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Nº 8 – Was haben Soja und Palmöl mit der Covid-19 Pandemie zu tun?

Sonntag, der 12. April 2020

von Uwe Heitkamp

Seit dem ersten Bericht an den Club of Rome, (The Limits of Growth, Meadows et al. 1972) hat es eine sehr lebhafte Diskussion um Grenzen des Wachstums gegeben. Denn unsere Zivilisation basiert auf der Verfügbarkeit von Energie. Energie bereit zu stellen, benötigt selbst Energie, weshalb jede Energieversorgung darauf zu achten hat, daß sie mehr Energie verfügbar macht, als ihre Bereitstellung selbst erfordert. Die Größe, die durch den Erntefaktor artikuliert wird, hat für die fossilen Energieträger in den letzten Jahrzehnten (seit 1999) kontinuierlich abgenommen, während er für die erneuerbaren Energien zwar zunimmt aber auf niedrigerem Niveau. Dies stellt nicht nur unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem in Frage, es hat auch Folgen für Ressourcenverfügbarkeit und den Umgang mit der Umwelt. Und es macht eine Wirtschaft vulnerabel.

Menschliches Handeln hat die Komplexität von Ökosystemen wieder und wieder unterschätzt und einen erheblichen Einfluss darauf ausgeübt. Es erschwert das Verständnis von Systemen. Wir verschleppen Arten, rotten Flora und Fauna aus und zerstören damit unsere Lebensgrundlagen. China liegt ja weit weg und Indonesien auch. Wirklich?

Der Mensch ist gewohnt, in linearen Systemen zu leben. Wenn der Maler einen Tag benötigt, einen zehn Meter langen Zaun zu streichen, dann braucht er zwei Tage für 20 Meter. Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage allerdings ist komplex.

Globale Lieferketten sind Teil der Ursache der uns immer teurer kommenden Probleme mit Umweltzerstörung, Klimawandel und daraus resultierender Krankheiten. Wir stehen am Abgrund. Allein das, was wir in unserem Land an Palmöl (z.B. in Nutella etc. verspeisen) und Soja (für Hühner-, Rinder- und Schweinemastfutter) verbrauchen, würde 13% der Agrarfläche Portugals bedecken, also rund 12.000 km², oder einen Streifen von 600 mal 20 km ausmachen. Gier, Selbstbezogenheit, Ignoranz und kognitive Dissonanz blenden diese Zahlen aus.

Nun ist die Geschichte an diesem Punkt noch nicht zu Ende: Pandemien entstehen zumeist dort, wo Regenwälder abgeholzt und die Lebensräume von Wildtieren zerstört werden. Man kann sich das so vorstellen: in einem intakten Ökosystem haben alle Tiere ihren freien Platz zum Leben. Sie sind Teil des Lebensraums und dort sehr nützlich. Früher waren uns diese Lebensräume heilig. Heute aber kommt es immer öfter zu Störungen, wenn beispielsweise Biotope kaputt gemacht werden, um auf großen Flächen Monokulturen z.B. für Palmöl zu pflanzen, Soja industriell anzubauen, Rohöl zu fracken u.v.m. Dann wird die Nähe des Menschen zu Wildtieren ein Problem, insbesondere dann, wenn zudem Jagd auf sie gemacht wird, um sie auf einem Markt als Fleischdelikatesse zu verkaufen.

Das Virus Covid-19 stammt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einem Wildtier. Und die Gier vieler Menschen ist eben grenzenlos. Das Virus bekam die Möglichkeit, seinen Wirt zu wechseln, um sich beim Menschen einzunisten. Ist es so schwer zu verstehen, daß nur intakte Lebensräume, geschützte Flora und Fauna die Voraussetzungen für unsere Gesundheit und Sicherheit sind? Unsere Lebensweise aber sorgt tagtäglich dafür, dass Biosysteme aus dem Gleichgewicht geraten.

Was lernen wir aus der Convid-19 Pandemie? Schnell einen Impfstoff finden? Nein. Der beste Impfstoff wäre doch, wenn wir die Natur mit Respekt behandelten und einsähen, dass die beste Gesundheitspolitik mit einer kompetenten Umweltpolitik einherginge. Illegaler Wildtierhandel muß als Konsequenz weltweit lange Gefängnisstrafen nach sich ziehen. Und, was vor diesem Hintergrund noch viel wichtiger wäre ist, dass jedes Abholzen von nativen Wäldern und der Anbau von Monokulturen sich mit hohen Kosten in den Bilanzen von Unternehmen widerspiegelt. Denn die Plünderung unseres Planeten zahlen Unternehmen seit jeher aus ihrer Portokasse. Umweltkosten werden aus den Bilanzen ausgelagert und auf künftige Generationen abgewälzt. Wenn Nutella zehn Euro das Glas im Supermarkt kostete, würde es keiner mehr kaufen, ergo, Nutela nähme ein nachhaltig hergestelltes Öl, um seinen Haselnussaufstrich herzustellen.

Meine Frage (post corona) lautet deshalb: muss es denn unbedingt Nutella für das Frühstücksbrot sein und können wir es auch öfter mal ohne (mit Soja) gemästetes totes Tier in unserer Nahrungskette versuchen? Lokal einkaufen!

Ganz zum Schluss noch ein Tipp: es lohnt sich, in die Vergangenheit zu schauen und zu erforschen und um zu verstehen, wie und von wo die sogenannte Spanische Grippe ihren Weg um die Welt nahm, bevor sie wirklich Spanien und Europa erreichte…

Frohe Ostern

Uwe Heitkamp (60)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.

Fotos:dpa

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