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Erster Teil – Die Landflucht
Zweiter Teil – Interview mit Paulo Alves PS

Nº 103 –
Erster Teil – Die Landflucht
Zweiter Teil – Interview mit Paulo Alves PS

Samstag, der 4. September 2021

Das Moderne Leben hat auch Monchique schon seit einiger Zeit eingeholt, aber das alte und traditionelle Leben ist auch noch auf 500 Höhenmetern des Monchique-Gebirges vorhanden. Schleichend ist dieses Neue die Hügel und Berge über die Jahrzehnte hinaufgekrochen, von Portimão kommend und von Lissabon, aber auch mit dem Tourismus aus dem Ausland. Der Berggipfel Foía mit 902 Metern ist der laut Tourismusamt zweitmeist besuchte Punkt der Algarve.

Das beste Beispiel für das Moderne Leben ist die Mode und ihre bisweilen erratischen Folgeerscheinungen. Kinder brauchen jetzt schon mit der Einschulung ein Smartphone, selbst wenn sie sich so nah sind und gar nicht miteinander telefonieren brauchen, weil sie ja als Nachbarn nur ein paar Meter voneinander entfernt leben. Und wenn Monchique (nach dem Waldbrand von 2018) nicht so langweilig wäre und man bessere Verbindungen im Öffentlichen Personennahverkehr hätte, oder wenigstens eine Disco, ein Kino, ein Theater. Wenn eineR mal nach Aljezur will, begründet er damit sein eigenes Auto. Wer mit dem Bus an den Strand nach Lagos fahren möchte, muß mindestens einmal umsteigen. Alles im ÖPNV ist kompliziert und langsam ohne Ende, und teuer. Weltreisen beginnen in Monchique, wenn man nur nach Portimão kommen möchte. Eine Busgesellschaft, die das Monopol besitzt, fährt alle zwei Stunden mehr oder weniger regelmäßig hin und her. Das kostet mittlerweile mehr als fünf Euro pro Fahrt. Und es handelt sich nur um die Distanz von 22 km. Für Normalsterbliche nahezu unbezahlbar. Kulturell ist Monchique eine Mausefalle geworden und fast jeder Jugendliche fühlt sich hier gefangen, zumindest hin- und hergerissen zwischen Moderne und Tradition. Deswegen wollen die meisten irgendwann auch nur noch weg. So war es die letzten 30 Jahre und wenn sich daran in Zukunft nichts ändert, wird der rurale Exodus auch die nächsten 30 Jahre anhalten. Denn es gibt auch keine attraktiven Arbeitsplätze, weil es kein lokales nachhaltiges Wirtschaftskonzept und keine Förderung dessen gibt. Also nichts wie weg? Das diskutiert die Politik wenigstens in diesen Tagen.

Die Landflucht

von Uwe Heitkamp

Werden aus einem lebendigen Landkreis mit ehemals 15.000 Einwohnern (1990) in ein paar Jahren nur noch ein paar hundert Menschen übrig bleiben? So ist es Cachopo oberhalb von Tavira ergangen und vielen anderen Gemeinden im Hinterland, deren Jugendliche in die Stadt weggezogen sind. Die große Ausnahme an der Algarve ist São Bras de Alportel. Dort haben die Politiker mit sensibler Hand die Schul- und Kulturangebote ausgebaut. São Bras de Alportel ist daduch in jeder Hinsicht gewachsen. In Monchique leben jetzt nur noch knapp 5.000 Einwohner. Bei den letzten Kommunalwahlen 2017 gingen von 4.840 Wahlberechtigten genau 3.487 zur Wahl. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 72,05 Prozent. Die größte Gruppe der Menschen sind die über 60-jährigen. Es gibt keine 500 Jugendlichen unter 18 Jahren mehr. Ein Gymnasium gibt es auch nicht. Man muß nach Portimão, mit diesem langsamen Bus, der überall hält…

