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Mein Renault ZOE und die RCI Bank

Nº 133 – FAIR TRADE?
Mein Renault ZOE und die RCI Bank

Samstag, der 3. September 2022.

In einer idealen Welt würden sich alle Geschädigten eines z.B. multinationalen Autoherstellers wie Renault oder Volkswagen in Portugal, Frankreich, Deutschland usw. – in Europa – zu einer Gruppe von Geschädigten zusammenschließen und eine Sammelklage gegen z.B. die Renault Bank vor dem dafür zuständigen Gericht in Lissabon, in Paris oder Düsseldorf oder gegen Volkswagen in Braunschweig einleiten. In den USA ist das eine einfache und effiziente Sache für betrogene AutofahrerInnen. In Europa warten wir auf ein solches Gesetz. In Portugal und in allen anderen europäischen Staaten ist so eine Sammelklage juristisch (noch) nicht möglich, außer der Möglichkeit, man organisiert sich z.B. in einer Gruppe und in einer Verbraucherzentrale oder einem Automobilclub. Eine Sammelklage ohne allgemeinen Beistand einer solchen Organisation, dem sich hunderte oder tausende geschädigte und betrogene KundInnen anschließen (siehe Volkswagen Dieselbetrug), ist gesetzlich noch nicht vorgesehen. Der Autohersteller ist somit in einer konfortablen Rechtslage. Seine Rechtsposition ist vorteilhaft, weil jeder einzelne „betrogene“ Kunde seinen eigenen Rechtsanwalt bezahlen muß, die Gebühren beim Gericht und die Prozesse sind immer langwieriger Natur. ECO123 und die Tempo Passa Boa Viagem Lda. haben sich entschieden, nicht gegen die RCI Bank and Services zu prozessieren und somit keine Energie zu verschwenden. Unsere Energie verwenden wir konstruktiver und effizienter, um zu einem nachhaltigen Ergebnis zu gelangen. Das Stichwort heißt „Loslassen“. Denn man kann auch den Autohersteller wechseln und ihn damit ganz empfindlich treffen, wenn es viele tun.

Als ECO 123 den ersten Teil seiner Testfahrt mit dem von unserem Verlag gekauften Renault ZOE vor zwei Wochen veröffentlichte, hatte das sofort konkrete LeserInnen-Reaktionen. Eine Abonnentin aus Lagos schrieb: „Du denkst, Du hast etwas Gutes gemacht und Dir ein Elektroauto gekauft. Nun bringt dieses Auto Schwierigkeiten mit sich. Und da stellt man fest, es ist die gleiche Art und Weise wie schon immer unser Kapitalismus funktioniert hat: Ausbeute/ Vorteile zu Gunsten der bereits mit Geld Gesegneten. Und genau deshalb ist das Geld da wo es ist. Es wird auf unsaubere Art verdient! Da steckt keinerlei Ethik dahinter, obwohl es so angepriesen wird. Sobald Schwierigkeiten auftauchen, ist es mit der Umweltfreundlichkeit und der Menschenfreundlichkeit vorbei. Das ist ein wichtiger Punkt, meiner Ansicht nach, warum dieses ganze Umweltrettungsprogramm NICHT funktioniert. Die Sicht auf das Grosse und Ganze bleibt leider am Geld kleben und hat keine Chance, sich zu realisieren. Geld: kleine bedruckte Scheine, die uns von den wichtigsten Dingen im Leben abhalten! Was ist die Alternative? Die Frage stellt sich klar und deutlich. Was kannst Du mit deinem bereits produzierten, gekauften Auto nun machen? Was gibt es da für Möglichkeiten die uns technisch zur Verfügung stehen? Hast Du da bereits Antworten? Neue Battarie? Neue Technik? Stell dir vor, da gibt es etwas und Renault wird einfach umgangen? Das würde die Menschen interessieren.“ (…)

 

