Samstag, der 16. Mai 2020
Heute erhielt ich einen LeserInnenbrief aus Tavira. In diesem stand folgender Satz: Raus aus dem Facebook Account und rein in den Garten. Danke. Genau das mache ich seit dem 17. März: arbeite im Garten, pflanze Kartoffeln, Salat, Tomaten, Zucchini, Zwiebeln, Kräuter und ernähre mich davon. Eine schöne Erfahrung, dieses Angebot der Natur annehmen zu können. Ich muß gestehen, daß ich noch zu jener eher stillen Zweidrittel-Mehrheit der Menschheit gehöre, die kein Facebook Konto besitzt. Als Journalist kann man sich sowas eigentlich gar nicht mehr leisten. Ich sage es aber klar, ich leiste mir diesen anderen Luxus, lese gute gedruckte Bücher, damit ich diese Ihnen in der nächsten gedruckten ECO123 Ausgabe empfehlen kann. Jedes Buch, das ich nicht empfehlen kann, lese ich auch, schreibe aber nichts mehr darüber. Das bedruckte Papier ist in diesen Tagen unendlich wertvoll und teuer. Deswegen drucken wir weiter auf Recycling Papier, auch wenn uns die Papierindustrie mit Eukalyptus zu Dumpingpreisen lockt und online. Statt facebook gehe ich lieber im Mischwald unter Eichen, Kastanien, Schirmpinien und Gingkobäumen spazieren und lasse mir vom Regen das Gefühl vermitteln, dass es mich wirklich noch gibt. Mit dem Regen wachsen meine Tomaten. Morgens werde ich von Vogelgezwitscher geweckt und von meinem Hund.
Ein Leser aus Monchique schreibt: Da fehlt noch was entscheidendes: werden Sie Vegetarier und fressen Sie nicht irgendwelche armen Kreaturen aus dem Urwald. Auch das ist richtig. Das Schweinesystem offenbart in den Schlachthöfen dieser Welt die höchsten Covid-19 Infektionsraten. Auch darüber müssen wir schreiben und dürfen die Augen nicht verschließen. Wie aus Tieren Fleisch wird und aus Wald Holz und Papier. Ich habe das lange genug und viel zu lange mitgemacht und den Geschmack von Wurst und Fleisch vom Leid unserer Tiere getrennt. Das geht gar nicht, denn wer sind wir Menschen, dass wir Tiere mästen, quälen und töten, um sie billig zu essen? Und was wir nicht brauchen, schmeißen wir dann in den Müll? Ich hoffe sehr, dass diese Krise die Fleisch- und Fischpreise in ungeahnte Höhe treibt, Flugtickets inklusive. Ein Kilo Tomaten darf nicht den Preis von einem Kilo Fleisch haben. Aber ich sehe es anders herum: Belohnen wir endlich (umwelt) freundliches Verhalten. Belohnen wir Vegetarier und Veganer, belohnen wir langsames CO2-armes Reisen, belohnen wir den kleinen ökologischen Fußabdruck. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung.
Auch aus Aljezur erhalte ich heute einen Kommentar: Mein Gott wieviel Schwachsinn grassiert im Netz. Es verrät mehr über das innere System nach dem viele Leute funktionieren, als über das Funktionieren der Welt… Richtig, wichtig. Wer es schafft, sich die Freiheit zu nehmen und so zu leben, wie eineR das möchte, ohne die Freiheit eines anderen Menschen zu verletzten, lebt achtsamer, authentischer und verläßt das Jammertal der Verschwörungstheorieren und beschäftigt sich mehr mit sich selbst. Die/der stellt sich dann auch mal die Frage, warum bin ich so, wie ich bin? Finden wir eine Antwort darauf, wachsen wir innerlich und dieses qualitative Wachstum wird uns viel glücklicher machen. Es ist nicht das Streben nach noch mehr Geld und Karriere, es ist die ehrliche Balance zwischen dem Sein und dem Haben. Auch deshalb fordere ich ein bedingungsloses Grundgehalt vom Staat, damit die Menschheit ihre (Existenz)Ängste hinter sich läßt. Nur aus Angst heraus begehen wir täglich irgendeine Dummheit. Denn jeden Tag erhalte ich etwas von dem zurück, was ich gebe. Es sind diese in Worte gefassten guten oder schlechten Gedanken. Dieser Platz hier dient explizit dem Austausch von guten Gedanken. Machen Sie ruhig mit und schreiben Sie mir an info@eco123.info.
Liebe LeserInnen, schicken Sie mir, was Sie möchten, aber bitte schicken Sie mir keine Verschwörungstheorien mehr. Die lösche ich jetzt ohne mich weiter darüber zu amüsieren. Je weniger ich mich mit Unsinn beschäftige, desto mehr flache ich die Kurve der Dummheit ab. Zu viele Menschen haben aus der Covid-19 Pandemie bisher zu wenig gelernt. Wer jedoch in der Stille der Quarantäne lernt, sich mit seiner eigenen Endlichkeit zu beschäftigen, wird die Erkenntnis gewinnen, dass es – MIT ODER OHNE VIRUS – nichts an materiellen Gütern mitzunehmen gibt, auf dem letzten Gang.