Die Politik hat dafür noch keine Lösungen gefunden, jedenfalls keine adäquaten. Nichts ist wirklich cool. Es leben viele alte Leute in Monchique und mit Covid-19 kam die Angst die Berge hochgeschlichen und man igelte sich ein. Das hat viele davor bewahrt, ernsthaft krank zu werden. Aber einsam sind die Alten auch geworden. Die Zahlen der Infizierten blieben bis heute niedrig, wenn man sie mit Städten wie Quarteira oder Armação de Pera vergleicht. Denn man verfügt immer noch über das alte bäuerliche Wissen und das läßt einen Monchiquense selbstsicher und autark leben. Während einer Pandemie oder während eines Erdbebens besinnt man sich auf uralte Fähigkeiten und ist dem Menschen in der Stadt darin gegenüber im Vorteil. Der eigene Acker, das eigene Haus, die eigenen Haustiere versorgen einen mit Naturalien, die sowieso besser schmecken als all das, was uns die Lebensmittelindustrie über die Supermärkte anbietet. Und sie leben auf dem Dorf viel gesünder als in der Stadt, auch ebenerdig.

Wäre da nicht die Abgeschiedenheit und die schlechten Busverbindungen runter zum Rest der Menschheit. Man braucht immer seinen eigenen fahrbaren Untersatz. Denn was einem der Busunternehmer Frota Azul/EVA aus Faro an Verbindungen anbietet und was die Fahrscheine kosten, steht in keinem realen Verhältnis zum Verdienst und ist langsam und wenig flexibel. Viele der großen Busse fahren oft leer, was die CO2 Statistik nicht gerade verbessert. Nach Aljezur kommt man von Monchique gar nicht, auch nicht nach Santa Clara/Saboia zum Zug. Nach Silves kommt man nur über Portimão und/oder Lagoa. Es ist eine andere Welt, diese ländliche. Und wenn ein Politiker vor den Kommunalwahlen steht, verspricht er einem das Blaue vom Himmel, um gewählt zu werden. Oder er steht mit leeren Händen da. Wirkliche zeitgemäße praktische Lösungen sind selten dabei. Die sehen anders aus. Deshalb sei eine Frage an dieser Stelle erlaubt.

Warum leben wir in einer Gemeinschaft, warum in einer Europäischen Union? Diese Frage stellen sich die Menschen anderswo genau so. Denn ein Problem, das die Menschen in Monchique haben, ist anderswo vielleicht bereits gelöst. Denn was es an Erfindungen in Monchique noch nicht gibt, gibt es vielleicht bereits irgendwo in den Niederlanden oder in Dänemark, in Oesterreich oder in Irland. Das Rad muß nicht neu erfunden werden. Was in Australien bereits möglich ist, sollte auch in Portugal machbar sein, oder nicht? Öffentlicher Personennahverkehr nach Bedarf ist eine Idee, dem Menschen den Transport einfach, preiswert und zeitlich unkompliziert zu ermöglichen. Dafür braucht es nicht unbedingt ein Smartphone und keine träge Busgesellschaft, nur eine lokale oder regionale Mitfahrzentrale, die Nutzer miteinander per Telefon oder Internet verbindet.

ÖPNV modern, effizient und sexy?

