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Nº 60 – Geld oder Leben?

Samstag, der 7. November 2020

Das ist die Frage. Wir bewegen uns geschwind dem Ende des Jahres 2020 entgegen und sind bereits im November angekommen. Ich will nicht sagen, daß die Zeit drängt, im Gegenteil, gute Ideen brauchen immer ihre Zeit, bis sie kommen und bis sie in einem wachsen. Und oft hapert es bei der Umsetzung. Aber wer hat schon eine gute Idee am Tag? Ich meine, wir sollten wenigstens konseuqent handeln und jede Woche eine gute Idee haben. Dafür empfinde ich, ist 2020 richtig erfrischend und lebendig. Alles ist im Fluß, befindet sich in Bewegung, auch wenn man dabei stillsitzen muß, in den eigenen vier Wänden, eingesperrt. In der Wirtschaft geht es ja um unbegrenztes Wachstum auf einem begrenzten Planeten. Wie kann man nur so bescheuert sein, an so etwas zu glauben? Vermutlich ist uns mit dem Mantra des Wachstums die Orientierung abhanden gekommen. Nun stellen viele von uns auf einmal fest, dass Wachstum sich gar nicht auf die Wirtschaft bezieht: nein, Wachstum sei etwas, was sich auf den Menschen selbst übertragen ließe: persönliches, geistiges, seelisches, spirituelles Wachstum, zum Beispiel. Die eigene Persönlichkeit wachsen lassen. Dabei schrumpft im reziproken Verhältnis alles Äußere, zum Beispiel der Fußabdruck. Damit will ich nicht sagen, daß Sie sich jetzt neue Schuhe kaufen müßten, weil Ihre Füße über Nacht geschrumpft sind.

Vor dem Hintergrund eines heißen Sommers, des heißesten seit Meteorologen Erbsen zählen, stellt sich keineswegs nur die Frage, was man auf dem Weg zur CO2-Reduktion und Klimaneutralität erreicht, sondern ganz besonders stellt sich die Frage, wie man etwas macht, altes über Bord wirft und etwas Neues beginnt und das Fundament dafür errichtet? Es geht um die Art und Weise und um die Form jeder unserer Aktivitäten. So ein Logdown kann einem dabei helfen. Kopf und Herz benutzen und Überlegungen anstellen, gute Vorsätze fürs neue Jahr aufstellen und dann machen, machen, machen. JETZT.

Aktuell stellt sich ja die Frage, ob die Menschheit überhaupt in der Lage sein wird, ihre Wälder zu erhalten. Die einen holzen ab, die anderen forsten auf. Diejenigen, die aufforsten, befinden sich in der Gruppe derjenigen, die durchaus noch wachsen darf. Aber darum geht es mir in diesem Moment gar nicht. Es geht darum, wie, was und wo der Mensch z.B. aufforstet und wann er die Abholzung einstellt. Wir müssen die Abholzung unattraktiv machen und bei der Aufforstung Anreize geben. Beides zur gleichen Zeit. Die Universität Zürich hat da so ein Projekt ins Leben gerufen, das sich mit der Pflanzung von einer Milliarde Bäumen befaßt. Theoretisch. Man denke einmal genau darüber nach. Eine Milliarde Bäume. Man kann zwar eine Milliarde Autos bauen und so weitermachen wie bisher. Aber was ist das für ein Unsinn, eine Milliarde Bäume aussäen zu wollen! Eukalyptus? Akazien? Dürften es auch Mischwälder sein, die wir mal nicht gleich wieder abholzen, um damit Geld zu machen? Eine Milliarde klingt gewaltig, ist aber wieder nur eine lineare Idee alter Männer. Denn nicht die Masse macht es. Das Geheimnis unserer Wälder steckt in jedem einzelnen Baum und in jedem Einzelnen von uns. Nicht umsonst wachsen Bäume (und Freundschaften) von unten nach oben und nicht von oben nach unten. Jedes Projekt braucht seine Wurzeln und Humus – guten Boden, auf dem etwas gedeihen kann. Schließen Sie Freundschaft mit einem Baum, nicht mit Facebook.

Ich möchte diesen wenigen Platz an dieser Stelle effizient nutzen und eine Lösung anbieten, zumindest einen neuen Lösungsansatz zur Diskussion stellen. Laßt uns mal gemeinsam darüber nachdenken, wie jeder von uns seinen Baum pflanzen kann und dabeibleibt, mindestens über die ersten fünf Jahre. Denn jeder Baum benötigt unsere Sympathie, unser Mitgefühl, unsere Achtsamkeit. Wir sind bald acht Milliarden menschliche Lebewesen auf diesem mittlerweile eng werdenden Planeten. Wenn Sie noch keine Erdung besitzen, fragen Sie Freunde, ob die einen Garten besitzen oder vielleicht ein verwahrlostes, aufgegebenes Grundstück (das von der Oma und dem Opa) und da könnten Sie Ihren ganz persönlichen Baum pflanzen. Jetzt, im November, die Zeit ist gut, der Mond steht gut. Es wird regnen, die Erde wird weich und naß sein. Die ideale Zeit und Möglichkeit, JETZT einen Baum zu pflanzen. Und Sie tun damit etwas sehr Sinnvolles, auch für sich selbst. So bleiben Sie gesund. Sie atmen frische Luft ein und gehen Corona aus dem Weg. Bleiben Sie dran.

Wenn auch Sie eine gute Idee haben, schreiben Sie mir: editor@eco123.info.

Uwe Heitkamp (60)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.
Übersetzungen : Dina Adão, John Elliot, Kathleen Becker

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