Im Schatten des großen Feigenbaumes in meinem Garten sitze ich oft und schaue mir die Welt an. Da frage ich mich zum Beispiel, warum in meinem Mikrokosmos immer mehr Störche die Lust auf eine Flugreise von Europa nach Afrika verlieren? Oder warum die Schwalben bereits im Januar ihre akrobatischen Flüge veranstalten und sich auf Partnersuche begeben? Warum die für üble Krankheitserreger bekannte braune Hundezecke bereits im tiefsten Winter bei plus 15 Grad C am Nacken meines Hundes klebt und trotz Zeckenhalsband dessen Blut saugt? Und während ich eine Orange schäle und esse, mache ich mir Gedanken über den vergangenen Sommer und frage mich, wie wohl der nächste daherkommen wird. Werden uns wieder diese afrikanischen Hitzewellen schocken? Die sommerlichen Levante-Stürme tragen seit Jahren immer stärker dazu bei, dass Teile meines Gemüsegartens nur innerhalb einer Nacht vertrocknen, wenn ich nicht riesige Mengen Wasser versprühe. Diese mehr als 30 Grad Celsius heißen trockenen Stürme mit einer Luftfeuchtigkeit von unter 30 Prozent und mit Geschwindigkeiten von mehr als 45 Std/Km können sogar die Blätter von jahrhundertealten Korkeichen innerhalb vor nur einer Nacht austrocknen. Das gab es bis vor wenigen Jahren noch nicht. Für die Feuerwehren sind diese Stürme der Horror. Sie machen jeden Versuch einen Waldbrand zu löschen zunichte. Ob Starkregen, Hitzewellen, oder Hagelstürme, immer mehr Menschen, denen grünes Gedankengut fremd ist und nicht zu Umwelthysterie neigen, machen sich Sorgen über Wetter und Klima.
Der Fehler? Der Verbraucher trifft täglich viele falsche Konsumentscheidungen. Die Tatsache? Der nimmer satte Ressourcen verschlingende Mensch und sein auf grenzenlosem Wirtschaftswachstum funktionierendes System pumpt immer mehr Energie ins Klimasystem und trägt damit zur globalen Erwärmung unserer Atmosphäre bei, was wiederum zu immer häufigeren Wetterextremen führt. Richtig? Um den Klimawandel einzudämmen, kommt man mit guten Worten allein nicht weiter. Lösungsansatz eins: Man muss den Kohlenstoffausstoß verbieten oder zumindest stark beschränken. Genügsam werden. Denn nicht Aufschriften mit Todesdrohungen auf Zigarettenschachteln bringen Menschen dazu, weniger zu rauchen, sondern Rauchverbote in der Gastronomie. Das gleiche Szenario lässt sich beim Autofahren und beim Fliegen beobachten, bei schlechten Ernährungsgewohnheiten ebenso wie bei jedem schlechten Benehmen: als Tourist im Urlaub, als Unternehmer im freien Welthandel, überall wohin wir Journalisten unsere Kameras richten. Der Mensch ist ein Raubtier mit überwiegend schlechten Eigenschaften und Angewohnheiten; ein Raubtier, das sich unkontrolliert vermehrt und dabei seine Umgebung zerstört, nur weil Business und Egoismus eben wichtiger sind. Die Pariser Verträge des COP21 werden wohl oder übel zu dem Ergebnis kommen, dass der Kohlenstoffausstoß verboten werden muss oder global mit so hohen Steuern sanktioniert wird, um mit dem Erlös erneuerbare Energien zu fördern. Das ist das einzige Instrument.
Sie werden vielleicht behaupten, das wird so nicht funktionieren. Warum nicht? Wie denn dann? Sie favorisieren eine andere Macht: die Moral, die Ethik? Lösungsansatz zwei. Es sei eine Pflicht, den Klimawandel zu bekämpfen, denn es sei ungerecht, die Folgen den Menschen an den Rändern der Welt oder künftigen Generationen aufzubürden. Das sind die Worte unseres Papstes, der sich um unser gemeinsames Haus sorgt und nach einer nachhaltigen ganzheitlichen Entwicklung sucht. Also freiwillige Genügsamkeit: Augen zu und durch. Wird schon werden. Wirklich?