Ein bedarfsgesteuertes öffentliches Verkehrssystem könnte jeder Bürgermeisterkandidat mit ein paar Wissenschaftlern anhand einer Simulationsstudie studieren und untersuchen. Das On-Demand-System nutzt Minibusse aber auch Privat PKW, die weder feste Routen noch feste Haltestellen haben. Die Fahrzeuge werden online oder per Telefon geleitet, um die von den Benutzern erhaltenen Anfragen dynamisch zu erfüllen. Und um das System so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten, sollten nur Elektrofahrzeuge berücksichtigt werden. Über Monchique als Solardorf werden wir in einer weiteren Ausgabe noch schreiben. Um den On-Demand-Service in der Mobilität zu nutzen, teilen die Nutzer kurz vor der gewünschten Abfahrtszeit den Start- und Zielort der beabsichtigten Fahrt mit. Wenn die geschätzte Ankunftszeit am Zielort die Akzeptanzschwelle des Nutzers erfüllt, wird dieser gewählt. In der Simulation lassen Wissenschaftler sowohl den Nutzer zu Fuß gehen, den Abrufdienst, einen Bus oder ein privates Auto benutzen. Sie werden eine große Anzahl von Szenarien betrachten, um die potenziellen Kosten/Nutzen der Einführung einer Mitfahrzentrale zu bewerten. Sie werden auch die Skalierbarkeit und die Reaktionsfähigkeit des Dienstes analysieren. Erste Ergebnisse in den Niederlanden und in ruralen Gebieten Australiens deuten darauf hin, dass ein öffentliches Verkehrssystem einer Mitfahrzentrale auf Abruf von den meisten Nutzern dem Privatwagen und dem Bus vorgezogen wird. Dies wiederum würde ein effizienteres und umweltfreundlicheres Verkehrssystem bedeuten.

Und genau da wollen ziemlich viele Bürger in den nächsten fünf Jahren hin. Klimaneutral leben und besser, schneller und unkomplizierter mobil sein. Wie weit zurück befindet sich die Politik? Die Zukunft Portugals, die Zukunft Monchiques ist CO2 neutral. Wir wollen keine Emissionen mehr in die Atmosphäre einleiten, nicht durch Waldbrände und auch nicht durch Mobilität und nicht mal durch den eigenen Stromverbrauch. Nur ein Kandidat von sechs Bürgermeisterbewerbern macht sich Gedanken in unseren Interviews um die Zukunftsfähigkeit Monchiques. Wir ziehen in der nächsten Woche eine Bilanz unserer Interviews. Heute stellen wir Paulo Alves, den Kandidaten der PS in Monchique vor. Nächsten Samstag stellen wir den letzten Kandidaten, Herrn André Varela von den Kommunisten, (PCP, PEV) vor, die bei der letzten Wahl in 2017 genau 4,07 % der Wähler, genau 142 Stimmen erringen konnten. Gewonnen hatte die PSD unter Rui André, der mit dem Amtsinhaberbonus angetreten war:  mit 1.517 Stimmen der abgegebenen 3.663 Stimmen, was ihm 43,5% sicherte. Zweitplatzierter wurde 2017 Paulo Alves von der PS mit 1.306 Stimmen oder 37,45 Prozent. Er, der bisher in der Opposition war, wird hier und heute Antwort auf unsere Fragen geben, denn dieses Mal möchte er das Rennen gewinnen.

 

Zweiter Teil: Lesen und hören (Podcast) Sie das Interview mit Paulo Alves PS ab hier.

 

ECO 123: Wer ist Paulo Alves?

Paulo Alves: Mein Name ist Paulo Alves, und ich kandidiere bei den nächsten Wahlen am 26. September für die PS (Sozialistische Partei) für den Gemeinderat von Monchique. Ich wurde hier vor 51 Jahren geboren, in einer ländlichen Umgebung, in der ich lebte, bis ich 16 Jahre alt war – ohne asphaltierte Straßen, Strom, Fernsehen oder Telefon. Ich habe gut gelebt. Ich bin ein glücklicher Mensch, ich liebe meine Berge und das Dorf. Ich bin mit der Krankenschwester Suzel Gamito verheiratet, mit der ich zwei Kinder habe, ein 22-jähriges (das bereits seinen Abschluss gemacht hat) und ein 17-jähriges.

 

 

Hilft es Ihnen, die Wahlen zu gewinnen, weil António Costa Premierminister ist?

Er ist unser Premierminister, der Vorsitzende der PS. Natürlich hilft er. Er ist nicht nach Monchique gekommen. Wir haben unsere Kandidatur letzten Samstag auf dem Largo dos Chorões vorgestellt, und der Minister für Infrastruktur und Wohnungsbau, Pedro Nuno Santos, war anwesend.