Solange der Mensch uneingeschränkt sein Recht auf individuelle und freie Mobilität (Bewegungsfreiheit) wahrnimmt, wird er sich immer „auf Achse“ befinden. Dafür gebraucht er sein Auto. (das Flugzeug etc.) Den individuellen, fahrbaren Untersatz aus seinem Leben wegzudenken, wäre eine echte Herausforderung. Dafür bräuchte es vermutlich therapeutischer Begleitung, wie bei einem kalten Entzug. Das Ziel ist ja die Klimaneutralität. Denn die Bahngesellschaften in Europa stehen sich selbst im Weg, wenn es um effiziente preiswerte Nah- und Fernverbindungen geht. Stünde ECO 123 heute vor der Wahl, sich einen elektrischen Renault Zoe kaufen zu können oder ein anderes Elektroauto zu erwerben, würde ECO 123 auf das Sharing Konzept des neuen SION aus dem Hause SonosMotors, der im nächsten Jahr auf den Markt kommt, warten. Und natürlich warten wir darauf, daß die Politik endlich die Grenzen innerhalb Europas überwindet. Es geht nicht an, daß man von Lissabon nach Madrid elf Stunden Zeit im Zug verschwendet, wenn man mit der Bahn 600 km fährt und dazu noch mehrfach umsteigen muß. In welchem Jahrhundert und mit welcher Mentalität leben wir ?

Der ZOE von Renault ist noch keine zehn Jahre alt und doch schon technisch überholt. Auch das Geschäftsmodel ist von gestern. Der SION hingegen, das Elektroauto eines kleinen Münchener Start-Ups namens SonoMotors, das ab Herbst 2023 in Finnland gebaut werden soll und im nächsten Jahr nach langer Planungsphase endlich auf den europäischen Markt kommen wird, ist auch schon zehn Jahre alt, aber immer noch up to date und sein Preis ist erschwinglich. Das junge Unternehmen bietet in diesem speziellen Elektroauto Solarzellen in Motorhaube, im Dach, in den Türen und in den Heckklappe integriert an und man kann damit bis zu 245 km in der Woche ohne Aufladen an der Steckdose fahren. Alltagstauglichkeit steht im Mittelpunkt dieser neuen Politik einer neuen Generation von Mensch. Und SonoMotors bietet allen Kunden eine APP, die kein anderer Autohersteller hat. Denn es geht darum, die Welt mit nicht noch mehr Autos zu vermüllen, sondern die existierenden Elektroautos effizienter miteinander zu verbinden, zu teilen. Deswegen elektrifiziert SonoMotors auch Linienbusse, Lkws und Lieferwagen mit einem eigenen Solar-Kit.

Das Entscheidende ist doch, wie nachhaltig kann und darf ein Automobil sein? Im SION stecken viele dieser kleinen Solarzelllen und er lädt sich auch von selbst – beim Fahren und beim Parken in der Sonne mit Solarenergie auf. Der SION, den es bisher nur als Prototypen gibt, kann die Elektrizität seiner vollen Batterie als Speicher mit einem Nachbarauto oder anderen Verbrauchern teilen, deren Batterie leer ist. Es gibt auch eine Steckdose, in man z.B. eine Kreissäge o.a. anschließen kann… Share-Economy soll hier im Vordergrund des Konzepts stehen.  Das haben die Konstrukteure beim Renault Zoe und bei vielen anderen konventionellen Herstellern wie VW und BMW einfach übersehen, oder sie haben nicht daran gedacht, als sie schnell und flüchtig Europas erste E-Autos in Serie zur Markenreife bringen wollten. Die Konkurenz schläft nicht. Und sie vergaßen beim ZOE die obligatorischen Crash-Tests. Der Renault ZOE ist laut einer Testanalyse aus 2020 aus der Motorfachwelt das schlechteste Elektroauto bei Frontalunfällen. In der Fahrerkabine fehle es an Sicherheit bei Unfällen. Doch das wußte man vor 2020 noch nicht…

Ein Leser aus Augsburg in Deutschland schreibt ECO 123 online und fragt nach der Entschädigung wegen der zentralen Batterie-Blockierung.

Nein, bis heute gibt es weder ein Angebot auf Entschädigung von Renault oder der RCI Bank noch die Aufhebung der Abschaltung der Batterie und ECO123 wird keine Energie und auch kein Geld in einen lange andauernden Zivilprozeß vor einem portugiesischen Gericht „fehl“investieren. Solche Prozesse können leicht länger als zehn Jahre dauern, Berufungs- und Revisioninstanzen inklusive. Die Gerichte arbeiten langsam und sind überlastet. Wir werden den Renault ZOE, den wir 2015 kauften abstoßen, was auch die Verschrottung und das Recycling beinhalten kann und uns ab 2023 dem neuen SION aus Deutschland zuwenden.

