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Slow Cooking

Können Sie sich vorstellen, Ihr Mittagessen nur mit der Kraft der Sonne zu kochen? Dafür braucht es erst einmal ein gutes Sofa. Der einzige einheimische Hersteller von Solarkochern ist Sunok. Mal ausprobieren, ob das Gerät sein Geld wert ist? Das Produkt stammt aus Lissabon und wird von Senhor Nuno Martins vertreten. ECO123 hat sich das kleinere Modell für zwei Personen zu diesem Test besorgt. Knapp 400 Euro soll es kosten, ohne das Sofa. Für einen normalen Haushalt sicherlich auf den ersten Blick nicht gerade billig, kostet ein kleiner Gas/Elektroherd nicht einmal die Hälfte. Aber beim Sunok entstehen keine weiteren Energiekosten, wenn die Sonne das Essen kocht und das alles ist einfach nur sexy.

Aber wie lange wird das Kochen wohl dauern, frage ich mich? Um elf Uhr beginnen die Vorbereitungen. Der Solarkocher, bestehend aus einer von außen mit Kork verzierten und isolierten Metallbox von der Größe 52 x 43 x 32cm und innen raffiniert verspiegelt, kommt mit einem leichten schwarzen Topf und einer dunklen Metallschale in einen Pappkarton verpackt zu mir. Ich habe ihn aus dem Keller geholt und auf einen Tisch auf der Terrasse nach Süden (160 Grad) gestellt, ausgerichtet. Der Spiegel wird über ein Scharnier aufgeklappt. Im Laufe des Mittags wird der Tisch leicht bis auf 200 Grad nach rechts gedreht, so dass der Kocher immer in Richtung Sonne steht. Mein Hund, der mir bisher interessiert zuguckte, ist dabei eingeschlafen.

In einen halben Liter Wasser gebe ich fünf geschälte Kartoffeln mittlerer Größe und drei Karotten. Sie sind die Basis für den Eintopf für zwei Personen. 80 Gramm Trockenlinsen habe ich dafür über Nacht im Wasser eingeweicht. Um 11h30 beginnt das finale Experiment. Nun stelle ich den Wecker und mach es mir auf dem Sofa bequem. Nach einer Stunde kommt das klein geschnittene Porree in den Topf. Salz, Pfeffer und Muskatnuss runden den bisher veganen Eintopf ab. Sie können auch Piri-Piri dazutun, ganz nach eigenem Befinden. Zum Schluss gebe ich noch etwas Kürbis vom letzten Herbst dazu. Das ergibt eine schöne Farbkombination. Die meisten Zutaten kommen aus dem eigenen Garten. Ab Frühling stehen uns zusätzlich andere Gemüsearten zur Verfügung. Linsen oder Kichererbsen ersetzen wir durch frische Erbsen oder grüne Bohnen.

In der Zwischenzeit bereite ich die Vor- und Nachspeisen vor. Ich bewege mich vom Sofa zum Avocado-Baum und pflücke zwei sehr reife Früchte. Sie werden aufgeschnitten, entkernt, die Masse püriert und die Schalen in den Kompost gegeben. Etwas Olivenöl, auch aus eigener Produktion, in Pardieiros/Alferce gepresst, gebe ich dazu, nehme den Saft einer halben Zitrone, etwas Salz mit Sesam in der Pfanne erhitzt, wird ebenfalls untergemischt und das Innere mehrerer roter Tomarilho-Früchte. Wer die nicht hat, nicht jeder kann in Monchique leben, darf auch Kirschtomaten verwenden.

Essen kochen kann anstrengen. Drei kleine, süße Möhren, eine Rote Beete, fünf Walnüsse und der Saft einer süßen Orange bilden die Basis für einen vitaminreichen Nachtisch. Die Möhren und die Rote Beete werden ganz klein geraspelt, die Walnüsse kleingestoßen und hinzugegeben. Clementinen, Kiwi und heimische Bananen, alles Früchte der Saison, runden diesen Fruchtsalat ab: Zimt nicht vergessen!

Oh mein Gott. In der Zwischenzeit ist es drei Uhr geworden. Ich habe wieder zwei Stunden geschlafen. Der schwarze Kochtopf hat dreieinhalb Stunden in der Mittagssonne geschmort und wurde durch die Spiegel im Solarkocher auf stolze 80 Grad C erhitzt. Der Frühlingstopf ist gar und servierbereit. Hurra! Wer ein wenig Wert auf das Finale legt, könnte Kokossahne und geraspelte schwarze Schokolade aus São Tomé* zur Dekoration verwenden. Wer nicht vegan lebt, hat vielfältige andere Möglichkeiten, bis hin zur Bockwurst oder Chouriço. Sie kann zwischenzeitlich einfach in den Sud des Eintopfes dazugelegt werden. Bom aproveite!

Der Sunok-Solarkocher ist ganz sicher ein schöner, kleiner Kasten, kompakt und sehr nützlich. Ja, es lässt sich mit ihm kochen. Man kann den kleinen Freund sogar alleine lassen. Bei Regen oder ohne Sonne aber bleibt die Küche kalt. Und unter der Woche ist er nur für Haushalte geschaffen, in denen freiberuflich geschrieben und langsam gekocht wird. Sonst aber ist er ein toller Begleiter für einen sonnenreiches Wochenende ohne jeglichen Termindruck zu Zweit, ménage à trois. Es brennt nichts an und langsam schlummert das Essen mit seinen Köchen vor sich hin. Zu zweit macht Kochen übrigens noch mehr Spaß. Dann könnte man statt eines Sofas ein richtiges Himmelbett in die Sonne stellen. Irgendwann kommt der Hunger von ganz allein und sei es erst zur Kaffee- und Kuchenzeit. Sunok ist ein ideales Spielzeug (eco!) in einer Gesellschaft, in der niemand mehr Zeit hat; weder zum Kochen, noch zum Essen, noch für guten Sex. Also, worauf warten wir?

 

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