Bei den letzten Wahlen haben Sie gegen Rui André verloren. Was sind die Gründe für Sie, es noch einmal zu versuchen?

Ich glaube nicht, dass ich verloren habe, ich hätte Stimmen verloren, wenn ich im Amt gewesen wäre. Ich habe gegen einen Bürgermeister kandidiert, der seit acht Jahren an der Macht ist, und trotzdem haben mein Team und ich es geschafft, als einzige politische Kraft 2017 im Vergleich zu den Wahlen von 2013 wieder an Stärke zu gewinnen, und das in einem schwierigen Umfeld, in dem wir Wahlbeteiligung verloren haben und doch innerhalb von nur 200 Stimmen Unterschied geblieben sind.

Warum sollte man bei diesen Wahlen nun die PS wählen?

Obwohl man bei Kommunalwahlen aus der Nähe heraus versucht, mehr auf das Team zu schauen, auf die Personen, die das Team bilden, sind auch die Parteien wichtig. Die Menschen sind in einer Partei, weil sie sich mit ihrer Ideologie identifizieren. Die PS unterscheidet sich von der PSD, weil letztere im Moment nicht einmal eine sozialdemokratische Partei ist, sie hat eine andere Ideologie… aber die PS ist eine Mitte-Links-Partei, die sich um die Menschen kümmert, die die Fähigkeit hat, sich in die Lage des anderen hineinzuversetzen. Damit kann ich mich identifizieren, denn das ist unser Hauptanliegen: die Menschen. Und dafür wollen wir arbeiten: Solidarität, Verantwortung, Respekt. Dass niemand zurückgelassen wird. Dies ist auch eine der großen Säulen der Sozialistischen Partei.

Monchique ist durch den großen Waldbrandrand von 2018 verarmt. Was schlagen Sie als Kandidat vor, wie können künftige Waldbrände verhindert werden?

Ich habe keine Wunderlösung parat. Die Verantwortung eines jeden Einzelnen ist etwas sehr Wichtiges. Die Welt beginnt vor unserer Haustür, in unserer Straße, Gemeinde, in unserer Stadt. Irgendwo müssen wir ja anfangen. Und was die Brände betrifft, so sprechen wir über die Umgestaltung der Landschaft, den Austausch von Baumarten… und die Frage der Prävention hat eine grundlegende Bedeutung.

Eine Gemeinde hat viele Verantwortlichkeiten bei der Bewirtschaftung, z.B. den Schutzstreifen von Landstraßen, der ICNF (Instituto da Conservasao da Natureza e Floresta) ist dafür zuständig, aber die Gemeinde kann auch tätig werden.

Der sekundäre Bewirtschaftungsstreifen neben den Verkehrswegen, die laut Gesetz auf jeder Seite zehn Meter breit sein müssen, und der Schaffung von Maßnahmen für die Eigentümer, die sich nicht an die Säuberung rund um ihre Häuser halten, was sehr wichtig ist – wir haben die unzähligen Häuser gesehen, die 2018 abgebrannt sind, und es ist unglaublich, dass es nach drei Jahren immer noch viele ungelöste Fälle gibt. Man sollte sogar schon über eine mögliche Lösung für die Häuser, die Zweitwohnungen sind, nachdenken. All dies ist wichtig. Aber auch Wasserstellen. Es wäre wichtig, ein Netzwerk von offenen und geschlossenen Wasserstellen zu schaffen, um die Bevölkerung einzubeziehen.

Die Frage des Programms “Aldeia segura – pessoas seguras” mit lokalen Katastrophenschutzeinheiten, wie es bereits in Alferce gegründet wurde und auch in Marmelete funktioniert, ist wichtig, um es auf andere Gemeinden auszuweiten. Die Menschen zu mobilisieren, damit sie sich aktiv am Katastrophenschutz beteiligen, denn wir alle sind der Katastrophenschutz, das ist mein Motto.

