Was machen vier Blogger, ein Bioladen, eine Landwirtin und zehn Gäste an einem herrlichen, sonnigen Tag auf der Quinta das Seis Marias in Sargacal bei Lagos? Sie beweisen, dass die Früchte, die mit Respekt behandelt werden, auch diejenigen sind, die am Ende für uns die besten sind. Auf dem Teller und für unseren Körper. Dafür gehen die vier Kulinarik-Blogger mit dem Korb in der Hand aufs Feld. Anschließend verarbeiten sie ihre Ernte zusammen mit einigen aus dem Bioladen mitgebrachten Früchten am Tisch zu zwölf komplett aus Bio-Lebensmitteln hergestellten Rezepten.
Betrachten, aufsammeln, beschnuppern – Gesten, die alle Teilnehmer verbindet. Fragen zu Pflanzen wie Lufa oder Citronella sind der Einstieg zu angeregten Gesprächen mit Fatima Torres (der Bäuerin und seit zehn Jahren Besitzerin des Hofes), Pedro Gonçalves (Inhaber der Mercearia Bio in Portimão) und den zehn Gewinnern der vom Blog Entre Tachos e Sabores von Joana Oliveira verlosten Einladungen zu dieser gemeinsam mit der Mercearia Bio organisierten praxisnahen Veranstaltung.
Pedro e Joana planen, dieser Veranstaltung zukünftig einen festen Rahmen zu geben, in dem Produzenten und Konsumenten von frisch vom Feld kommenden Bio-Lebensmitteln einander begegnen können, und damit auch etwas „ihrem eigenen natürlichen Ambiente zurück zu geben: nämlich der Online-Welt, in der Blogosphäre.”
Von sechs Hektar Obst und Gemüse bis zum Horizont umgeben, neben den Ferienwohnungen auf der Quinta das Seis Marias, umarmen sich Pedro, Fatima und Rui. Der Tag neigt sich dem Ende zu, als im Haus mit vier mit Bio-Wein gefüllten Gläsern angestoßen wird und die Gerichte verkostet werden, die alle zu diesem kulinarischen Experiment zusammengeführt haben, das gut riecht… und sogar noch besser schmeckt.
Zwischen Töpfen und Aromen
Unsere Nahrung als Nährstoffquelle
www.entretachosesabores.blogspot.pt
Sie wurde sozusagen in der Küche groß, auf dem Schoß kreativer Frauen. Auf ihr Interesse an Kochzeitschriften folgten die ersten eigenen Erfahrungen, die mit der Verantwortung für die Familienmahlzeiten, später auch für Festmahle hinzugewannen… Und im Jahr 2012 schließlich schuf Joana Oliveira auf dieser Grundlage ihren Blog Entre Tachos e Sabores (Zwischen Töpfen und Aromen).
Als sich im Jahr 2013 einige gesundheitliche Probleme bemerkbar machten, begann sie ihre Ernährung zu überdenken. Der Impuls zur Veränderung kam schließlich, als sie die Makrobiotik kennenlernte. Nachdem sie ihre Balance gefunden hatte, begann sie in funktionelle Lebensmittel zu investieren, für sie der “Schritt, Lebensmittel nicht mehr nur als Quelle von Kalorien zu betrachten, sondern als Quelle von Nährstoffen”, wie sie erklärt. Die in Lissabon geborene Dozentin wird sich daher in naher Zukunft diesem Gebiet auf akademischer Basis zuwenden.
Heute erweitert sie ihre gesunde vegetarische Küche mit makrobiotischen Elementen, “weil auch eine rein vegetarische Ernährung ein wenig ungesund sein kann”, begründet sie. Sie folgt keiner extremen Diät-Ideologie, aber sie kauft kein Fleisch, verbraucht ganz wenig verarbeitete Lebensmittel und lehnt jeglichen raffinierten Zucker ab. Ihr Brownie-Rezept ohne Zucker mit Cashew-Erdbeer-Haube ist eines der Highlights unseres Treffens. Schon die Zubereitung zog alle in die Küche. Die heißen Küchlein im Stil von Petit-Gateau mit ihrem Topping aus Cashew-Creme und Garten-Erdbeeren waren einfach nur traumhaft… Und die mit Tofu-Kürbiscreme gefüllten Süßkartoffel-Pasteten standen ihnen in nichts nach.
