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Restaurantkritik von Theobald Tiger und Graciete João

Was sehen wir, wenn wir in die Zukunft blicken?

Restaurantkritik von Theobald Tiger und Graciete João

Restaurantkritik von Theobald Tiger und Graciete João

Samstag, der 22. April 2023.

Was erwartet den Kunden beim Besuch eines Restaurants? Erwartet ihn ein Essen und eine Bedienung, die zumindest genauso gut, wenn nicht sogar noch besser sind, als bei ihr/ihm zuhause, wenn er oder sie am Herd stehen. Oder ist das vielleicht zuviel verlangt? Den Magen verderben wollen wir uns aber nicht.

Wir sind Testesser und sitzten inkognito im Mosaiko, einem marrokanischen Restaurant in Silves in der Rua Elias Garcia, 17. Es ist ein Samstagabend, kurz vor 20 Uhr. Wir sind zu Zweit, freuen uns beim Studieren der Speisekarte bereits auf das Essen und bestellen die große vegetarische Platte, die mit der Nummer B 18, zum Preis von €13,90, ausgezeichnet ist. Auf dem Teller, den wir ziemlich schnell serviert bekommen, befinden sich Falafel, Hummus, eine Auberginen-Paste, marinierte Mohrrüben, Weinblätter mit labna … sicherlich eine große Auswahl, um die Geschmacksnerven anzuregen, alles was die maurische Küche uns anzubieten hat. Die Speisekarte ist sehr vielfältig: Fleisch und Fisch, aber eben auch fleischlos.

Mein Testpartner bestellt sich eine Vorspeise, bestehend aus einem Ziegenkäse mit Honig und Walnüssen (B6, € 6). Dazu gibt es selbstgebackenes Pita-Brot. Wir trinken die hauseigene Zitronenlimonade (€ 3,80) und auch eine Flasche Wasser, serviert in einer Glasflasche von Vitalis. Nicht schlecht. Im Preis des Wassers befinden sich 13% Mehrwertsteuer, in der selbstgemachten Limonade satte 23 Prozent MwSt. Will mir jemand von der Regierung mal bitte den Unterschied erklären und warum das so ist?

Das Restaurant liegt in einer verkehrsberuhigten Fußgängerzone und wir haben uns für einen Tisch draußen auf der Esplanade entschieden. Es ist einer der ersten warmen Abende des aufkommenden Frühlings im maurischen Silves, der ehemaligen Hauptstadt des Königreichs Algarve, daß fünf Jahrhunderte unter maurischer Kultur lebte und dabei ziemlich aufblühte. Der große Spezialitätenteller wird serviert (siehe Foto) und wir nehmen die Bestecke aus dem stoffartigen Etui, in dem eine Gabel und ein Messer mit einer Serviette versteckt sind (siehe Foto): sehr geschmackvoll und edel. Ich drehe am Teller und wähle Hummus aus Kichererbsen, ein wenig Auberginen-Brei und eine Artischocke.

 

Letztere ist leider nicht frisch, sondern aus einer Konserve. Sie hat einen bitteren, wässrigen Beigeschmack. Nicht gut. Denn meist ist konserviertes Gemüse nicht frei von Zusatzstoffen. In diesem Fall sind aber keine Konservierungsstoffe in der Speisekarte deklariert. Was also ist das hier? Die gefüllten Weinblätter hingegen sind der Ausreißer und lassen die Geschmacksnerven vibrieren. Hier einen kleinen Tomatensalat, dort ein wenig Fingerfood, von jedem etwas: das läßt die bittere Artichocke vom Beginn beinahe vergessen.

Gesagt werden muß hier, daß es keinen Kellner interessiert, ob das Essen nach unserem Geschmack ist, ob wir zufrieden sind mit dem, was wir bestellt haben, ob die Speisen unsere Erwartungen treffen. Wir hätten gern gewußt, warum Olivenöl im Hummus schwimmt. Das war ganz sicher der Deko geschuldet, macht insofern aber keinen Sinn, denn wir haben das Öl in Verdacht, ranzig zu sein. Es beschert uns später eine Nacht mit schlechtem Schlaf. Wenn wir zu Abend essen, bewerten wir das Restaurant dann immer am nächsten Tag.

Um 21 Uhr werden die Sonnenschirme über uns zusammengeklappt. Man gibt uns zu verstehen, daß unser Abendessen zum Preis von 42 Euro (zwei Personen) ein baldiges Ende haben soll. Aber ja, zu einem marrokanischem Essen gehört auch ein Nachtisch. Ohne ihn wollen wir nicht gehen. Wir bestellen also eine leichte Orangen-Mousse und ein Bolo (Kuchen) da Casa (Preis € 9). Sie runden die Mahlzeit ab und retten uns den Abend.

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Von insgesamt zu vergebenden 15 Punkten (exzellent), bewerten wir unser Abendessen mit acht Punkten oder der Note „befriedigend“. Leider hat dieses schön ausgestattete Restaurant kein faible für lokale Produkte. Wer in Silves gern mal marrokanisch Essen & Trinken und dann das Auto stehen lasssen möchte, könnte die Gastgeberin Salma Lahbata sogar fragen, ob eine der fünf maurischen Suiten im Obergeschoss noch frei ist.

 

+info:
www.mosaikorestaurant.com – Telefon +351 969.260.004 – Email: mosaiko.silves@gmail.com

montags geschlossen, geöffnet di-so. von 12 bis 23 Uhr, die Küche schließt um 21h30.

Theobald Tiger

Photos: Theobald Tiger

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