Das Problem der Waldbrände hat auch viel mit Bildung zu tun. Förderung der Erziehung der jüngeren Generation, Erziehung und Training.

Natürlich, Monokulturen – und ich bin kein Fundamentalist, wenn es um irgendetwas im Leben- und noch weniger, wenn es um Eukalyptus geht. Denn ich glaube, dass es einen Platz für Monokulturen zu industriellen Zwecken geben sollte und einen Platz für Wälder mit heimischen Arten, einen Platz für Wälder mit guter Nutzung, aber das alles muss bewirtschaftet und nicht verlassen werden.

Es gibt noch einen weiteren grundlegenden Aspekt in der Frage der Waldbrände: die Landflucht der Menschen aus ihrem angestammten Bereich. Denn ohne Bevölkerung in der Fläche können all diese Räume nicht mehr bewirtschaftet werden. Die Menschen, die vom Forst lebten und diesen gut verwalteten, diesen bestellten und vom Unterholz befreite Ländereien besaßen, sind durch die Landflucht in die Städte umgezogen – wollten aber ihr Einkommensniveau beibehalten; sie pflanzten und forsteten mit Monokulturen auf, aber ohne richtige Planung. Es ist die Aufgabe der lokalen Behörden, diese Aufklärung und Planung zu fördern.

Warum hat Monchique in den letzten zwölf Jahren Einwohner verloren, während São Brás de Alportel seine Einwohnerzahl verdoppelt hat?

Es handelt sich um unterschiedliche Situationen. Und Monchique hat nicht erst in den letzten zwölf Jahren Einwohner verloren – das geht schon seit 20 oder 30 Jahren so.
Sao Brás de Alportel hat von seiner Nähe zu Faro und dessen Entwicklung profitiert. Es ist viel näher an Faro als Monchique an Portimão.

Aber welche Lebensbedingungen bietet Monchique schon? Schulen mit Asbestdächern, Schulen, in die es hineinregnet; kein Haus der Kultur; kein Kino, keine kulturelle Initiativen?

Es gibt grundlegende Dinge, nach denen die Menschen suchen, wie Zugang zu gutem Wohnraum, Beschäftigung, Gesundheit, Sicherheit und Freizeit. All dies ist wichtig, um die Bürger zu halten. So unglaublich es auch erscheinen mag, in Monchique gibt es keine lokale Wohnungsbaustrategie. Es handelt sich dabei um eine Studie, die durchgeführt werden muß, um herauszufinden, in welchen Bereichen wir als Politiker eingreifen sollten, welche Bedürfnisse der Landkreis hat: sei es bei der Sanierung vom Stadtzentrun oder beim Bau neuer Wohnungen oder in anderen Situationen. Diese lokale Wohnungsbaustrategie ist z. B. wichtig, damit die Gemeinde externe Mittel beantragen kann.

Aber es gibt noch ganz andere Situationen. Im Gesundheitswesen zum Beispiel ist es für Fachkräfte – insbesondere Ärzte – sehr schwierig, in Monchique zu bleiben. Wir müssen etwas tun – und sei es nur, um Lösungen zu finden, damit der Arzt, der in Monchique bleiben will, eine Wohnung zur Verfügung steht. Und als Gesellschaft müssen wir uns im Rahmen des Gemeindebudgets einig sein, dass dies wichtig ist und das Potenzial hat, uns hier zu halten.
Für die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Ansiedlung junger Menschen ist auch die Einbeziehung junger Hochschulabsolventen in die Gestaltung von Projekten innerhalb der Gemeinde wichtig. Die meisten jungen Leute, die weggehen, haben andere Horizonte, die Monchique ihnen nicht bietet.

