Wandern bedeutet Rückkehr zu unseren Wurzeln, zu unserer ureigenen Geschwindigkeit und zu einem ursprünglichen Leben. Es wird uns immer wieder daran erinnern, dass wir nur für kurze Zeit zu Gast auf diesem Planeten sind, den wir uns Untertan gemacht haben. Täten wir nicht besser daran, uns nur als ein Teil des Ganzen zu verstehen: mit der Natur, den Wäldern, den Tieren, mit allen Ressourcen unserer Erde? Wir wandern auch, um mit eigenen Augen zu sehen, wie sich das Land von Jahr zu Jahr entwickelt. Beim Wandern schärfen sich unsere Gedanken. Alle Sinne werden geweckt und fühlen, sehen, riechen, hören und schmecken die Natur. Wir merken, wie wir eins werden mit dem Gebirgsbach, in dem wir baden und wenn wir uns zu einer Brotzeit auf eine Blumenwiese setzen.
Wandern ist zu einem wichtigen Teil unseres Lebens geworden. Wir freuen uns darauf und machen uns Gedan ken, wohin uns dieses Leben in Zukunft bringen kann. Wir begegnen anderen Menschen: Bauern, Hirten, Imkern – und wir finden im Gespräch und im Teilen einer Mahlzeit zueinander. Ãœber den Weg und dieses Leben haben wir einen Film gedreht. Menschen, denen wir bei unseren Wanderungen begegnet sind, erzählen darin von ihrem Leben in der Natur, mit den Tieren, von ihrer Arbeit, von ihrem Leben…
… zum Beispiel die Familie von Henrique und Maria José in Furnazinhas, einem Dorf, das wir am zweiten Tag per pedes erreichen. Dort nächtigen wir im Casa do Lavrador, (lavrar terra = Erde pflügen) einem ehemaligen Bauernhof. Dona Olivia, 74 Jahre alt und eigentlich bereits in Rente, bereitet uns ein traditionelles Frühstück: mit Honig, eigenen Marmeladen, frischem Ziegenkäse, Schinken und Chouriço vom schwarzen Schwein, Orangen und Clementinen aus dem Garten und einem Bela Luisa-Tee vom Teestrauch. Warum arbeitet Dona Olivia eigentlich noch, fragen wir uns? Nur mit Geduld erfahren wir mehr von den Menschen, ihrem Dorf, ihren Traditionen, erfahren wir ihre ganz persönlichen Geschichten, die sich zu einem Bild formen.
Wir begegnen dem Eremiten Manuel Teixeira im Dorf Ferrerias. Seit neun Jahren lebt der 83-jährige Bauer allein mit seinen 14 Katzen und den Eseln. Er bestellt seinen Acker mit Kartoffeln, Zwiebeln, Bohnen, Kürbis, Tomaten und anderen Gemüsen. In einem Gästehaus verbringen wir die Nacht, der alte Mann lebt nebenan mit seinen Tieren. António da Encarnação destilliert seit 63 Jahren seinen Schnaps in den Bergen von Monchique. António Santos presst auf alte Weise sein natives Olivenöl. Den Schäfer Manuel António Violente treffen wir mit seinen Tieren in der Heidelandschaft kurz vor dem Südwestkap.
Wir müssen rauskommen aus der Stadt und zurück zur Natur. Während wir junge Korkeichen und Kastanien pflanzen, fühlen wir uns gut. Beim Wandern auf dem alten Pilgerweg ans Südwestkap Europas entdecken wir Portugal neu. Der Weg ist das Ziel.
.