Am Ende der Veranstaltung zog Joana als Co-Veranstalterin eine positive Bilanz: “Das war eine sehr schöne Erfahrung für mich: das Zusammensein und Zusammenarbeiten, die Kochtöpfe, die Möglichkeit, die anderen Blogger einmal persönlich kennenzulernen…“.
Meine kleine grüne Küche
“Ich kann doch modern sein und die Bohnen im Schnellkochtopf kochen.”
Ihr Lächeln ist eine Ode an das Glück. Sie kocht mit einer Leichtigkeit und der Überzeugung, darin ihr Gleichgewicht gefunden zu haben. Im Alter von 12 Jahren begann sie auf experimentelle Weise mit dem Zubereiten von Gerichten. Aber lange Zeit “war es mit dem Ergebnis wie bei den Heiligen, man durfte diese nicht anrühren” (sie lacht). Dabei entdeckte sie die große Vielfalt der Lebensmittel und lernte viele davon lieben. In der Folge traf sie bewusste Entscheidungen, zuerst für eine Ernährung mit Zutaten biologischen Ursprungs und, nach und nach, ohne tierische Produkte. “Diesen Mangel an Respekt für die Natur wollte ich einfach nicht mehr unterstützen”, gesteht sie.
Yoga und östliche Philosophien ergänzen die Art und Weise, wie sie sich heute ernährt. Saisonales Gemüse und Hülsenfrüchte dominieren ihre Küche. “Soja esse ich nicht. Vor zwei Jahren habe ich verarbeitete Lebensmittel gestrichen. Das erfordert natürlich eine vorausschauende Planung. Wir müssen Paradigmen ändern! Ich kann doch modern sein und die Bohnen einfach im Schnellkochtopf kochen.”
Für die drei Vorschläge „Kichererbsenmus mit Kürbis“, „Mit Herbstgemüse gefüllte Teigtaschen“ und „Linsen mit Kürbispüree“ holt Inês die folgenden Früchte vom Feld: Kürbiss und Hokaido, Sellerie, Lauch, orangefarbene und violette Möhren, Zitronen und Petersilie. Dazu kommen noch einige Zutaten aus der Mercearia Bio: Champignons, Zwiebeln, Rüben, Tahin und Gewürze. Und sie verrät uns ein Geheimnis: “Hummus wird besonder lecker, wenn man den Knoblauch dazu in der Schale röstet.”
Während sie den Kürbis vorbereitet, teilt sie leidenschaftlich mit uns, was sie antreibt. “Mein Blog My Tiny Green Kitchen (Meine kleine grüne Küche) war eine schwierige Geburt, aber nun kann ich damit drei Dinge verbinden, die ich liebe: Schreiben, fotografieren und kochen”.
Tricks oder Leckereien?
“Vieles habe ich von meiner Mutter übernommen”
www.facebook.com/Doçuras-ou-Travessuras-Portimão-Algarve-Portugal-417934294927541
In schwierigen Zeiten öffnen sich oft neue Türen. So erging es auch Joana Felix Machado. Nach 17 Jahren im Hotelgeschäft beschloss sie eine Auszeit zu nehmen, um sich neu zu orientieren. Vor fünf Jahren tauschte sie Lissabon gegen die Algarve. Damals verbrachte sie einen Großteil ihrer Zeit mit ihrer Mutter, die sie auch mit ihrem Wissen unterstützte, als sie den Entschluss fasste, die Facebookseite “Doçuras ou Travessuras?…” ins Leben zu rufen („Nettigkeiten oder Frechheiten“, in Anlehnung an Doçarias e Travesseiros Naschereien und süße Gebäcktaschen).