Ja, auch die Freizeit ist wichtig. Ein sehr wichtiges Programm ist noch im Gange: “365 Algarve”, bei dem wir in Monchique die Erfahrung der “Lavrar o Mar”-Shows gemacht haben, die fast in unserer Gemeinde Fuß gefasst haben. Was wir jetzt brauchen, ist die dafür nötige Infrastruktur. Genauso wie wir eine neue Schule brauchen, die bereits gebaut werden sollte. Im Jahr 2015 wurde zwischen dem Stadtrat und dem Bildungsministerium ein Protokoll unterzeichnet, das den Bau einer neuen Schule oder den Wiederaufbau einer Schule vorsah. 2017 lief dieses Protokoll dann aus und es wurde nichts unternommen. Und sie hätte zu 50 % vom Staat finanziertwerden sollen. Eine Sekundarschule in Monchique ist unentbehrlich, ebenso wie die Schule in Marmelete, wo gerade mit der Asbestsanierung und Renovierung begonnen wurde.

Was können wir von Paulo Alves erwarten, sollte er zum Bürgermeister gewählt werden?

Ich suche nicht nach individuellen Protagonisten – ich schätze kollektive Protagonisten. Der Hauptprotagonist ist Monchique. Sie können von mir erwarten, dass ich offen, kommunikativ und fleißig bin.

Werden wir mehr Eukalyptus oder mehr Mischwälder bekommen?

Wir haben es mit dem Eukalyptusanbau ein wenig übertrieben – und es gibt Gegenden in unserem Landkreis, in denen er entfernt werden muss. In anderen Bereichen, die richtig organisiert sind, kann die Baumart bleiben, denn sie schafft Arbeitsplätze, entwickelt die Wirtschaft und hat ein erhebliches Gewicht. Der Plan zur Neuordnung der Landschaft in den Bergen von Monchique und Silves sieht die Rückgewinnung von Terrassen und die Entschädigung von Ökosystemen vor – und es wäre gut, wenn wir dies in die Praxis umsetzen könnten -, d.h. die Entschädigung von Personen, insbesondere von kleinen Landbesitzern, die ihre bereits aufgegebenen, unrentablen Eukalyptusflächen ersetzen wollen. Das Buch “Subsídios para a monografia de Monchique” von José António Guerreiro Gascon aus dem Jahr 1940 zeigt, dass es in Monchique früher Kastanienbäume, Eichen, Korkeichen, Erdbeerbäume, Olivenbäume und sogar Weinreben gab. Dann gingen diese Arten aus verschiedenen Gründen verloren und wurden ersetzt.

Paulo Alves ist von Beruf Bankkaufmann. Stellen wir uns vor, ich hättee 25.000 Euro zu investieren. Wie sollte das Geld am besten in Monchique investiert werden?

Ich bin seit 27 Jahren Bankkaufmann und seit 18 Jahren Filialleiter. Wir müssen den Weg gehen, der uns auszeichnet, der uns als Gemeinde auszeichnet: Wurst und Schinken, Honig, Medronho (Erdbeerbaumschnaps)… Wenn Sie das Geld in Korkeichen oder Eichen investieren, werden Sie erst ein Einkommen für Ihre Enkel schaffen…

Wer eine Investition tätigt, ist entweder auf sofortigen Gewinn aus (was in Monchique schwierig wäre) oder er investiert in die Zukunft. Landwirtschaft in der Nähe, biologische Landwirtschaft, aromatische und medizinische Kräuter…

Mit anderen Worten: ich soll mir die Hände schmutzig machen…

Ja, ich liebe es, meine Finger, Hände, Füße und Beine schmutzig zu machen… und um in das Land zu investieren…

Muss es immer mit Schweiß sein?

Ja, mit Blut, Schweiß und Tränen (lacht). Mein Großvater pflegte zu sagen: “Paulo, werde dieses Stückchen Land nie los, denn es wird dir im Laufe deines Lebens noch nützlich sein”. Investieren ist auch eine Investition in unser Glück, es ist nicht nur eine Investition in Geld. Wir sollten auch versuchen, in eine bessere Welt zu investieren als die, die wir vorfinden, für uns selbst, für unsere Kinder, für unsere Enkel.