„Die Welt wird nicht von denjenigen zerstört werden, die Böses tun, sondern von denen, die dabei zuschauen, ohne etwas zu unternehmen.“ Albert Einstein
Leider ist das routinemäßige Wegschauen und Wegducken, die Ignoranz der überwiegenden Mehrheit der Menschheit nur eine schlechte Eigenschaft, die den Klimawandel noch befeuert. Wir würden gern leicht und unkompliziert leben, besonders in Europa und gern auf Kosten anderer. Dieses Leben offenbart den Blick in den Abgrund. Karl Marx schrieb, das Sein steuert das Bewusstsein, was bekanntlich zu nichts geführt hat; denn die Hand, die einen füttert, beißt man nicht. Also fahren die Meisten lieber jeden Tag geduckt zur Arbeit und wieder zurück, gucken abends ihr Fernsehen und fliegen oder fahren gewöhnlich zwei Mal pro Jahr in den Urlaub. Mensch aber kauft gern billig und bequem. Viele tausend Produkte; von IT über Kleidung bis hin zu Spielsachen, die der Konsument egal woher – auch gern billig aus Fernost bezieht. Diese werden weder nachhaltig angefertigt noch gerecht entlohnt und zudem mit hohen CO² Emissionen weltweit über die Ozeane transportiert. Die Quittung für ökologischen und sozialen Raubbau kommt ins Haus geflattert. Es wird immer wärmer und krasser. Das arktische Eis und die Gletscher der Gebirge schmelzen. Die Anzahl der Hurrikane, Tornados und Taifune dürfte weiter steigen. Auch der Meeresspiegel steigt und nicht nur die Malediven sind eine todgeweihte Inselgruppe. Doch das ist nur ein dezenter Vorgeschmack dessen, was der ungebremste Ausstoß von Treibhausgasen in diesem Jahrhundert noch bewirken könnte. Wäre da nicht auch noch der Flirt mit dem Bösen. Die Interessensvertreter der linearen Wirtschaftsform des unbegrenzten Wachstums, die von der fossilen Industrie bezahlten politischen PR Lobbyisten werden gern weiterhin behaupten, es gäbe keinen menschgemachten Klimawandel und was eigentlich sollte nun so schlecht sein an unserem Konsumverhalten?
„So ziemlich alles“, sagt André Silva, Abgeordneter der neu im Parlament vertretenen Partei PAN (People, Animals, Nature). Die überwiegende Mehrzahl der Weltbevölkerung ernähre sich falsch, nicht nur hier zu viel und dort zu wenig, sondern einfach falsch. Mensch esse zu viel Fleisch. Die Hälfte aller schädlichen Klimagase ist auf die industrielle Viehzucht zurückzuführen und damit auch auf die Abholzung von Wäldern zur agrarischen Nutzung und dem Anbau von Soja, Weizen, Palmöl und Mais; Monokulturen. Die Zahlen sprechen für sich. Industrielle Rinder-, Schweine- und Hühnerzucht, um mehr als sieben Milliarden Menschen mit Fleisch zu versorgen. Missbräuchliche Ressourcennutzung von Wasser, Chemie und Düngemitteln. Fazit: Krankheiten wie Diabetes, Krebs, Schlaganfälle. (Lesen Sie dazu unser Interview mit dem Abgeordneten André Silva, PAN)
Bleiben wir beim Beispiel Lebensmittel. Jährlich werden etwa 160 Millionen Tonnen Phosphor u.a. auch für die Herstellung von Zahnpasta, aber auch als Hauptbestandteil der Düngemittel für die industrielle Landwirtschaft abgebaut. Eine Agrarwirtschaft, die ökologisch mehr zerstört als gut tut, obendrein eine Landwirtschaft, die schlecht wirtschaftet, denn sie nimmt sich mehr Energie als sie zurückgibt. Es sollte ja eigentlich andersherum funktionieren. 80% des Phosphors, die Grundlage allen irdischen Lebens – ohne ihn funktioniert kein einziger biologischer Organismus – wird in nur vier Ländern abgebaut: in China, in der von Marokko annektierten Westsahara, in Südafrika und Jordanien. Die mineralogischen Vorkommen werden nach seriösen Schätzungen in einem Zeitraum von 50 Jahren zur Neige gehen.
