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Naturbasierte Lösung
In zehn Schritten klimaneutral werden

Nº93 –
Naturbasierte Lösung
In zehn Schritten klimaneutral werden

Samstag, der 26. Juni 2021

Bei ECO123 entwerfen wir Ideen für die Demokratie von morgen. My Via-Algarviana ist ein Projekt, das Klima zu schützen. Zu Fuß gehen ist klimaneutral. Und es ist eine Herausforderung, ob wir miteinander und gemeinsam etwas Positives zustande bringen, von dem die Menschen vielleicht noch in 100 Jahren sprechen werden. Es geht um unsere Natur und ob wir ihr etwas Gutes von uns geben können – anstatt immer nur von ihr zu nehmen.

Es ist dieses besondere Etwas: Menschen und besonders junge Menschen begeistern, sensibilisieren und motivieren für die Erhaltung, den Schutz und die Wiederherstellung der Natur, für eine Friedensmission auf lokaler Ebene, für die Pflanzung von Bäumen sehr unterschiedlicher Arten und für deren Betreuung, deren Bewässerung, deren Wachstum, und für deren Unterhaltung. Klimaneutral werden heißt auch viele unterschiedliche Bäume an den richtigen Plätzen zu pflanzen. Sich persönlich engagieren und lernen. Demonstrieren für eine intakte Umwelt? Fridays for Future? Ja, aber auch etwas sehr reales selbst damit verbinden und sich damit identifizieren können. Wißt Ihr was? Diese Möglichkeit bestünde! Warum nicht jeden Freitag ein paar Bäume pflanzen und sie hernach pflegen? Stolz sein, daß jedeR von uns etwas sehr reales für das Klima tun kann. Es geht bei Baumpflanzungen immer um die ersten fünf Jahre. Diese ersten fünf Jahre sind die wichtigsten. Wenn Bäume diese Zeitspanne schaffen zu überstehen, ist ihr Wachstum und Wohlergehen einfacher. Bäume pflanzen, unterhalten und sie schützen. Immer freitags. Fridays for Future. Vor unserer eigenen Haustür.

Was können wir als Initiatoren tun? Eine nahegelegene Schule bewirbt sich für dieses Pilotprojekt. Mit dem Klassenlehrer in der Schule darüber sprechen, das Konzept erklären und diskutieren, in der Klasse mit den Schülern die Idee besprechen, einen Workshop initiieren, dann raus in den Wald gehen und dort den Unterricht vervollkommnen. Am lebendem Objekt die Natur studieren, die Vielfalt der Flora und Fauna und wie sie miteinander interagieren, sich gegenseitig unterstützen, wie Natur miteinander lebt, den gepflanzten Baum wachsen sehen. Den Begriff Biodiversität mit Leben füllen, das ist die Intention. Demokratie wagen. Einen Wald gemeinsam pflanzen. Eine gute Erfahrung machen. Kein wenn und aber, kein Nörgeln und keine Ausreden, nein, es gilt nur ein uneingeschränktes positives JA.

Das erste Projekt könnte zwischen Barranco do Velho und Cortelha an der GR13 der Via Algarviana stattfinden und genau definiert werden: dort alle fünf Meter junge Bäume (auch Fruchtbäume) auf beiden Seiten des Weitwanderweges, der Alcoutim mit dem Südwestkap verbindet, neu pflanzen, versetzt auf beiden Seiten, unsere Landschaftsarchitektin mitnehmen, die Lehrer, die Schüler und gemeinsam ein Team bilden, das volle Veranwortung für dieses Teilstück übernimmt. Die Via Algarviana ist Portugals ältester Fußweg. Er existiert seit dem 4. Jahrhundert n.C. und war immer der alte Vinzentiner-Pilgerweg, der von Valencia aus gewandert wurde…

Ich erhoffe mir, daß der Bürgermeister vor allen Beteiligten eine Ansprache halten wird und daß er das grüne Band dieses ersten Pilotprojektes in Portugal und Europa zerschneidet. Ich würde mich freuen, wenn er mit seinen Worten die Idee und den Plan, Bäume am Rand, rechts und links des Weges zu pflanzen, drei Kilometer lang kraftvoll unterstützen würde. Es sind die ersten drei von insgesamt 300 Kilometern. Erfahrungen sammeln und Studenten der UALG bitten, uns kritisch zu begleiten. Ihre Masterarbeit darüber zu schreiben, wäre ein Buch wert. Ich sehe sie in Bildern vor uns: drei Arbeitsgruppen mit Schülern und Erwachsenen bilden sich. Firmen und Gesellschaften, die an der Algarve systemrelavant sind, möchte ich überzeugen mitzumachen, um die Via Algarviana zu sponsern. Es ist ein Projekt über einen Zeitraum von fünf Jahren: z.B. mit Águas do Algarve SA., die das Wasser besorgen könnten, mit denen die Bäumchen bewässert werden, die Feuerwehr von Salir würde vor Ort die Entstehung der Allee überwachen, besonders in heißen waldbrandgefährdeten Sommern – und – die Gemeindeverwaltung baut für jeden Kilometer eine Zisterne, um Wasser zu speichern. Das Projekt könnte in drei Abschnitte aufgeteilt werden. Alle hundert Meter übernehmen Schüler in kleinen Arbeitsgruppen die Bepflanzung, Betreuung und die Verantwortung, damit es den Bäumen an nichts mangelt. JedeR verantwortliche HelferIn sollte zwei StellvertreterInnen haben, falls mal jemand krank wird oder einmal freitags nicht mitmachen kann. Professionell arbeiten und keine Ausreden erfinden müssen, von Anfang an.