Ich werde diese 25.000 Euro nehmen und in zwei Einheiten mit 40 Solarmodule investieren, die in der Lage sind, sauberen Strom zu erzeugen, der mir energetische Unabhängigkeit bietet. Was halten Sie davon, Monchique zu einer emissionsfreien Landkreis zu machen?

Null-Emissionen mögen utopisch sein. Das ist Teil der individuellen Verantwortung, über die wir vorhin gesprochen haben. Erneuerbare und alternative Energien sind wichtig, und eines unserer Projekte, sollte ich Bürgermeister werden, ist die Förderung der Energieeffizienz in kommunalen Gebäuden. In Monchique gibt es dafür einen Bedarf. Es besteht ein Unterschied zwischen der inländischen Stromerzeugung im Zusammenhang mit Solarmodulen und den großen Stromproduzenten, die letztlich nur auf Gewinn ausgerichtet sind. Es ist nicht so, dass der Gewinn nicht wichtig wäre – denn jeder versucht, Gewinn zu machen. Aber wir müssen die Umweltauswirkungen dieser Optionen bewerten, denn die hat ein Megakraftwerk sicherlich auch.

Es gibt auch Windenergie. Vor einiger Zeit haben wir über den Wald gesprochen, und wir hätten auch über Biomasse sprechen können. Seit langem wird über ein Biomassekraftwerk gesprochen, das überschüssige Waldreste verwerten und damit den Wald sauber halten könnte.

Über dieses Projekt wird seit der Zeit des ehemaligen Präsidenten Carlos Tuta gesprochen, und nichts ist geschehen… Was können wir in den nächsten vier Jahren von der PS auf einem Planeten erwarten, dessen Ressourcen endlich sind?

Unsere Präsentation, die am 14. des Monats beschlossen wurde – und die in kürze veröffentlicht wird – zeigt bereits einige Linien in diese Richtung. Wir wollen in den Wohnungsbau eingreifen, Schulparks anlegen, den Umweltschutz fördern… Der Klimawandel ist da, es ist unvermeidlich, dieser Realität zu entkommen.

Wir müssen im Landkreis Strategien entwickeln, die uns schützen. Eine unserer Ideen ist es, einen kommunalen Notfallfonds einzurichten, der den Menschen in Katastrophenzeiten sofort helfen kann, oder eine kommunale Reserve, die Material (persönliche Schutzausrüstung oder anderes) bereitstellen kann… Unsere Politik basiert auf den Menschen und seinem Wohlbefinden…

Aber nach dem Waldbrand von 2018 ist die Situation der Menschen miserabel.

Die Situation ist schwierig, sie ist verzweifelt. Die wirtschaftliche Lage derjenigen, die vom Wald lebten – Bauern, Forstwirte, Imker – hat sich verschlechtert. Wahrscheinlich werden die Medronho-Erzeuger erst im nächsten Jahr wieder – also nach vier Jahren – mit der Ernte wichtiger Früchte rechnen können. Es gab Unterstützungsfonds – es gab mehr als 300 Anträge zum Thema Landwirtschaft (und hier hat die Regierung eingegriffen), und für die Frage der kleinen Verluste hätte eine andere, weniger bürokratische Lösung gefunden werden können. Dennoch wurden viele Anträge bearbeitet und ausgezahlt.

Monchique braucht ein Büro, das Unternehmen und Institutionen beim Zugang zu öffentlichen Mitteln und Anträgen unterstützt – und dafür ist die Stadtverwaltung zuständig. Sie könnte sich aus Technikern der Stadtverwaltung oder von außerhalb zusammensetzen und junge Hochschulabsolventen einbeziehen, die hier ein Praktikum absolvieren könnten, und die Wirtschaft des Landkreises direkt unterstützen, damit sie wachsen kann. Eines der Defizite der Stadtverwaltung besteht darin, dass sie nicht in der Lage ist, Mittel aus dem Ausland zu erhalten, da die Einnahmen der Stadtverwaltung nicht für Investitionen bestimmt sind. Natürlich müssen wir Honig, Erdbeerbäume, Gewürz- und Heilkräuter und den Naturtourismus fördern. Die Entwicklung von Monchique muss nachhaltig sein und die Umwelt respektieren.

