João Pestana war bei der Flugsicherung beschäftigt. Nach zwanzig Jahren Tätigkeit auf den Azoren, kehrte er 2011 nach Lissabon zurück, nahm an politischen Bewegungen und Bürgerprotesten teil. Er bezeichnet sich selbst als jemanden, „der nicht stillsitzen kann“ und ist von der Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Veränderung überzeugt. Er war eine der treibenden Kräfte zur Gründung des Vereins von Algés* und beteiligt sich in der Gemeinschaftsverwaltung eines der Vereinsprojekte: – Die Fabrik der Alternativen.
ECO123: Wie entstand die Initiative der Fabrik der Alternativen?
João Pestana: Sie entstand im Bürgerverein von Algés im Mai 2013, als die Idee, ein Zuhause für Aktivitäten zu schaffen, geboren wurde. Glücklicherweise haben wir diese Fabrik gefunden. Wir sprachen mit der Besitzerin, der das Projekt gefiel. Sie machte uns einen guten Preis und los ging es.
Die Idee, die dahintersteckt, ist nicht Geld zu verdienen, war es nie. Wir möchten den Leuten eine Alternative bieten und ihnen zeigen, dass sie beim Ideen- und Erfahrungsaustausch einen anderen Lebensstil leben können. Ob wir das erreichen, wird uns die Zukunft zeigen.
Es war ein steiniger Weg. Aber es kommen immer mehr Leute her, unser Ort gewinnt an Leben. Die anfänglichen Aktivitäten wurden verdoppelt, ja verdreifacht. Da haben wir die Leute gefragt: „Wir geben alles, was wir besitzen. Und was geben Sie? Was können Sie den Menschen schenken?” Wer Wissen besitzt, kann dieses vermitteln. Und es gibt viele Leute, die etwas anbieten. Zwei Stunden pro Woche geben sie ihr Wissen weiter und haben freien Zugang zum Rest.
Es gibt auch Personen, die noch nicht wissen, was sie einbringen können. Wir sagen ihnen, dass das egal sei und sie später darüber entscheiden können. Wir müssen den Leuten Zeit geben, um zu lernen, sich einzufinden und sich selbst zu sein – aus eigenem Willen.
Dieser Ort verwaltet sich selbst und alle Leute können daran teilhaben. Ist es einfach, diesen Weg einzuschlagen?
Im Verein war es relativ einfach, weil es einmütig geschah. Entweder ziehen wir alle am gleichen Strick oder es ist besser, die Idee zu verwerfen oder zu vertagen. Erhebt niemand Einspruch – die Mitglieder müssen keine feurigen Anhänger sein – kann eine Idee angenommen werden. Ist jemand nicht einverstanden, soll er die Gründe aufführen. Um einen Vorschlag umzusetzen, muss der nicht akzeptable Teil rausgenommen werden. Gibt es ein Problem, muss es gelöst werden – und derjenige, der das kann, soll es tun.
Wie sieht das Wachstum dieses Ortes im Idealfall aus?
Mein größtes Ziel ist ein immer reicherer zwischenmenschlicher Austausch, damit der Ort praktisch den ganzen Tag über genutzt wird und so viele Aktivitäten wie möglich stattfinden. Und dass all dies positiv für die Leute ist. Wichtiger als Probleme zu lösen ist, die Leute zu lehren, diese zu lösen. Schaffen wir das, haben wir schon viel erreicht.
Was ist notwendig, um weitere solche Projekte ins Leben zu rufen?
Willenskraft. All das geschieht nur, wenn Willenskraft vorhanden ist.
Was sind Ihrer Meinung nach unabdingbare Werte?
Dass uns jedermann besuchen kann. Wir uns selbst verwalten. Die Idee der Einigkeit. Das sind die Grundprinzipien, die wir seit jeher vertreten. Wenn die Leute zu uns kommen und wir ihnen die Aktivitäten schenken, bitten wir sie lediglich, uns im Tausch etwas anzubieten. Wir möchten, dass sie spüren, Teil des Ganzen zu sein und dass sie einfach etwas austauschen, nichts weiter.
Sind Ökologie und Nachhaltigkeit ein Thema?
Ja. Recyceln, Abfalltrennung, die Workshops der Seifenherstellung und des Recyclings. Das sind unsere Prinzipien. Ich habe die Hoffnung, die Welt zu verändern bereits aufgegeben. Wenn ich aber meine eigene kleine Welt ein wenig verändern kann, bin ich schon zufrieden. Wenn jeder von uns seine kleine Welt ein bisschen verändert, haben wir bereits etwas erreicht.