Samstag, der 31. August 2024.
„Wir wollen hier kein zweites Miami,“ betont der Einheimische Vítor Lopes (43) in Caramujeira bei Lagoa. „Haben wir denn nicht schon genug Tourismus?“
ECO123 spricht mit Vítor Lopes (43) und mit Luís Lopes (64), dem Vater, bei einem Treffen in Lagoa. ECO123 hatte drei Leserfragen gestellt. „Erstens, um welches Naturschutzgebiet – und – zweitens, um welchen Landkreis der Algarve handelt es sich? Drittens, um welche Banken geht es bei der Finanzierung?
Vítor Lopes (43) ist der Erste, der auf die Kurzgeschichte und die Fragen die richtigen Anworten schickt. Und dann schreibt er noch den folgenden Satz: Für mich ist es das ultimative Paradies, verloren am Meer, in einer überfüllten und zunehmend kommerziellen Algarve. Woher soll denn das Wasser kommen? Wir erleben hier gerade den Wasser-Notstand und dann soll ein Mega-Millionen-Hotelprojekt mitten ins Naturschutzgebiet hineingebaut werden und wir werden enteignet, die Zufahrtswege verbreitert und unsere Grundstücke verkleinert …“
Die richtigen Anworten lauten: „Câmara Municipal de Lagoa, Reservat Pedra do Valado und von einer kürzlich erst gegründeten Bankorganisation, die sich auf den berühmt-berüchtigten Fall der BES stützt, in der Filipe Vieira und Isabel dos Santos ihre kriminellen Vetternwirtschaften praktizierten und das Bilanzloch aufgerissen wurde. Jetzt steht auf anderen Seite von Albandeira noch die Millenium Bank über den Predimed-Fonds hinter dem Bauvorhaben. Bei der Bürgerbefragung des Bauprojektes haben sich 118 Personen eingeschrieben. Das Rathaus in Lagoa hätte mehr tun können, wenn das Computersystem nicht zufällig ausgefallen wäre. Oder wenn Lagoa es nicht während der Gerichtsferien anberaumt hätte. Für viele sind es natürlich die großen Sommerferien.“
Wenn Vítor Lopes (43) die Geschichte seiner Jugend im demokratischen Aufbruch Portugals seit 1974 erzählt, geht es fast immer irgendwie um Korruption und Vetternwirtschaft. Manche Menschen sind eben gleicher als andere. „Wir sind hier geboren und aufgewachsen. Wenn wir zum Beispiel eine Hauserweiterung beantragen, weil ein Kind in diese Welt hineingeboren wird und ein zusätzliches Zimmer gebraucht wird, bekommen wir keine Genehmigung, denn es ist ja ein Naturschutzgebiet.“
Wenn aber der Fußballnationalspieler LUÍS FIGO eine Genehmigung für sein Hotel VILA ALBA im Naturschutzgebiet beantragt, dann gibt es natürlich diese Ausnahmegenehmigung, obwohl an der Praia de Albandeira direkt über dem Meer östlich von Carvoeiro gelegen, seit vielen Jahren nicht mehr gebaut werden darf. Das Ressort aber wurde gebaut. Dann hat LUÍS FIGO das fertige Ressort einfach wieder verkauft. „Was sind die Gesetze wert, wenn mit zweierlei Mass gemessen wird,“ fragt Vítor Lopes? Und nun kommen zwei Banken mit alten Baugenehmigungen aus 2008 und wittern den grossen Reibach… Wir wollen diese Immobilien-Spekulationen in Lagoa-Carvoeiro blockieren!“
ECO123 fragt sich, was der akuelle Bürgermeister von Lagoa, Luís António Alves Encarnação (54) von der Sozialistischen Partei dazu sagen könnte? Während ich mich auf ein Pressegespräch vorbereite, recherchiere ich noch ein paar Fakten zum Lebenslauf des Politikers. Dann jedoch entscheide ich mich, ihn nicht zu interviewen, denn ich finde heraus, daß der Bürgermeister von Lagoa einen Interessenkonflikt mit dem Bauprojekt hat: er war von 2007 bis 2013 selbst Manager bei der Bank, die das Hotel zu bauen beabsichtigt. Der Bürgermeister Luís António Alves Encarnação (54) kann heute unmöglich in der Position sein, eine freie und unabhängige Meinung als Politiker zu vertreten und sollte keine Gelegenheit bekommen, Entscheidungen zum Immobilienprojekt im Naturschutzgebiet von Albandeira in der Öffentlichkeit zu begründen. Sollte er nicht eher seine politischen Geschäfte in diesem Fall ruhen lassen?
Wenn schon die Spitze einer Kommune keine faire und unabhängige Entscheidung treffen kann, ob ein Naturschutzgebiet ein Naturschutzgebiet bleiben darf, warum dann die Farce einer Bürgerbeteiligung?