Gibt es denn Motivationskurse und Belohnungen für Freunde des Klimas, sowohl in der Schule als auch im Rathaus? Die Presse, das Radio und Fernsehen werden involviert und assistieren. Es wäre gut, wenn der Verein Almargem die Schirmherrschaft über diese Aufforstung übernehmen könnte. Denn wer die Via Algarviana als Wanderer geht, hat auch schwer unter der Hitze und den steigenden Temperaturen zu leiden und stolpert über die schlechten steinigen und staubigen Fußwege. Da fahren manchmal auch Autos und Motocrossmaschinen. Dürfen die das? Es gibt auf der gesamten Strecke so gut wie keinen Wald, der einem Wanderer Schatten spenden könnte, nur hier und da mal einen Baum, der den letzten Waldbrand überstanden hat. Und vielleicht stellen wir mal einen Tisch und zwei Bänke in die Landschaft, um ein Butterbrot bei einer Rast auspacken zu können und einen Blick über die Algarve? In anderen europäischen Ländern werden Wanderwege bewertet. Heute und in diesem Zustand würde die Via Agarviana nur eine sehr schlechte Benotung bekommen. Das können wir ändern. Jetzt kommt sicherlich die Frage der Finanzierung. Wenn jeder von uns fünf Euro im Jahr in dieses Projekt spenden würde und wir über das Crowdfunding bei PPL eine Million zusammen bekämen, wäre das der größte Erfolg, den jemals ein so kleines, feines Projekt in Portugal errungen hätte. Vielleicht würde der erste Mann im Staat sogar mitmachen und ein Monatsgehalt für das Klima spenden und sich Wanderschuhe anziehen. Einen Spaten mitnehmen und selbst einen Baum pflanzen.

Lieber Marcelo, machen Sie mit.

Der Ist-Zustand des Weitwanderwegs der Via Algarviana könnte also wesentlich besser sein. Damit ist vieles noch nicht gesagt. Es fehlen Unterkünfte am Ende des Tages. So eine Unterkunft hat gerade in Furnazinhas geschlossen. Und das ist ein gravierendes Problem. Wer in diesem Dorf nicht übernachten kann, der wird die gesamte Via Algarviana nicht gehen können. Viele Wanderer aus dem Ausland haben das bereits bemerkt. Wer wird in ein paar Jahren der Herbergsvater in Balurcos de Baixo sein? In Marmelete schläft man im Altenheim. Es bestehen Löcher im System der Unterkünfte und der Verpflegung an der Route. Wir haben eine der besten Küchen Europas. Laßt uns das den Wanderern auch mal beweisen.

Das wunderschöne Casa do Lavrador in Furnazinhas ist seit Juni 2020 geschlossen und steht zum Verkauf. João Henriques, der Herbergsvater wird demnächst 77 Jahre alt. Junge Leute braucht das Land. Kommt raus aufs Land nach Furnazinhas und übernehmt das “alojamento local” möchte ich Euch hiermit zurufen. Wollen wir die Gespräche über Pandemien und Einschränkungen jetzt hinter uns lassen? Im Dorf gibt es (noch) keine Alternative zum Übernachten. Die Via Algarviana ist eine magische Weitwanderstrecke. Sie wurde mit vielen finanziellen Ressourcen ausgestattet und hätte von den Promotoren systemisch besser ausgeschildert werden können. Die EU bezuschußte sie eingangs mit 270.000 Euro, zehn Gemeinden zahlten am Anfang jeweils 10.000 Euro dazu. Geld ist mitunter eine wertvolle Ressource. Den schlechten Zustand der Via Algarviana können wir jederzeit verbessern. Auch Waldbrände haben der Route schwer geschadet. Und es besteht durchaus ein hohes Risiko, bei einer solchen Tour in Monchique in einen solchen nächsten Waldbrand hineinzugeraten. Dafür ist der Verein Almargem mitverantwortlich. Wir sollten uns mit dem ICNF gemeinsam ernsthafte Gedanken darüber machen, wie wir die Monokulturen schnell wieder loswerden. Naturschutz ohne falsche Kompromisse! Gute Politik machen heißt auch, gestalten können.

 

Wie kann politische Beteiligung inklusiver gestaltet werden? Welche Potentiale bieten neue Formen der Beteiligung für junge Menschen? Verantwortung übernehmen, Menschen begeistern, das ist eine hohe Kunst, die wenige heute wirklich beherrschen. Alle fünf Meter einen Baum pflanzen würde bedeuten, rund 1.200 Bäume auf drei Kilometern zu pflanzen. Aber die Betreuung und Pflege eines Baumes ist die wichtigste Arbeit daran, nach der Pflanzung. Laßt sie uns erproben, laßt es uns gemeinsam angehen, diese Herausforderung und danach die gesamten 300 km mit einem nationalen Baumprojekt begrünen. Força Portugal – es gibt wichtigere Dinge im Leben als immer nur irgendeinem Fussballspiel hinterherzujubeln  oder zu trauern) …

 

 

Uwe Heitkamp (60)

ausgebildeter Fernsehjournalist, Buchautor und Hobby-Botaniker, Vater zweier erwachsener Kinder, kennt sei 30 Jahren Portugal, Gründer von ECO123.
Übersetzungen : Dina Adão, Tim Coombs, João Medronho, Kathleen Becker
Fotos: Uwe Heitkamp

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