Home | Short Stories | Nº 96 –
In zehn Schritten klimaneutral.
Die Klimaverbrecher zahlen lassen

Nº 96 –
In zehn Schritten klimaneutral.
Die Klimaverbrecher zahlen lassen

Samstag, der 17. Juli 2021

Sowohl vor dem Europäischen Gerichtshof als auch vor anderen nationalen europäischen Gerichten sind Klimaklagen anhängig oder bereits positiv entschieden, die sich mit der Verschmutzung der Atmospähre durch Emissionen von CO2 und anderen Gasen beschäftigen. Die Kläger, meist junge Menschen, die aus der weltweiten Klimabewegung von www.fridaysforfuture.org kommen, sehen ihre Zukunft durch den Klimawandel gefährdet. Ölfördergesellschaften und Raffinerien wie die amerikanische ExxonMobil (BP, Shell, Galp etc.) und Banken wie die englische Standard Chatered, die weiterhin den Bau von Kohlekraftwerken weltweit finanzieren, sind mitverantwortlich für die Verschiebung des Klimas hin zu seinen Extremen. “Geben wir den Verursachern konkrete Namen und Gesichter“, sagt Greta Thunberg.

100 multinationale Gesellschaften emittieren 71% der weltweiten CO2 Menge. Der durch menschliche Aktivitäten verursachte Anstieg an CO2 (419 ppm) und anderen Gasen in der Atmosphäre erzeugt die sogenannte anthropogene globale Erwärmung, die große Auswirkungen auf die Ökosysteme hat: Hitzewellen, Temperaturrekorde, immer schwerere und häufigere Dürren, unkontrollierbare Waldbrände, Starkregen mit Überschwemmungen und Stürmen, Versauerung der Ozeane, Verlust der biologischen Vielfalt von Flora und Fauna, Wasser- und Nahrungsmittelknappheit, Versagen der Infrastruktur, Klimaflüchtlinge und soziale Konflikte. Diese Auswirkungen haben direkten Einfluß auf das tägliche Leben von vielen Millionen Menschen. Und mit jedem Jahr werden sie häufiger und heftiger, weil den Worten keine konkreten Taten folgen.

In den letzten 200 Jahren haben multinationale Konzerne immer mehr Kohle, Öl und Erdgas aus der Erde gefördert und ihre Endkunden, zumeist Autofahrer haben diese fossilen Kraftstoffe gekauft und in Motoren verbrannt und dabei immer mehr Kohlendioxid (CO2) in die Luft geblasen. Dieses Kohlendioxid bleibt viele Jahre in der Atmosphäre und bindet Wärme, wodurch sich der Planet immer weiter aufheizt. Die Klagen vor den Gerichten beschäftigen sich mit dem in 2015 geschlossenen zwischenstaatlichen Klimavertrag von Paris, in dem festgeschrieben wurde, die Emissionen von CO2 zu begrenzen, zu verifizieren und zu senken, so daß die Temperaturen nicht über 1,5 Grad Celsius Erwärmung steigen. Das 1,5-Grad-Ziel bezieht sich auf die gemeinsame Absicht, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, gerechnet vom Beginn der Industrialisierung um 1850 bis zum Jahr 2100.

Wir befinden uns im Jahr 2025. In meinem fiktiven Prozeß vor dem Internationalen Gerichtshof, der mich in meinen Gedanken begleitet, klagen auch die Vertreter solcher Staaten, die es gar nicht mehr gibt, weil ihre Territorien mit dem steigenden Wasserspiegel im Meer gerade versinken oder durch Tropenstürme zerstört wurden. Vanuatu ist ein solcher Staat, der im Pazifik aus 83 Inseln und knapp 270.000 Einwohnern besteht und 1983 unabhängig wurde und als 183. Staat in die UNO einzog. Er wurde von einem Tropensturm dem Erdboden gleichgemacht oder das kleinere Tuvalu mit seinen knapp 12.000 Einwohnern, das gerade im Meer versinkt. Neuseeland hat sich bereit erklärt, die Einwohner der Inseln in ihrem Land aufzunehmen. Sie haben sich der Klage von Friday for Future vor dem Internaionalem Strafgerichtshof angeschlossen. Wurden hier früher Potentaten und Kriegsverbrecher aus dem ehemaligen Jugoslawien angklagt und verurteilt, sind es heute ehemalige Wirtschaftsführer und Vorstandsvorsitzende von Aktiengesellschaften, die mit ihren Entscheidungen, den Klimawandel mitzuverantworten haben. Obwohl sie wußten, daß ihre Entscheidungen zu noch höherer Förderung fossiler Energien die Wetterextreme anheizt, haben sie die Klimaschäden billigend in Kauf genommen.

Krimineller Vorsatz oder grob fahrlässiges Handeln, war die eingangs gestellte Frage. Da es sich um einen seit 1979 bekannten, menschgemachten Klimawandel handelt, der hauptsächlich auf Aktivitäten der Energie-, Land- und Forstwirtschaft, der Industrie aber auch im Verkehrs- und Gebäudesektor zurückzuführen ist, die Treibhausgase emittieren, wurde Darren Woods als erster CEO eines multinationalen Konzerns mit Sitz in Irving, Texas mit Forderungen auf Schadensersatzzahlungen in Höhe von 25 Mrd. Dollar konforntiert, dem zweieinhalbfachem Gewinn aus dem letzten Jahr. Vorsätzliches, strafbares Vergehen: jeder Konzern soll wissen – vom Konzernlenker über den Tankwaert bis hin zum Autofahrer – daß, wer nach 2025 noch fossile Kraftstoffe fördert, damit Handel betreibt und benutzt, zivil- und strafrechtlich haftbar  für seine CO2 Emissionen gemacht werden kann. Ein existenzieller Schritt in die Klimaneutralität bedeutet, komplett auf fossile Brennstoffe zu verzichten.

2025: Die beste Schätzung der Wissenschaft ist, dass die Zeit abgelaufen ist, um den Kurs der menschlichen Zivilisation mit fossilen Brennstoffen beizubehalten und ab jetzt jetzt nur noch eine tiefgreifende Energiewende einzuleiten ist. Laut http://www.climatefairshares.org/ muß Portugal die Treibhausgasemissionen innerhalb eines Jahres um 60-70% senken. Das funktioniert nur noch ohne Erdöl, ohne Kohle und ohne Gas bei gleichzeitiger Investition in saubere Energien wie Solar-, Wind – und Wasserkraft. Innerhalb eines Jahres. Ohne wenn und aber.

 

Fragen? editor@eco123.info

 

 

Theobald Tiger,

Journalist mit investigativen Recherchemethoden, arbeitet mit Pseudonym und hat einen unaussprechlichen Namen.

Der echte Theobald Tiger lebte vom 9 Januar 1890 (Berlin) bis 21. Dezember 1935 (Göteborg) und arbeitete als Journalist, Schriftsteller und Satiriker.  https://en.wikipedia.org/wiki/Theobald_Tiger

Fotos:dpa

Check Also

Einen alten Baum verpflanzt man nicht. Ansichtsachen.

Samstag, der 7. Dezember 2024. Es gibt Menschen und Menschen. Die einen helfen, die anderen …

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.