Samstag, 19. September 2020
Machen wir es kurz und schmerzlos. Zwei Notizen ragen diese Woche aus dem Wust der vielen Meldungen heraus. Die Einschränkungen durch die Covid-19 Pandemie im Bereich Tourismus und Mobilität zeitigen erste Erfolge bei einem anderen Thema, der Klimakrise. Die Vertretung der Busgesellschaften (ARP Associação Rodoviária de Transporte Pesado de Passageiros, Porto) betont in einer Presseerklärung, daß ihr Geschäftszweig von Gruppenaktivitäten lebe, von Exkursionen und Ausflügen, touristischen Rundfahrten, Transfers vom Flughafen zu den Hotels und zurück. Mehr als 2.000 Busse und 2.500 Busfahrer hätten in den vergangenen 180 Tagen stillgestanden und werden vermutlich auch in den nächsten 180 Tagen stillstehen. Damit seien sowohl die Arbeitsplätze der Busfahrer in Gefahr als auch vielerorten die Busgesellschaften selbst. Da viele Busse auf Kredit gekauft seien, müsste sogar die Rückgabe der Busse in Erwägung gezogen werden. Also: man bitte Papa Staat um weitere Zuschüsse…
Rückgabe der kreditfinanzierten Busse? Nichts besseres kann Mutter Erde passieren. Da das Kriterium Nachhaltigkeit im Sektor Tourismus selten eine bedeutende Rolle gespielt hat, bleibt die Meldung ohne wirkliche Relevanz und somit ohne wirklichen Lösungsansatz. Jammern kann jeder. Wie kann eine Regierung einem Auslaufmodel unter die Arme greifen, wenn es immer wieder Geld in einen Sektor pumpt, der morgen sowieso zu Grabe getragen wird. Früher oder später kommt die Insolvenz. Jeder Bus, der Urlauber über die Straßen Portugals schaukelt, der in der Zeit der Pandemie nun stillsteht, weil es keine Nachfrage für ihn gibt, oder weil er ein gesundheitliches Risiko darstellt, verbrennt keine fossilen Brennstoffe und emittiert auch kein CO2 in unsere Atmosphäre. Das Wirtschaftsmodel mit dem wir in Portugal im Tourismus arbeiten, hat einen bedeutenden Konstruktionsfehler. Die Emissionen von CO2 und andere wichtige aber vernachlässigte Umweltfaktoren werden bei der Betriebsrechnung eines Unternehmens immer außen vor gelassen. Sie spielen beim Geschäftsplan keine Rolle. Solange aber in keiner betriebswirtschaftlichen Bilanz die Kostenfaktoren für intakte Natur, Artenvielfalt und die Pflege gesunder Biotope gelistet werden, kann es keine Zukunft für die Busse und deren Fahrer geben, nicht einmal für die vielen Flugzeuge, Hotels, und Restaurants, für die Leihwagen ebenso nicht wie für die Wasserparks. Es ist wie bei den Piloten und Stewardessen in den Flugzeugen. Waren sie gestern noch die Traumjobs von vielen, befinden sie sich heute bereits auf dem Müllplatz der Geschichte. Neue, nachhaltige Visionen braucht das Land.
Da fällt eine zweite Pressemeldung auf, die Paulo Guerra dos Santos an ECO123 schreibt und darin darauf aufmerksam macht, dass es in Portugal bereits ein Netzwerk an Fahrradwegen von 5.283 km gibt, wovon 19 Routen Fernstrecken seien. Und dazu gäbe es nun auch einen Führer mit allen Routen. Nun kann man Fahrradfahren und touristische Busfahrten sicherlich einem Vergleich unterziehen, was den Rahmen unserer Kurzgeschichte sprengt. Wenn es aber um Subventionen und ihre Höhe geht, ihre Sinnhaftigkeit und ihre Zukunftsfähigkeit, dann wird klar, daß wir unsere Komfortzonen verlassen müssen, wollten wir wirklich emissionsfrei leben und reisen. Dazu gehören Fahradtouen durch Portugal ebenso wie Wandern und Zugfahren, nicht zu vergessen den öffentlichen Personennahverkehr mit Bussen. Wir alle sollten uns mal die Webseite www.ecovias.pt näher anschauen. Es gibt sie auf Portugiesisch und Englisch. Sehr empfehlenswert.
Was fehlt? Wir warten auf die sensationelle Meldung der ARP, dass alle noch benötigten Tourismusbusse (es werden weniger) elektrifiziert werden und ohne jegliche Emissionen von A nach B fahren.