Was verbirgt sich hinter Ihrem Wort “Nachhaltigkeit”? Vor zwei Jahren verloren wir in Monchique beim Verkauf des Tourismuskomplexe von Caldas de Monchique mehr als 500.000 Euro an Grunderwerbssteuer. Die PS hat in der Stadtverordnetenversammlung für diese Maßnahme gestimmt. Was ist Ihr Standpunkt dazu heute?

Als das Projekt dem Stadtrat vorgelegt wurde, stimmten die PS-Ratsmitglieder dagegen. Der Vorschlag weckte bei uns Zweifel. Dann wurde der Vorschlag von dem Unternehmen nachgebessert, der Stadtverordnetenversammlung wieder vorgelegt und angenommen, nicht nur mit den Stimmen der PS, sondern auch mit den Stimmen der anderen politischen Kräfte, von der CDU bis zur PSD. Wir müssen die Vorstellung, dass wir Steuern nachlassen, entmystifizieren. Die Gemeinde hat nie eine Steuer von diesem Unternehmen erhalten, da es sich vorher um eine Stiftung handelte, die in Lissabon resiidierte. Und wir müssen auch diejenigen unterstützen, die in Monchique neu investieren wollen.

Aber das Unternehmer hat keine Arbeitsplätze geschaffen, wie versprochen…

Aber es gibt eine Sache, die wir brauchen – Regelungen für die Investitionsförderung, damit derjenige, der investiert, weiß, worauf er sich verlässt, und derjenige, der fördert, sieht, dass das, was geregelt ist, auch umgesetzt wird.

Und in Bezug auf die Investition in Caldas de Monchique… das Unternehmen investierte 2017, als es den Komplex kaufte; 2018 gab es den Waldbrand, und jetzt haben sie eine Pandemie durchgemacht, so dass sie mit Situationen konfrontiert waren, die sie möglicherweise daran gehindert haben, ihren Geschäftsplan umzusetzen.

Das Rathaus hat einen Wert in Höhe von über 500.000 Euro an IMT-Steuern verloren.

Das Unternehmen hat sich verpflichtet, seinen Hauptsitz nach Monchique zu verlegen, seine Steuern hier zu zahlen und sich zu den Arbeitsplätzen zu bekennen, aber es gibt immer Unwägbarkeiten.

Wir müssen auch weiter vorausdenken. Wie sah Caldas de Monchique vor diesem Verkauf aus? Sie wurden im Stich gelassen. Und wir haben ein Beispiel in der Nähe des Tourismuskomplexes, nämlich die Wasserabfüllanlage von Caldas, die sehr erfolgreich arbeitet und bei der es gemeinsame Partner zwischen den beiden Unternehmen gibt. Wenn Caldas de Monchique in einigen Jahren wächst und sich verjüngt und ein größerer Tourismuskomplex entsteht, wird man feststellen können, dass dieser Steuernachlaß bei der Grunderwerbssteuer gut genutzt wurde.

 

Der Bürger wird am 26. September mit seiner Stimme entscheiden, wer Bürgermeister wird.

Ja, es ist immer der Bürger, der entscheidet. Aber sie müssen sich auch darüber im Klaren sein, dass diejenigen, die gewählt werden, ebenso Verantwortung tragen wie die, die sie wählen.

Ich danke Ihnen.

 

Uwe Heitkamp (60)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.
Übersetzungen : Dina Adão, Tim Coombs, João Medronho, Kathleen Becker
Fotos: Uwe Heitkamp, dpa

 

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