Samstag, der 25. Abril 2020
Eine Reflektion von Dina Adão
Wer mich kennt weiß, das ich meine Algarve liebe. Es ist eine schöne Region, die in der Lage ist, allen die hier leben und jenen, die sie zu ihren Zuhause auserkoren haben, viel anzubieten hat. Es stimmt aber auch, dass eine Reihe schlechter Beispiele und Praktiken, die sich mit den Jahren ergeben haben, Teil der Region geworden sind, alte Laster die sich als kurzfristig gewinnbringend erwiesen haben.
Im Jahr 2003, als der Verlag, für den ich damals arbeitete, beschloß mit der Herausgabe eines Reiseführers mit dem Titel “Caleidiscópio – Passear e Conhecer” zu beginnen, war es sein Ziel, für jede der 16 Gemeinden ein Büchlein zu verleglen. Zu ehrgeizig? Warum nicht?
Nach dem Reisführer Tavira, der zu Zeiten der Fußball-Europameisterschaften in 2004 herauskam, veröffentlichte Caleidoscópio den Reiseführer Albufeira. Bei der ersten öffentlichen Vorstellung in der Bibliothek des Landkreises, der als der touristischste an der Algarve gilt, machte eine Leserin im Vertrauen eine Bemerkung, die ich für mich behielt. “Wissen Sie, dies ist nicht das Albufeira, das ich kenne, und dieses Buch läuft Gefahr, ein Fehlschlag zu sein”. Nun, aber das war das Albufeira, das ich ausgewählt habe, zum Kennenzulernen – und zum Empfehlen. Wie bei allem im Leben wählen wir, wohin wir gehen wollen. Das Gespräch ging weiter, und ich verabschiedete mich von der Dame und versicherte ihr, dass, wenn sie nach den im Buch empfohlenen Orten suche, diese zu ihrem Vergnügen da sein würden.
Diese Erinnerung kam wie mit einem Schlag, als ich kürzlich in der Wochenzeitung SOL ein Interview mit André Jordan, dem Gründer des Luxusressorts Quinta do Lago (Algarve), las, in dem er die Meinung vertrat, dass Portugal nicht länger den Massentourismus leben und fördern könne. Warum? “(…) Weil er nicht nachhaltig ist, sei er nicht profitabel”, kommentierte er.
Eine der Lösungen für die Region bestünde darin, “Touristen zu Residenten zu machen”, fügte er hinzu: Portugal zu ihrer Basis oder zumindest zu ihrer Zuflucht zu machen”. Schließlich hieße es, wir wollen die globale Erwärmung stoppen, aber immer mehr Flugzeuge, immer mehr Flughäfen zu haben, ist damit nicht vereinbar. (…) Es ist besser, eine hochwertige Immobilie und einen besser zahlenden Touristen zu haben, der auch die Leute, die hier arbeiten, besser bezahlen kann”.
In einer Zeit, in der das Hotelgewerbe der Algarve bereits Verluste in Höhe von mehr als 300 Mio. Euro verzeichnet und fast 80% der Wirtschaft ausschließlich vom Tourismus lebe, wüßten wir, dass wir uns davon im Sommer 2020 nicht mehr erholen werden.
Ich erinnere mich an das Heft N.º28 der ECO123 vom letzten Winter, deren Thema auf einer Titelgeschichte mit einem unglaublichen Bild von Filipe da Palma die 50 Jahre Tourismus an der Algarve in Frage stellte. Und jetzt?
Wir können nicht so weitermachen wie bisher, der Wege habe sich als Sackgasse erwiesen. Die Ergebnisse seien überall sichtbar. Möge dieses BAUHAUS dazu dienen, aus der Asche aufzustehen und einen nachhaltigen Tourismus zu schaffen und der die darin arbeiten, wie André Jordan sagte, mit Würde zu bezahlen. Möge diese Pandemiekrise dazu dienen, das kollektive Gewissen zu wecken, indem sie zeigt, dass wir weniger konsumieren sollten, dass wir in kleinem Maßstab Ressourcen verbrauchen, um Netzwerke und lokale Gemeinschaften besser zu fördern – es anzustreben -, den Weg bis zu dem Punkt zurückzugehen, an dem wir uns verlaufen haben. Zurückgehen bedeutet ja nicht immer Rückschritt, und wenn es eine Sache gibt, die uns die Pandemie gezeigt hat dann diese, dass wir die Auswüchse des Tourismus tatsächlich stoppen können. Wenn es möglich ist, das Schlechte hinter uns zu lassen, dann lasst es uns tun und alles noch einmal völlig neu überdenken.