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Nº 136 – Die 200 Pflanzen der Südwestküste Portugals.

Samstag, der 15 Oktober 2022.

Ich möchte heute und hier ein lesenswertes zweisprachiges immer noch sehr aktuelles Buch, das auf Portugiesisch und Englisch erschienen ist, vorstellen. Die beiden Autorinnen, die jene 200 wichtigsten Pflanzen der Natur der Südwestküste Portugals den LeserInnen zur Kenntnis anbieten, haben sich damit verewigt. Es ist ein Buch mit 256 Seiten, das zum nachhaltigen Leben unbedingt dazugehört. Es ist wie das Salz in der Suppe und im Selbstverlag entstanden und dann auch erschienen, wie alles Gute in Portugal irgendwie in Eigenproduktionen irgendwann von zuhause aus entsteht. Und das Buch hat es sogar schon in eine zweite Auflage geschafft. Wenn das kein gutes Signal ist? Und vielleicht schafft es sogar noch einige weitere Auflagen? Es wäre ihm sehr zu wünschen. Es könnte vom Bildungsministerium in allen Schulen zur Pflichtlektüre im Biologieunterricht werden…

Ana Luisa Simões, eine der beiden Autorinnen, mit der ich das Buch eines Abends im Sommer in Aljezur begonnen hatte zu besprechen, flog am nächsten Tag auf die Azoren, um mehrere Wandertouren dort zu machen und es blieb leider dabei. Irgendwie kam sie nie auf das Buch zurück, das ich mit ihr zu Ende besprechen wollte. Ich weiß zwar, daß sie jetzt wieder irgendwo in der Nähe von Aljezur lebt, aber mir kommt es so vor, als sei sie nie aus diesem Sommer zurückgekehrt. So habe ich hier auf meinem Schreibtisch immer noch dieses einsame, wertvolle Buch liegen, über das ich kaum etwas weiß, außer was drin steht, zusammen mit einer kurzen Widmung. Und wenn ich nicht mal weiß, wo es dieses Buch heute zu kaufen gibt, wem kann ich es empfehlen, zu erwerben? Doch ich habe noch die Telefonnummer und E-Mail-Adresse der Autorin, die ich Ihnen am Ende dieses Artikels geben werde. Versuchen Sie es doch mal selbst. Vielleicht aber haben Sie ein bißchen mehr Glück als ich. Denn ich möchte nichts weiter, als dieses wichtige Pflanzenbuch allen LeserInnen der ECO123 zugänglich zu machen. Die Frage, die sich stellt lautet: Wo, verehrte Ana Luisa, kann man Ihr Buch kaufen?

Das Werk mit dem Titel, „200 Pflanzen des Südwestlichen Alentejo und der Vicentina-Küste“ ist zwar nicht mehr so ganz frisch, dafür aber handlich und was drin steht, ist ungemein wertvoll und unsterblich, denn wahrhaftig, wie die Liebe. Es ist ein Pflanzenbuch mit vielen Fotos, das man auf jeder Wanderung in der Natur dabei haben solllte, wie den Goethe, die alte Flöte. (Anmerkung: portugiesische und englische Version bitte dementsprechend ändern) Es gehört in jeden Rucksack, neben das Butterbrot, die Banane, die Orange, den Apfel, die Wasserflasche, die Wanderkarte, die Brausetablette und das Handtuch.

 

 

Dieses Buch, finde ich, hätte es schon vor mindestens 30 Jahren geben sollen. Denn nur wer den Wert der Natur auch kennt, weiß sie zu schützen. Daß es erst vor drei Jahren den Weg zu uns gefunden hat, obwohl es schon 2015 fertig war, ist eher so ein blöder Zufall, wie das meiste in Portugal. Es ist wie bei zwei Menschen, die sich treffen wollen, aber weder am richtigen Ort, noch zur gleichen Zeit sich finden. Sie verfehlen sich immer wieder und scheitern an der Wirklichkeit. Die Autorinnen wollten zeigen, daß sie neben Wandern auch Schreiben können, wie Ana Simões mir sagte: ein Buch schreiben. Das hat sie mit Ana Cabrita gut hinbekommen. Ähnlich wie bei Fernando Pessoa, der auch nie den Nobelpreis für Literatur bekommen hat, weil man seine Bücher kaum zu kaufen bekam und nicht genau wußte, ob es ihn wirklich gibt, oder ob er nur eine Erfindung einer anderen Person war, nicht ganz wach, also noch verträumt, oder ob er einer anderen Person vielleicht im Traum erschienen ist. Eine Fata Morgana?

Der Inhalt dieses Buches ist auf jeder Exkursion an der Westküste nützlich. Je später man es findet, desto eher wird die Blume, das Gewächs, die Pflanze ausgestorben sein, denn mitten in der Epoche des Artensterbens geschrieben, werden vermutlich bald all die schönen Fotos und Beschreibungen von den 200 Pflanzen der „Costa Vicentina“ unser aller Vergangenheit angehören, so daß das Buch auch später auf jeden Fall noch als Geschichtsbuch taugt – denjenigen, die wir in die Welt gesetzt haben und uns nichts dabei gedacht haben, was wir weitergeben in die nächste und übernächste Generation, dann, wenn es schon lange keine Pflanzen mehr geben wird, weil die Erdüberhitzung jedweden Gedanken an eine Zukunft raubt. Aber es gibt Felsspalten und andere Nischen, wo Pflanzen überleben.

Wenn wir in Gedanken planen… Liebste, wie wird das Wetter morgen? Wollen wir noch mal wandern gehen, bevor es zu spät ist?  Werden wir Wasser haben? Wo werden wir was zu Essen herbekommen? Dann jedenfalls haben wir noch dieses Buch von Ana Luisa Simões und Ana Carla Cabrita als Geschichtsbuch von gestern, als es noch Pflanzen gab, an der Westküste und anderswo und man noch zwischen Porto Covo und Milfontes, Aljezur und dem Südwestkap Europas in der Natur zu Fuß rumgehen konnte und nicht dabei von der Sonne zerfressen wurde und zu Staub. Sehr lesenswert. Was fehlt? Eine Karte der Region wäre für alle Leserinnen sehr hilfreich. Vielleicht überleben ja einige Pflanzen den Menschen. Zu hoffen wäre es jedenfalls. Ach ja, der Preis? Circa  22 Euro…

Bestellungen des Buches per Telefon  +351 913 857 406 oder per E-mail: simoes.alc@gmail.com Vielleicht gibt es das Buch noch in der Tourismusinfo oder im Restaurant „Moagem“ in Aljezur, oder unter 200plantassw@gmail.com oder in der Buchhandlung Palavra de Viajante, Rua São Bento, 34, 1200-819 Lisboa, Portugal T: (+351) 213950328 – M: (+351) 913700577

 

Uwe Heitkamp (62)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.Translations Dina Adão, John Elliot, Ruth Correia, Patrícia Lara, Kathleen Becker
Photos:200plantassw

 

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