Renault selbst ist doch bestraft genug, daß ihm die Kunden und Käufer weglaufen. In den drei Jahren von 2019 bis 2021 (inklusive) hat die Renault Gruppe weltweit eine Million weniger Autos pro Jahr verkauft und fiel von 3.753.723 auf knapp 2,7 Mio. Autos im Jahr 2021. Eine Million (ein Viertel aller) Kunden haben Renault in der Zwischenzeit den Rücken gekehrt. An der Finanzanalyse des französischen Automobil-Herstellers ist zu sehen, daß ihm die Kundenbeziehung nicht ganz so wichtig ist. Für einen Hersteller, der in 2020 mehr als acht Mrd Euro Verlust gemacht hat, geht es dabei ums nackte Überleben. Cash ist das einzige Wort, der einzige Wert, der zählt. Und im Jahr 2021 weist das Ergebnis auch sogleich wieder einen Gewinn von 967 Mio. Euro aus: Ausgaben streichen, Massenentlassungen inklusive. Diese Politik wird sich rächen, nicht kurzfirstig, aber bereits mittelfristig ist so eine negative Abwärtsspirale für einen Koloss mit über 135.000 Mitarbeitern katastrophal. An den Börsen dieser Welt spielt Renault bereits heute kaum noch eine wichtige Rolle. Irgendwann wird er zum Übernahmekandidaten eines anderen, größeren Autoherstellers oder geht dann in Konkurs. Frustrierte Kunden wenden sich nicht nur von Renault ab, sondern öffnen ihre Augen, Herzen und besonders ihre Portemonnaies für nachhaltigere Formen von Mobilität und für andere Hersteller. Zum Vergleich, die Volkswagen Gruppe, zu denen die Marken VW, Audi, Seat, Skoda und Porsche u.a. Automarken gehören, verkaufte in 2021 rund 8.9 Mio. Autos und das mit einer Politik von Abgasmanipulation und Betrug…

Aber bereits heute gibt es Alternativen. Seit 2016 verfolgt ECO 123 die Ideen und Aktionen von drei jungen Studenten, die in einer Garage anfingen, ein neues Auto zu bauen, die dem Thema Mobilität neue Inspiration geben möchte. Co-Gründer Jona Christians (30), erklärt in einem Gespräch, daß es nicht so weitergehen kann, dass jedes Jahr 100 Millionen Fahrzeuge neu produziert werden, auch wenn das alles einmal Elektroautos sein sollten. SonoMotors sieht es nicht als seine Aufgabe an, möglichst viele Fahrzeuge zu produzieren und zu verkaufen, sondern ein System anzubieten, das einen mit den ressourceneffizientesten Verkehrsmitteln von A nach B bringt. Bereits im Februar 2018 erklärte SonoMotors, alle CO2-Emissionen, die im Rahmen der Produktion des SION entstehen, kompensieren zu wollen. Nach Angaben des jungen Unternehmens handele es sich bei dem SION daher um das erste serienmäßige Fahrzeug der Welt, das diesen Schritt gehen möchte. Der Sono SION sollte ursprünglich 2019 in Produktion gehen. Aufgrund der Pandemie (u.a.) verzögerte sich der Baubeginn. Im April 2022 wurde ein Fertigungstart bei Valmet in Finnland für die zweite Jahreshälfte 2023 avisiert. Der SION soll 29.900 Euro kosten und der Kauf kann mit einer Anzahlung von mindestens 500 Euro reserviert werden. Bereits heute gibt es knapp 20.000 Vorbestellungen.*

Der Clou  der technologischen Entwicklung allerdings wäre ein kostengünstiger Solar- und Batteriekit für die Umwandlung eines mit fossilen Brennstoffen arbeitenden Autos in ein Elektroauto. Man baue den Benzin- oder Dieelmotor eines solchen KFZ aus und transformiere es in ein sauberes Elektroauto. Schon einmal daran gedacht, existierende Kraftfahrzeuge in saubere E-Autos umzuwandeln und dafür die bereits bestehenden Strukturen der existierenen fereien Werkstätten zu nutzen?

In der nächsten Ausgabe lesen Sie eine Geschichte über die Wiederbegrünung der Welt. Wie lösen wir das Wasserproblem? Wie kommen wir durch die Heißzeit? Wie verringern wir die Temperaturen auf unserem Planeten? Lesen Sie am Samtsag, dem 17. Setember die neue ECO123 online mit ganz konkreten Ideen zum Selbermachen für jedeN.

*Weitere Informationen gibt die Webseite https://sonomotors.com/

 

 

Uwe Heitkamp (62)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.Translations Dina Adão, John Elliot, Rudolfo Martins, Kathleen Becker
Photos:SonoMotors

 

 

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