Erziehung ist die begleitende Einübung von körperlichen, emotionalen, charakterlichen, sozialen, intellektuellen und lebenspraktischen Kompetenzen bei Kindern, die in einer Kultur bei allen Menschen vorausgesetzt werden. Im antiken Griechenland bedeutete Erziehung sowohl intellektuelle als auch ethische Bildung und die Hinwendung des Menschen zum Denken des Maßgeblichen. Hierbei ging es um das Erlangen der Vortrefflichkeit einer Person und die hervorragende Qualität seiner sozialen und staatsbürgerlichen Kompetenzen.
Erziehung beinhaltet daher den Akt, dass einer, der den Weg kennt, jemand anderen an die Hand nimmt, ihm diesen Weg zeigt und ihn aktiv begleitet. Jede Art von Erziehung funktioniert nach diesem Muster; so auch die Umwelterziehung.
Bei uns auf „La Belle Verte“ in Monchique, beginnt die Umwelterziehung bereits während der Schwangerschaft; spätestens jedoch nach der Entbindung. Wir folgen der uralten Tradition, unseren Nachwuchs – wenn immer es geht – zuhause zur Welt zu bringen und für jedes neugeborene Kind einen Baum zu pflanzen.
Wir suchen hierfür in der örtlichen Baumschule heimische Obstbäumchen aus, wohl wissend, dass die meisten schon nach fünf bis sechs Jahren Früchte tragen, an welchen man sich dann 50 bis 60 Jahre lang erfreuen kann.
Ein paar Tage nach der Entbindung ziehen wir dann los, mit Hacke und Spaten in der einen Hand, einem Eimer mit der Plazenta in der anderen. Dieser kommt in die Erde unter den Baum welcher dann den Namen des Neugeborenen erhält. Damit legen wir zwei der wichtigsten umwelterzieherischen Bausteine im Leben des neuen Erdenbürgers: Permakultur und Kompostierung. Nichts Organisches geht verloren oder wird vergeudet. Und kann man sich eine bessere Umwelterziehung wünschen als dann im nächsten Frühjahr mit dem Kind an der Hand zum Bäumchen zu gehen, um festzustellen: „Oh, schau mal die vielen Bienen auf den schönen Blüten deines Baumes. Das werden sicher ganz tolle Früchte diesen Herbst.“
Nun werden sich einige unter Ihnen vielleicht fragen: „Das ist ja alles schön und gut, aber was hat das mit Weihnachten und dem Winter zu tun?“
Nun, war da nicht vor 2014 Jahren die Geburt eines Babys welches in seinen späteren Jahren als „Zimmermann von Nazareth“ bekannt wurde und das Christentum gründete? Und feiern nicht jedes Jahr um diese Zeit herum Millionen von Menschen diesen Tag als Freudenfest mit Geschenken, von denen die allermeisten am Neujahrstag bereits wieder „Schnee vom letzten Jahr“ sind?
Wie wär‘s also, wenn wir dieses Jahr – dem Zimmermann zuliebe – oder auch uns selbst oder einem Menschen, den wir gern haben, einen Baum pflanzen, um damit etwas Dauerhaftes zu schaffen, einen tollen Beitrag zur Umwelterziehung leisten und Mutter Erde helfen, ein klein bisschen besser durchzuatmen?
Goethe sagte einmal: „Und wenn morgen auch die Welt unterginge, so pflanzte ich heute noch ein Apfelbäumchen“. Nun, ich stell‘ mir vor, dass wir 2014 die zehn bis 20 Euro anderweitig investieren, nicht in eines dieser künstlich gezüchteten, totgeschlagenen Pseudogehölze, das großspurig als „Weihnachtsbaum“ tituliert wird, sondern in ein lebendiges nachhaltiges Apfelbäumchen, mit Wurzeln und allem drum und dran! Denn dann – und davon bin ich überzeugt – wird die Welt auch morgen nicht untergehen! Bei uns zuhause werden dieses Jahr jedenfalls wieder einige Löcher gegraben: Meine Frau erwartet für Weihnachten das fünfte Kind. Und außerdem ist die Jahreswende die beste Zeit zum Pflanzen. Alles Gute…