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Nº 14 – Wie wollen wir im Jahr 2030 leben?

Samstag, der 18. Abril 2020

von Francisco Pedro

Vor ein paar Tagen erinnerte mich der Herausgeber von Eco123 daran, dass wir vor zehn Jahren die „Coronavirus-Krise“ hatten und schlug mir vor, dazu eine Retrospektive zu schreiben. Heute ist der 20. April 2030, der Mond ist zum zweiten Mal voll in diesem Frühjahr und ich beginne zu schreiben.

Es ist merkwürdig, an diese kleine Weltpandemie zurückzudenken – und daran wie viel sie zu den unglaublichen Veränderungen beigetragen hat, die wir in den letzten zehn Jahren erlebt haben.

Kriegsmentalität, Ellenbogengesellschaft und die Illusion voneinander unabhängig zu sein, prägten unser Weltbild. Wir haben mit einer unglaublichen Unbedarftheit ganze Berge an Ressourcen verschwendet und sind einfach blind einem etablierten Regelwerk gefolgt. Unser Alltag wurde – vom Fernsehkanal der Zeitung „Correio da Manhã“ (CMTV) bis hin zu Werbung für Kaffeekapseln – von irrelevanten Absurditäten bestimmt, während Tausende von Menschen bei ihrer Flucht nach Europa starben. Autoeuropa stellte brandneue Autos her, die zu Tausenden nach China exportiert wurden.

In dieser Krise kam die Wirtschaft zum ersten Mal zur Ruhe und viele von uns hielten inne, orientierten sich wieder an natürlichen Zyklen und bemerkten, wie viel wir von der Welt jenseits des menschlichen Horizonts lernen konnten.

Zu dieser Zeit hatten Flüsse, Wälder und Berge noch keine Rechte. Ökozid und die Anhäufung von Reichtum waren noch keine Verbrechen!

Und jetzt blicke ich auf das Thema für die aktuelle Ausgabe unseres Magazins: den Abschluss der öffentlichen Prozesse gegen die früheren Vertreter des Kapitalismus, die unter anderem wegen Verbrechen wie den Bau von Autobahnen, die Anpflanzung von Eukalyptus-Monokulturen oder die Ausbeutung der Arbeiter angeklagt wurden. Im Rahmen dieser öffentlichen Gerichtsverfahren, wurde Politikern und Geschäftsleuten die Teilnahme an therapeutischen Maßnahmen und ökologischem Training auferlegt, während die von ihnen angesammelten Vermögenswerte kollektiviert und dem Gemeinwohl zugeführt wurden.

Es ist erstaunlich wie die Verteilung riesiger Geldsummen an so viele Menschen vor zehn Jahren dazu führte, dass Geld heute keine große Rolle mehr spielt. Mit der Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens haben viele, damals eher marginale Dinge, ungemein an Stärke gewonnen: Resilienz unseres Rechtssystems, freie Bildung, psychische und physische Gesundheitsfürsorge. Dörfer wurden wiederbevölkert, Stadtgebiete wiederaufgeforstet, Genossenschaften, Gemeinden und lokale Währungen gestärkt.

Es ist eine Freude zu sehen, dass zuvor marginalisierte Menschen und Personengruppen – die am meisten unter dem Coronavirus leiden mussten -, heute voll integriert sind! Was für eine Erleichterung ist es, diese von uns „Beschäftigung“ genannte Form der Sklaverei überwunden zu wissen und Talent, Leidenschaft und Kreativität für persönlich und gesellschaftlich sinnvolle Dinge einsetzen zu können!

Durch freie und offene Zusammenarbeit in der Forschung, wurde im Frühjahr 2020 eine effizientere Herstellung und Verteilung von Schutzmaterial ermöglicht. Welchen Beitrag hat hier das Ende von Patenten und Urheberrechten geleistet? Angesichts der Türen, die sich weit geöffnet haben, seit das gesamte Wissen und alle Technologien Open Source sind, und in der Forschung zusammengearbeitet wird, ist es kaum zu glauben, wie es möglich war, dies zuvor einzelnen, im Konkurrenzkampf stehenden Unternehmen zu überlassen.

Ich erinnere mich noch an den neuen Schwung, den die regenerative Landwirtschaft erhalten hat. Die kollektive Unterstützung der Landwirte und die Pflege der Anbauflächen ermöglichten den gegenwärtigen Reichtum und die Vielfalt an gesunden Lebensmitteln, trotz vieler Dürren und Unwetter. Wer weiterhin Gifte anwendet und auf Monokulturen setzt, muss für eine „Nicht-Bio“-Zertifizierung bezahlen – erinnern Sie sich noch daran, dass es damals umgekehrt war?

Heute nahm ich als Repräsentant unseres Magazins am monatlichen Treffen der Medienvertreter teil. Früher waren wir alle gleich in unserem Wettstreit um Marktanteile, um Klicks, um die sensationellsten Artikel oder die aktuellste Anzahl virusbedingter Todesfälle. Jetzt, da wir zusammenarbeiten und Inhalte, Ressourcen, Ideen und Methoden frei teilen, kann sich endlich jedes Projekt frei entfalten.

Eine beim Fernsehen tätige Freundin gab mir lustiges Archivmaterial für unsere Humorseite. Es sind Nachrichten aus der Zeit, als eine „Monokultur“ weißer erwachsener Männer in Anzügen mit peinlicher Feierlichkeit Begriffe wie “Beschäftigung”, “Wettbewerbsfähigkeit”, “Wirtschaftswachstum”, “Flughafen Montijo” oder “Ausnahmezustand” wiederholte!

Francisco Colaço Pedro

Fotos:dpa & Francisco Colaço Pedro

 

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