Interview mit dem Fischer Zeca Águas (55), Portimão.
Eco 123: Wenn man heutzutage die Menge der Fische im Meer mit der Zeit von vor einer Generation vergleicht – sind es noch genauso viele oder weniger?
Zeca Águas: Nach meiner 15-jährigen Erfahrung, durch eigene Beobachtungen und mit Hilfe von Sonar, bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass die Zahl der Fische um rund 75% abgenommen hat. Es sind viele Arten betroffen, um die sich bis heute niemand kümmert. Erst jetzt und zum allerersten Mal im vergangenen Jahr wurde eine Schonzeit eingeführt. Wenn man die paarungsreifen Fische umbringt, löscht man auch die Nachkommen aus. Genau das wurde viele Jahre lang getan, bis endlich die Politiker und die für die Fischerei zuständigen Verantwortlichen den Warnungen der auf dem Meer arbeitenden Fischer Gehör schenkten. Sie zögerten damit bis zum Ende des Fischbestandes.
Welche Folgen hat es, dass zu viel gefischt wird?
Wir machen alles im Übermaß: wir fischen zu viel, wir bauen zu viele Häuser, wir machen immer mehr, als wir eigentlich benötigen. Jetzt wird es vieler Jahre bedürfen, bis sich der Fischbestand wieder erholt hat.
Wir sprechen gerade von den Sardinen…
Ja, von Sardinen und Makrelen, aber besonders Sardinen. Nur gilt das zum Beispiel auch für Tintenfisch und Oktopus. Es müssen unbedingt Schonzeiten eingeführt werden: wir müssen die Fortpflanzung der Kraken respektieren und sie in dieser Zeit, den Monaten von Mai bis August, nicht fangen.
Wir haben es hier bei uns hauptsächlich mit traditionellem Fischfang in kleinen Dimensionen und nicht in industriellem Umfang zu tun. Kleinfischerei ist etwas, das erhalten werden muss und das in kontrolliertem Rahmen auch funktioniert. Aber wenn die Fischerei weiterhin so unreglementiert weitergeht, wird eines Tages alles vorbei sein. Die Fischerei wird zwar nicht komplett aussterben, jedoch für die Fischer wird es sich nicht mehr lohnen. Es wird immer ein letzter Fisch im Meer übrig bleiben.
Inwiefern muss sich unser Bewusstsein ändern?
Wir müssen es lernen, auf den Entwicklungszyklus der Fische Rücksicht zu nehmen. Alle Arten müssen so geschützt werden, dass die Fortpflanzung gewährleistet ist. Wenn wir es heute nicht schaffen, einen Fischereistopp während der Reproduktionszeiten durchzusetzen, töten wir die paarungsreifen Elternfische und damit auch die Brut. Es ist wie bei der menschlichen Spezies, es ist wie in Allem: Das Übel liegt in der Maßlosigkeit.
Aber die Verbraucher möchten gern Fisch essen…
Ja, das stimmt.
Wäre die Aquakultur eine Lösung?
Nein, Fisch aus Aquakultur schmeckt nach Fischmehl, genau wie ein im Maststall in 30 Tagen aufgezogenes Huhn. Alles braucht seine Zeit.
Könnte es sein, dass weniger mehr ist?
Wir müssen uns den aktuellen Gegebenheiten anpassen. Die Zeiten der Maßlosigkeit geht zu Ende. Jetzt können wir nicht anders als viel Geduld haben, abwarten und zusehen, dass wir nicht die gleichen Fehler wiederholen. Es ist unsere Pflicht, unseren Kindern und Kindeskindern eine Basis zu hinterlassen…
Aber wie können wir in dieser Erkenntnis unser Glück finden?
Glück finden wir darin nicht. Jeder einzelne ist seines eigenen Glückes Schmied. Glück kann nicht kaufen, es ist nicht im Laden oder auf dem Markt zu bekommen. Man muss es sich selber erschaffen. So ist das Leben.