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Nº 80 – Ein Jahr voller Gedanken.

Samstag, der 27. März 2021

Airbus, Lufthansa, TAP, Renault, TUI etc.

Zukunft? Ja! Welche denn? Diese Frage stelle ich mir heute. Nach dieser bleiernen Zeit, in der sich viele über die Begrenzungen beklagt haben, wird nichts mehr so sein, wie vorher. Oder wollen wir sehenden Auges in den Abgrund gehen? Vielleicht ist das nur noch nicht bei allen angekommen? Oder ich bin ein Pessimist? Nur ein Beispiel sei hier erlaubt. Viele der heutigen Arbeitsplätze in der Wirtschaft werden ersatzlos gestrichen. Seien wir ehrlich zu uns selbst. Wir haben zu viele Hotels, zu viele Restaurants und auch zu viele Autos, Flugzeuge, Schiffe –  zu viel von allem – und bei vielen gibt es nicht nur zu wenig Nachfrage, es stellt sich auch die Frage nach dem tieferen Sinn und der ökologischen Bedeutung. Jedem von uns ist seit geraumer Zeit doch klar, daß das Leben, unsere Mobilität und wie wir Wirtschaft leben, mit der real existierenden Wachstumsphilosophie nicht fortgesetzt werden kann und auch nicht wird. Der Mensch braucht eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsphilosophie, mit der sich Zukunft überhaupt noch erleben läßt.

Am Augenscheinlichsten werden die Flugzeug- und Autobauer ihre Pläne der harten Realität anpassen müssen. Der Crash wird kommen. Und auch der Tourismus und das Produktions-, der Handel und das Transportwesen werden davon nicht verschont. Schon jetzt sind viele Tausend Flugzeuge auf den Flugplätzen dieser Welt geparkt. Weil es keine Verwendung für sie gibt. Viele Piloten und die große Mehrheit des Kabinenpersonals der Fluggesellschaften werden nicht mehr gebraucht. Und so wird es Autobauern und auch den im Tourismus Beschäftigten und vielen anderen ergehen. Trotzdem werden sie weiter alimentiert und in dem Glauben gelassen, es gäbe noch eine goldene Zeit nach der Krise. Warum nicht jetzt die Systemfrage stellen? Selbst wenn wir in ein paar Jahren dieses Virus aus unsern täglichen Gedanken, den Gesprächen, den Geschichten und aus unseren Körpern verbannt haben werden, wird sich in uns doch etwas bewegt haben. Wir werden merken, das Elektroautos keine echte Alternative bei der Fortbewegung darstellen. Was bedeutet das für uns? Es muß einen inneren Wandel in uns geben, der uns alle bewegt. Und wir müssen uns unabhängig von den Krisen machen, resilient leben, gut mit unseren wertvollen Ressourcen umgehen.

Die Frage nach der eigenen Zukunft und nach dem Sinn und der Gestaltung unseres Lebens, sollte jetzt in den Mittelpunkt rücken. Oder irre ich mich? Ich hoffe sehr, daß dieses Erwachen nicht einer Katerstimmung gleichkommt. Viele Zeitgenossen sind ja noch immer der Meinung, das Leben sei eine Party. Doch wenn wir unsere Situation als Mensch einmal genauer hinterfragen, birgt nur der friedliche Wandel die Chance auf eine Zukunft. Doch was bedeutet dieser Wandel für jeden Einzelnen in der Praxis? Bescheidenheit, Gemeinwohl und Demut?

Covid-19 hin oder her, werden die Algarve und Lissabon (stellvertretend für alle Tourismusdestinationen dieser Welt) weiterhin als Urlaubsort gefragt sein? Und falls wir noch ein wenig weiter bohren, stoßen wir auf das Eigentliche: den tieferen Sinn von Arbeit, den Sinn hinter dem Tourismus und alles was damit zusammenhängt. Gibt es diesen tieferen Sinn, außer Geld damit zu verdienen? Das alles gehört jetzt auf den Prüfstand, damit noch etwas Zeit bleibt, sich vorzubereiten auf das, was echte Alternativen sein könnten. Auch, damit unser Sozialversicherungssystem nicht viele Millionen Arbeitslose mehr bezahlen muß und unter der Last der Schulden zusammenbricht. Denn wer arbeitslos ist, zahlt weder Steuern noch Beiträge. Das System ist marode, nicht zeitgerecht und ohne Zukunftsperspektive.

Bisher haben wir uns davor gedrückt, die Systemfrage zu stellen: ob unsere Arbeitsplätze morgen noch sicher sind und unsere Renten, ob wir den richtigen Beruf ergriffen haben oder nicht. Diese ganze Fragerei ist ein ewiger Tanz ums goldene Kalb. Überall und immer wieder geht es nur ums Geld. Und immer wieder wird mit den Arbeitsplätzen kokettiert. Aber frage sich eineR mal nach dem tieferen Sinn von Arbeit und von sozialer Sicherheit und ob das im Einklang mit den Gesetzen der Natur, die das Leben garantieren, steht? Bisher war der Mensch als solcher auf diesem sogenannten blauen Planeten ein Parasit ohnegleichen, der seinen Wirt mit Asphalt und Beton zupflastert, seine natürliche Basis ruiniert, Erde und Ozeane ausbeutet, Tiere quält und tötet, die Luft verpestet, Land, Flüsse und Meere vermüllt. Zukunft? Ja! Nur welche denn?

 

Fortsetzung folgt…

Uwe Heitkamp (60)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.
Übersetzungen : Dina Adão, Tim Coombs, João Medronho, Kathleen Becker
Fotos: dpa

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