Dieses Andenken an ihre Mutter begleitet sie auf all ihren Wegen, wenn Joana genussvoll die überlieferten Rezepte der Pasteten überarbeitet, wobei sie bevorzugt Vollkorn- und Bioprodukte verwendet. Das Ernten von Hokaido-Kürbis und Auberginen erinnert sie an ihre Mutter. Aber in ihrem Korb hat sie auch Süßkartoffel, Mandarinen, Paprika und Thymian, elementar für die Zubereitung von Kürbistarte mit Walnüssen, für im Ofen gebackene Auberginen mit Kürbiskernen und für den Lamm-Eintopf mit Süßkartoffeln.
Während der Kürbis im Backofen ist, knetet Joana den Teig für die Tarte mit Mehl, Ei, Butter und braunem Zucker. Zwei lächelnde Blicke begegnen sich, als sie die Walnusskerne von ihrer Mutter entgegennimmt, die diese, ihr helfend, bereits von der Schale befreit hat. Sie werden zusammen mit dem Kürbispüree, braunem Zucker, Kokoscreme, Zimt, Eiern und geriebener Schale von Mandarine und Zitrone zu einer Füllung verarbeitet. Inzwischen ist es unmöglich geworden, dem Duft des mit Thymian gewürzten Lammeintopfs zu widerstehen, der auf dem Herd köchelt. Joanna Machado demonstriert ihre Kreativität auch bei der Verwendung der Blätter der violetten Karotten von Luísa, als sie daraus zusammen mit Kurkuma, Sojamilch und Vollkornmehl ein paar Bratlinge herstellt. Köööst-lichhh!
Sardinen raus aus der dose
“Wir alle teilen die gleiche Leidenschaft”
Sie wurde in eine große Familie aus dem Hotelgewerbe hineingeboren. Während der Hochsaison versammelten sich die Familienmitglieder im Haus der Großmutter, wo der Holzherd Tag und Nacht in Betrieb war. “Wir hatten alle unsere Aufgaben, und meine Großmutter erklärte uns beim Kochen immer das Warum der Dinge”, erinnert sich Luisa Ferreira. Für sie sind das Kochen und ein volles Haus zwei Synonyme für Glückseligkeit.
Letztendlich kam der Impuls, den Blog Sardinha fora da Lata (Sardinen raus aus der Dose) zu beginnen, als sie trotz Abschluss in Psychologie arbeitslos wurde. Er beruht auf der Philosophie einer Ernährung ohne verarbeitete Lebensmittel, ohne Fleisch und ohne Fisch. “Auf Käse zu verzichten ist schwierig… und gelegentlich essen wir auch Butter”, gesteht sie. Die Nahrungsumstellung kam im Alter um die 30, “ein wenig aus Neugier und auf der Suche nach Antworten auf einige bislang unbeantwortete Fragen. Es kam mir einfach nicht mehr richtig vor, Tiere zu essen.”
Luisa bereitet ein Schmorgericht aus Austernseitlingen mit einem orientalischen Süßkartoffelpüree zu. “Das Püree würze ich mit Salz, Ingwer, Süßer Paprika, Chili, getrockneten Knoblauch als Granulat und als Pulver und mit Kreuzkümmel. Das gibt ihm den besonderen Pfiff”, sagt die Liebhaberin der Fusionsküche.
Während der Vorbereitungen für die Zwiebelsuppe verrät sie uns einen Tipp: “Das Geheimnis liegt darin, die Zwiebeln gut zu karamellisieren.” Währenddessen köcheln im Topf daneben Brokkoli, Kürbis, die beiden Karottensorten, Blumenkohl, die Austernpilze und Erbsen vor sich hin. Luísa kostet selbst und lässt dann auch mich probieren: Es ist göttlich!
Am Ende fasst sie die heutige Erfahrung zusammen: “Ich bin begeistert von den Zutaten und ihrer Frische, vor allem von den lila Karotten, die ich noch nicht kannte – und von unserem Beisammensein. Wir liegen alle auf der gleichen Wellenlänge, haben die gleichen Vorlieben.”