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Nº 115 – Back to Black

Samstag, der 20. November 2021.

 

Ein Mann, kraxelt über eine Halde, wühlt im Müll nach etwas Brauchbaren und fragt einen anderen: Erinnerst du dich noch an die Zeiten, als wir Kinder waren und wir uns um nichts Sorgen machen mußten? Als wir Sandburgen bauten und das Wetter uns freundlich gestimmt war? Jeden Sommer fuhren wir mit unserem Mercedes in den Urlaub. Jedes Jahr segelten wir zu den Inseln hinüber und zurück. Wer war der Schnellste?

Der andere Mann, er beugt sich unter eine Motorhaube in ein halbes Auto und über einen Motor, auf der gleichen Halde. Er baut einen Vergaser aus und antwortet: Ja, das war eine schöne Zeit, frei von allen Sorgen. Kein Damoklesschwert schwebte über uns und das Wort Mercedes hatte noch eine Bedeutung. Sogar Salazar hatte einen und Janis Joplin sang ein Lied darüber.

Wir fuhren mit dem Auto sonntags immer nach Cascais an den Strand und tranken Schampus und aßen Marisco. Was für eine schöne Zeit das damals war. Und heute? Nichts ist mehr so, wie früher.

Du vergißt den Stau auf dem Heimweg. Aber du hast schon irgendwie Recht. Heute schieben sogar die Worte Inflation. Man redet und redet und man hat nichts mehr von wirklicher Bedeutung, an dem man sich festhalten kann. Der Mercedes steht auf dem Schrottplatz und es gibt keinen Sprit mehr für ihn. Er hat ausgedient. Vergaser? Steht im Museum. Auspuff? Wird nicht mehr gebraucht. Getriebe? Auch unnütz. Wir dachten damals, das sei für die Ewigkeit. Und nun?

Feiern wir den Tag der Opfer des Straßenverkehrs am 21. November. Was für ein Schwachsinn! Tot ist tot, da helfen keine Erinnerungen. Ja, wenn man Tote wieder lebendig machen könnte, dann würde der 21. November vielleicht noch einen Sinn ergeben. Aber soweit sind wir noch nicht. Das ist wie mit dem Klimawandel. Wir reden und reden und reden und dann … scheint die Sonne. Wir sind mit allem unzufrieden. Wenn es regnet, ist’s uns auch nicht recht.

Ja, dann wird man naß und es darf ja regnen, aber dann sollten wir schon jetzt an die Eimer denken, die wir bei Oma im Schlafzimmer aufstellen müssen. Und wir sollten den Regenschirm beizeiten mitnehmen.

Immer wenn ich den Regenschirm mitnehme, regnet es garantiert nicht. Das ist so bei uns. Nomen est omen. Dann besser den Schirm zu Hause lassen. Und auf die Ãœberraschung warten.

Glaubst du wirklich, man könne eines Tages Tote wieder zum Leben erwecken?

Welchen Sinn sollte das ergeben?

Das man es kann, Mann! Nicht mehr, das würde schon reichen. Unsterblichkeit wäre der Hit. Janis Joplin würde wieder singen und auch Amy Winehouse.

Und Salazar? Zum Leben erwecken? So wie andere meinen, man könne das Wetter zum Besseren verändern? Wir lassen es in Portugal regnen, in Rußland schneien und den Amis wünschen wir jedes Jahr noch ein paar Hurrikanes dazu?

Na ja, wenn wir das Wetter verändern könnten, gäbe es auch keinen Klimawandel mehr, oder? Und dann wäre es wieder so wie früher. Wir müßten uns nicht mehr sorgen…

 

 

Uwe Heitkamp (60)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.
Übersetzungen : Dina Adão,  João Medronho, Kathleen Becker
Fotos: dpa

 

 

 

 

 

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