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Nº 55 – Starten und Landen

Samstag, der 3. Oktober 2020

von Uwe Heitkamp

Die größte Fluggesellschaft Europas, die Lufthansa, hat diese Woche eine bemerkenswerte Entscheidung getroffen, die in ganz Europa aufhorchen läßt. Die Flugschule der Airline in Bremen empfiehlt 700 Pilotenanwärtern, ihre Ausbildung abzubrechen, weil es auf Jahre hinaus keinen Bedarf an neuen Piloten geben werde. Lufthansa will dauerhaft 150 Flugzeuge weniger betreiben und hat deswegen viel zu viele Piloten an Bord. Es wird lange dauern, bis so viele von ihnen in Rente gegangen sind, dass wieder Neueinsteiger gebraucht werden. Und wie geht die TAP (Ryanair etc.) mit ihren schrumpfenden Flugbuchungen um? Und wie denkt António Costa?

Bleiben wir beim Fliegen? Die Entscheidung des portugiesischen Staates, mit dem Flughafen Montijo fortzufahren, verstößt gegen zwei der Hauptpfeiler des Europäischen Umweltpakts: die Bekämpfung des globalen Klimawandels und die Umkehrung der Biodiversitätskrise. Der letzte Woche im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichte Artikel von José Alves, Forscher an der Universität von Aveiro (UA), und Maria Dias, Forscherin bei BirdLife International, fordert die Regierung auf, das Projekt zu stoppen und Portugal zu einem erfolgreichen Fall bei der Umsetzung des Europäischen Umweltpakts zu machen.

Der Artikel (https://science.sciencemag.org/cgi/doi/10.1126/science.abe4325) enthüllt den Widerspruch zwischen der Absicht der Europäischen Kommission, die europäischen Volkswirtschaften auf nachhaltigere Modelle umzustellen (Europäischer Ökologischer Pakt), und der Umweltgenehmigung, die ein Mitgliedsstaat (Portugal) für den Bau des Flughafens Montijo im Herzen des größten Feuchtgebiet des Landes, der Tejo-Mündung gibt.

“Die Tejo-Mündung vor der 17 km langen Brücke Vasco de Gama ist ein wichtiger internationaler Knotenpunkt für Zugvögel, die die ostatlantische Zugroute nutzen. Sie dient als Brücke zwischen den Brutgebieten auf der Nordhalbkugel und den Ãœberwinterungsgebieten in Südeuropa und Afrika, die von etwa 300.000 Wasservögeln genutzt werden”. Darauf weisen die beide Forscher hin.

“Diese Vögel bewegen sich im Tejo-Mündungsgebiet in Schwärmen, die sich aus Zehntausenden von Individuen zusammensetzen können, wobei sie sich den Mosaikkomplex von Mündungshabitaten zunutze machen, der im Laufe der Jahrtausende entstanden ist, wie Sümpfe und Vasa-Bänke und dem menschlichen Eingreifen in Salzsümpfe und Reisfelder”, betonen die beiden Wissenschaftler. Sie geben als Beispiel die Schwärme von bis zu 80.000 Uferschnepfen an, die sich in Island und Holland fortpflanzen und sich jedes Jahr im Tejo-Mündungsgebiet zusammenfinden, um sich während ihrer jährlichen Migration zu ernähren und auszuruhen. Sie stehen auf der Roten Liste gefährdeter Brutvogelarten.

Die Autoren des Artikels fordern die portugiesische Regierung auf, die Entscheidung, den Bau des Flughafens Montijo zu genehmigen, noch einmal zu überdenken. Das wäre die Gelegenheit, Lissabon als derzeitige Grüne Hauptstadt Europas herauszustellen, um eine echte internationale Führungsrolle in der globalen Bewegung für eine nachhaltige Zukunft zu demonstrieren. Portugal könnte so zu einem erfolgreichen Land bei der Umsetzung des Europäischen Umweltpakts werden.

Uwe Heitkamp (60)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.

Übersetzungen : Dina Adão, John Elliot, Kathleen Becker

 

 

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