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Konkrete Maßnahmen planen

Gil da Silva Canha é vereador na Câmara Municipal do Funchal
Foto © Miquel Moniz

Gil da Silva Canha ist Stadtverordneter und neugewählte Amtsvorsteher für Stadtplanung und betreut dieses wie auch weitere Projekte.

ECO123: Wie beurteilen Sie das Restaurationsprojekt der Altstadt Santa Maria?
Gil da Silva Canha: Ich denke, es ist fehlgeschlagen, weil die Sanierung eines historischen Stadtteils einen allgemeinen Aktionsplan braucht. Bis heute wurde kein Plan dieser Art ausgearbeitet. Es wurden lediglich einige punktuelle Maßnahmen umgesetzt.

Was hätte besser gemacht werden können?
Es hätte ein allgemeiner Sanierungs- und Wiederaufbauplan ausgearbeitet und vielleicht eine europäische Finanzhilfe beantragt werden sollen. Es muss eine durchdachte, idealisierte und gut projektierte Sache sein. Dazu braucht es Geld und eine vorteilhaftere Gesetzgebung, die den ganzen Ablauf entbürokratisiert.

Ein Projekt, das während ihrer vierjährigen Amtszeit durchgeführt werden sollte?
Um mit einem solch umfassenden Projekt zu beginnen, braucht es Zeit. Wir müssen diese Angelegenheit aber kurz- bis mittelfristig erledigen. Unser Ziel ist es, in verschiedenen europäischen Städten bereits bestehene Projekte an das unsrige anzugleichen und umzusetzen. In Warschau, Polen, zum Beispiel, hat die Stadtverwaltung ein sehr interessantes System für die Altstadt ausgearbeitet, wo Vergnügen und Kurzaufenthalt zusammenleben. Es wurde eine Wäscherei eröffnet und eine Reinigungsfirma gegründet, die die Vermietung und Instandhaltung der Ferienwohnungen (lokale Unterkunft) übernehmen. Die Besitzer haben die Gebäude restauriert. Danach wurde entweder mit der Firma über die Vermietung verhandelt oder die Besitzer vermieten diese gleich selbst. Sie zahlen der Reinigungsfirma und Wäscherei eine Kommission, da diese eine Wäscherei betreibt und Reinigungskräfte beschäftigt. Unter dem Strich ist es billiger und rentabler, als wenn jeder Hausbesitzer eine Hilfe nur für die Reinigung und den Wäschewechsel seiner Wohnung einstellt. Nebst dieser Idee gibt es noch viele andere. Zurzeit arbeiten wir eine ganzheitliche Aktion für die Altstadt aus.

Wird dieser umfassende Plan unter anderem auch Umwelt- und Sicherheitsaspekte berücksichtigen? War doch speziell der letztgenannte in letzter Zeit – gelinde gesagt – etwas besorgniserregend.
Meine große Sorge in Bezug auf die historische Altstadt von Santa Maria gilt zurzeit dem Verlust der Autorität der Stadtverwaltung. Das Gebiet hat an neuer Dynamik gewonnen und die Stadtverwaltung hat diese Veränderung nicht begleitet. Sie hat zugelassen, dass die Privatwirtschaft ihre eigenen Gesetze durchsetzt. Es geht wie im Wilden Westen zu. In einigen Fällen wurden Terrassen auf öffentlichem Grund und Boden errichtet, die den Fußgängern und Notfallfahrzeugen keinen freien Durchgang mehr gewährleisten. Dass Bars und Restaurants in komplett verfallenen Gebäuden eröffnet wurden, ist ein weiterer Grund zur Besorgnis. Im Erdgeschoss ist alles in Ordnung. In den oberen Geschossen jedoch ist ein Nichts, oft fehlt sogar das Dach. Das ist einfach verrückt. Die vorherige Stadtverwaltung ist für diesen Zustand verantwortlich. Ich möchte nicht als Katastrophenprophet auftreten, aber stellen wir uns einmal vor, dass die Altstadt aus der Mode fällt. Dann bleiben uns gestylte Erdgeschosse mit zerfallenen Hauben. Aus diesem Grund arbeiten wird daran, die größten Probleme aus der Welt zu schaffen.

About the author

Francisco José Cardoso (36) Arbeitet nach einem Wirtschafts-Volontariat seit 2002 als Journalist. Er begann seine berufliche Laufbahn auf der Insel Madeira und arbeitet bei der Tageszeitung „DIÁRIO de Notícias da Madeira“

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