Ein gutes Beispiel von Endlichkeit, welches belegt, dass unendliches Wachstum ökonomischer Schwachsinn ist. Schon bevor die Vorkommen zur Neige gehen, ist Schluss mit Wachstum. Selbst Pilotanlagen, die sich im Recycling dieses Grundstoffes versuchen, werden nie das Volumen der gegenwärtigen Förderung erreichen. Umdenken im Konsum- und Produktionsverhalten ist also auch hier angesagt. Urban Gardening und Lebensmittel aus eigenem Garten sind Lösungsansätze, Bio-Landwirtschaft und kurze Transportwege. Doch das wirkliche Problem mit Phosphor ist ein ganz anderes: die Kontaminierung unserer Böden und Gewässer. Denn fast zehn Millionen Tonnen Phosphor landen jedes Jahr wieder in Kläranlagen, in Bächen, Flüssen, Seen, Küstengewässern und Ozeanen und schädigen massiv unsere Ökosysteme. Durch sogenannte Überdüngung von Phosphaten und Stickstoff gerät unsere Zivilisation schon jetzt an den Rand einer Katastrophe. Seen, Flüsse und Meere können umkippen. Doch dazu später noch mehr.
Schmeiß nichts weg, denn es gibt kein weg!
Phosphor wird noch vor dem Rohöl das Zeitliche segnen. Und dann? Aber wie sieht es aus bei einer anderen Ressource, dem Wasser? Wie Mensch wirtschaftet, lebt und konsumiert, von der Landwirtschaft über die Industrie, vom Handel über das Dienstleistungsgewerbe bis hin zur Kreditvergabe der modernen Finanzindustrie, das Denken allseits ist linear und auf den schnellen und maximalen Gewinn gerichtet. Niemand denkt an Morgen. Nur wenige beginnen zu recyceln und Müll zu vermeiden. Eine entfesselte Weltwirtschaft, die wie ein Überorganismus beständig Umweltressourcen in unvorstellbaren Mengen plündert, frisst, verdaut und in weitgehend entwerteter Form wieder ausscheidet, zerstört ihre ökologischen Grundlagen. Professor Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Professor für Theoretische Physik und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in Deutschland, einflussreicher Wissenschaftler auf allen Weltklimakonferenzen seit 1990 stellt eine interessante Frage. „Wie viel Süßwasser sollte jährlich vom globalen Wasserkreislauf abgezweigt, wie viel Land für zivilisatorische Nutzung der Natur entrissen werden?“ Augenfällig ist, dass der zivilisatorische Raubbau auf Wasser und Boden schwerste Störungen des Naturhaushalts bewirkt und sich nicht grenzenlos und für immer fortsetzen lässt. Die Debatte zum Thema Wasser selbst hat erst begonnen und ist in Portugal noch gar nicht angekommen. Sie wird bald umso aktueller werden, weil immer mehr Naturflächen in industrielle Nutzflächen umgewandelt werden, sei es Wald für Eukalyptus und Papier, sei es Natur für Tourismus, Beton und Golf.
Sind wir eine Zivilisation, die ihre eigene Existenzgrundlage aus Torheit und Gier zerstört? Mit dieser Frage im Hinterkopf setze ich mich in mein neues Elektroauto und fahre nach Faro. Anfang des Jahres trafen sich dort die Vertreter der Nationalen Energiebehörde (ENMC) des Wirtschaftsministeriums und Vertreter der Erdöl- und Gasindustrie zu einer Öffentlichen Anhörung, um gegenüber einem engagierten Publikum von knapp 300 interessierten Bürgern die Offshore- Probebohrungen vor der portugiesischen Küste zu erklären. (Lesen Sie dazu den Kommentar „Business aus usual?“ auf den Seiten xy) Die Lizenzen zur Erkundung möglicher Erdgas- und Rohölvorkommen waren zuvor im Geheimen und ohne Planfeststellungsverfahren von der alten Regierung Passos-Coelho beschlossen worden. Hohn schlägt dem ENMC-Direktor Paulo Carmona entgegen, der sich auch dafür rechtfertigen muss, dass sein Minister möglicherweise Schaden von Portugal nicht abgewendet habe. Für jedes irgendwann einmal geförderte Barrel Rohöl solle der immer noch defizitäre portugiesische Staatshaushalt laut Vertrag Tantiemen in Höhe von nur 10 bis 25 Cent erhalten. Entsprechend kontrovers und emotional verläuft das Hearing. Bürgermeister, Tourismusmanager und Umweltaktivisten argumentieren Hand in Hand gegen die Vertreter der spanischen Repsol, der italienischen ENI, der heimischen Galp und Partex und gegen die Nationale Energiebehörde. Von Luis Guerreiro, dem Chefingenieur des Erkundungsstabs „New Ventures“ der Partex, dem international agierenden Unternehmen der Celeste Gulbenkian Stiftung, will ECO123 mehr über die wirtschaftlichen Aspekte der Gaserkundung erfahren.
