
Instituto de Conservação da Natureza – www.icnf.pt
Eukalyptus und Kiefer tragen dazu bei, die Ausbreitung von Waldbränden zu erhöhen.