Ein altes Sprichtwort besagt, Liebe ginge durch den Magen. Im Falle des Hinduischen Tempels in Lissabon würde es nicht verwundern, wenn sich Verliebte genau hier kennengelernt hätten.
In Lissabon, wie auch sonst wo im Land, mangelt es nicht an indischen Restaurants. Aber Restaurants, indisch oder nicht, sind nichts weiter als: Restaurants. Eine Kantine in einem Hinduistischen Tempel, die hausgemachte indische Gerichte serviert, ist im Vergleich ein paralleles Universum und wahrscheinlich die beste Art und Weise einer kulinarischen Reise nach Indien, ohne dabei Lissabon zu verlassen.
Der Hinduismus ist die verbreiteste Religion in Indien. Die Ernährung wird gemäß der Veden (Sammlung von Schriften) praktiziert. Diese Schriften verdeutlichen die Notwendigkeit, in Harmonie zu leben und ermutigen zum Vegetarismus. Die gläubigen Hindis sind der Ansicht, dass der Körper aus natürlichen Elementen zusammengesetzt ist (Erde, Feuer, Luft, Wasser und Äther). Aus diesem Grund wird eine Sattvic-Ernährung angestrebt, die aus natürlichen Nahrungsmitteln besteht, die dem Geist dazu verhelfen, Klarheit zu erreichen.
Der Standort könnte nicht passender sein: der Hindu-Tempel Radha Krishna, das Gebetshaus des Hinduismus, liegt in der Avenida Mahatma Gandhi, im Stadtteil Telheiras. Wer sich nicht auskennt, wird diese religiöse Stätte kaum per Zufall entdecken und diejenigen, die nicht wissen, dass die Kantine für jedermann zugänglich ist, werden diesen Ort noch weniger aufspüren, da der Zugang durch die Garage des Gebäudes führt. Derjenige, der schon einmal eine Kantine besucht hat, hat bereits alle gesehen – diejenige des Hindutempels unterscheidet sich einzig durch die Bilder mit (h)indischen Motiven.
Aber wir sollten das Buch nicht dem Umschlag entsprechend beurteilen. In diesem Fall können wir auf den Geschmacksinn vertrauen, wobei die ersten Eindrücke durchaus positiv sind. Eine Speisekarte gibt es nicht. In der Kantine steht ein Buffet mit Suppe, Salat, kalten Gerichten, Roti, Papri und Reis bereit. Zusätzlich gibt es ein Tagesgericht, welches von Tag zu Tag variiert. Die Auswahl ist lakto-vegetarisch: Gemüsecurry, Dhal, Teigtaschen, warme Salate mit sautiertem Gemüse und Curry, fritierter Kartoffelteig, Kichererbsen und Linsen oder geschmorte Bohnen, alles sehr lecker präsentiert, was einzig durch den Geruch übertroffen wird. Aber Vorsicht! Die unbedachten Besucher könnten in diesem entspannten und spirituellen Ambiente durch die scharfen Saucen – je röter, desto schärfer – ohne Vorwahrnung ganz schön überrascht werden. Aus diesem Grund wird auch ein Joghurtgetränk angerreichert mit Salz und Kümmel serviert, damit sich das Brennen auf der Zunge etwas beruhigt.
Klar, wie es bei Buffetservice üblich ist, kann man soviel essen, wie das Herz begehrt. Es ist aber empfehlenswert, noch ein kleines Plätzchen für den Nachtisch aufzusparen. Die Süßspeisen, die immer geschlemmert werden können, sind: Jaleby (Mehl, Milch und Zucker) und einen Würfel, der aus einem kompaktem Mehlteig, Zucker und Trockenfrüchten besteht. Wer danach noch nicht wunschlos glücklich ist, kann sich einen Chai Massala genehmigen, einen Schwarztee mit Gewürzen, der mit Milch getrunken werden kann. Es gibt nur einen einzigen Ort, wo die Nahrung die Seele ernährt – die Kantine des Tempels.
Öffnungszeiten: 3. Sonntag im Monat, Mittagessen – 12h00 bis 14h30, Abendessen – 20h bis 22h
Preis- 7,5€ (ohne Vorspeise und Nachtisch) a 10€ (alles inklusive)
Telefon: 217576524
http://www.comunidadehindu.org/
“Die beste Art und Weise einer kulinarischen Reise nach Indien, ohne dabei Lissabon zu verlassen“