Jede Investition in die Suche nach Gas, Kohle und Rohöl von 2016 an kann nur bedeuten, dass die Erdöl- und Gasindustrie in Portugal und Europa das COP21 Paris Abkommen zur Begrenzung von Treibhausgasemissionen noch nicht gelesen hat. Sie muss sich klar darüber sein, dass sie jeden Dollar der millionenschweren Investition verbrennt, die sie in eine Technologie von gestern steckt. Denn schon morgen, mitten in der Suche nach – und der Förderung von – fossilen Brennstoffen kann das ENDGÜLTIGE AUS kommen. Am 12. Dezember 2015 wurde von der UNO Klimakonferenz in Paris beschlossen, zwischen 2045 und 2060 die weltweiten Treibhausgasemissionen auf Null zurückzufahren.
Wenden wir uns also möglichen Lösungsszenarien zu. Ob Gas, Kohle oder Öl, alles was Mensch an fossiler Energie in den kommenden Jahren verbrennt, wird das Klima zukünftiger Generationen in extremem Maße weiter belasten, das Wetter verändern, die Lebensbedingungen des Menschen auf dem Planeten Erde weiter erschweren. Alles, was er an Wäldern abholzt, wird den Effekt noch verstärken. Die wirtschaftlichen Schäden, ausgelöst durch Naturkatastrophen im Klimawandel werden sich potenzieren. Im Umkehrschluss hieße das, je mehr und je schneller Mensch in regenerative Energien investiert, in kohlenstoffarme Transportsysteme, in klimaverträgliche Landnutzung desto weniger Schaden wird er nehmen. Je länger Mensch mit der Reduktion von Treibhausgas-Emissionen wartet, desto teurer wird letztendlich diese Rechnung.
Ich möchte es genauer wissen und frage beim weltgrößten Rückversicherer, der MunichRe in Deutschland, ob er noch bereit sei, Versicherungen und Unternehmen mit einer linearen Firmenphilosophie zu versichern? Pressesprecher Dr. Stefan Straub erklärt gegenüber ECO123, dass MunichRe die ESG-Kriterien – Environmental, Social and Governance, die für das Versicherungsgeschäft relevant seien, voll berücksichtige: „Wir fördern das Bewusstsein für diese Aspekte auf Seiten unserer Kunden und Geschäftspartner und arbeiten mit anderen Interessengruppen in diesem Sinne zusammen. MunichRe betrachtet den Klimawandel langfristig als größtes Änderungsrisiko für die Versicherungswirtschaft. In unserem Corporate Climate Centre entwickeln und koordinieren wir hierzu einen ganzheitlichen strategischen Ansatz und analysieren und bewerten dieses Risiko. Wir gehen davon aus, dass der Klimawandel langfristig zu einer Zunahme von wetterbedingten Naturkatastrophen führt, wobei Wetterextreme wie Hochwasser oder saisonale Wasserknappheit in der Mittelmeerregion unterschiedliche regionale Auswirkungen haben.“
Stühle rücken auf der Titanic?
„Die Temperatur ist der wichtigste Umweltparameter“ betont der Physiker Professor Hans Joachim Schellnhuber in seinem 700 Seiten umfassenden Buch „Selbstverbrennung“ das im Verlag Random House erschienen ist und gegenwärtig in mehrere Sprachen übersetzt wird. Das System Erde stehe dem menschlichen Körper in Sachen Komplexität in nichts nach. Beide Wesenheiten bezögen ihre Identität und Stabilität aus einem exquisit komponierten Zusammenspiel von mehr oder weniger komplexen Prozessen. Nicht zufällig böte sich ein simpler, aber außerordentlich erhellender Vergleich mit dem menschlichen Körper an. Dieser hielte ja mittels raffinierter Verteilungs- und Ausgleichprozesse vom Schwitzen bis zum Schlottern im gesunden Organismus die Betriebstemperatur bemerkenswert konstant auf dem individuellen Niveau zwischen 36,5 ° und 37° C. Zwei Grad mehr bedeute Fieber. Vier bis fünf Grad mehr den Tod.
Die Mitteltemperatur der Erdoberfläche sei ebenfalls das Resultat komplizierter Vorgänge, zu denen insbesondere die Wärmeabstrahlung aus dem All zähle. Von Jahr zu Jahr schwanke diese Temperatur im störungsfreien Betrieb unseres Planeten meist nur um einige Hundertstel eines Grades. Erhöht man aber um zwei Grad, werde das System tiefgreifend verändert, lege man gar vier bis fünf Grad drauf, könne man mit dem Exitus der alten Um-Welt rechnen.
Fazit. Unsere Zivilisation kann sich eine ungebremste Erderwärmung um vier bis fünf Grad C nicht leisten, wenn sie weiterbestehen möchte. Für Millionen Menschen auf der Welt werden selbst Zwei Grad Mehr desaströse Folgen haben, weil sie in küstennahen Gegenden leben. Selbst bei zwei Grad wird der Meeresspiegel steigen, wird es Zwangsumsiedelungen geben, Massenflucht, unbeherrschbare Auswirkungen. Selbst heute, da es nur ein Grad wärmer ist als vor hundert Jahren, erleben wir bereits drastische Auswirkungen. Schauen wir uns die Marshallinseln an, deren Küsten vom Meer langsam verschluckt werden.
Die wenigen Glücklichen wie wir hier in Europa, werden sich vielleicht anpassen können. Aber fragen wir mal die Menschen an den Küsten von Bangladesch. Für die reichen Staaten geht es um Nuancen ihres Lebensstils, für die anderen um die Existenz. Es lohnt sich, um jedes Zehntelgrad zu kämpfen. Resignation wäre falsch. Die größten Klimarisiken werden voraussichtlich vermieden oder begrenzt werden, wenn wir unter zwei Grad Erwärmung bleiben.
Dekarbonisierung wird auf diese Weise zum Codewort aller kommenden Generationen. Die Divestment-Bewegung hat bereits damit begonnen. Studenten der Harvard, Berkeley, Yale und Stanford Universitäten u.a. wollen nicht, dass mit ihren Studiengebühren in fossile Energien investiert wird. Ihrem Beispiel folgen immer mehr Universitäten aber auch andere Geldgeber: der Versicherungskonzern Allianz und der Norwegische Staatsfonds, Pensionskassen. Aus ökonomischen Gründen, aber eben auch aus moralischen. Die Hoffnung ist, dass das fossile Wirtschaftsmodell irgendwann kippt und zusammenbricht, damit die Transformation in eine saubere zukunftsfähige Wirtschaft Fahrt aufnehmen kann. Dr. Stefan Straub: „Über unsere Kapitalanleger MEAG will MunichRe in den nächsten Jahren bis zu acht Milliarden Euro in Infrastruktur, erneuerbare Energien und neue Technologien (Eigen- und Fremdkapital) investieren. Der weltweit anhaltende Kapazitätsaufbau von Erneuerbaren Energien bestärkt uns darin, dass wir als langfristig orientierter Investor auf dem richtigen Weg sind. Zum Thema Divestment gibt es bei Munich Re eine Arbeitsgruppe, die unsere Kriterien für die Kapitalanlage sehr kritisch überprüft.“
Zwei Grad oder möglichst noch weniger, 1,5°C, diese Zahl referiert uns das Paris Abkommen der UN Klimakonferenz. Die exakte Zahl der ab 2016 vorgesehenen noch genehmigten weltweiten Emissionen liegt bei einem Kohlenstoffbudget von 750 Milliarden Tonnen CO². Das ist die Brandmauer (corte fogo). Wer zwei Grad C sagt, muss sich auch zur weltweiten Obergrenze von 750 Milliarden Tonnen CO² bekennen. Wer diese Menge einer Weltbevölkerung von 7,5 Milliarden Menschen im egalitären Stil zuteilen will, kommt auf ein Pro-Kopf-Budget von 100 Tonnen CO² bis zum kompletten Ausstieg. Portugals Emissionen liegen bei 6,9 Tonnen pro Bürger/Jahr, Tendenz steigend.
Unter dem großen Feigenbaum sitze ich noch immer und schaue mir die Welt an. Mittlerweile ist es Frühling. Ich frage mich, welche Samen ich nun in die Erde lege? Ich frage mich auch, wie António Costa und seine Minister nachhaltige Lösungen für eine unvorbereitete Gesellschaft finden wollen. Es geht um die Weiterentwicklung – ja ganz egoistisch – um das Überleben des Menschen und die Transformation seiner Wirtschaft. Vielleicht erstellt Costa gerade den Dekarbonisierungsplan für den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen? Wie wird Portugal die Klimaergebnisse von Paris konkret umsetzen? Pläne für 2020, 2030, 2040?
* Quellen: