Warum redet fast die Hälfte der Menschheit den lieben langen Tag über das Essen, über die wahren Zutaten und die schönen Rezepte und warum tun viele ihren Körpern dann damit in den meisten Fällen das Gegenteil an? Zu fettes Essen, zu kalorienreich und damit zu oft gar nicht gesund; die meisten verspeisen auch immer wieder Supermarktfleisch aus Massentierhaltung, deren Herkunft bei den vielen Koteletts, Schnitzeln und Würsten nicht im mindestens nachvollziehbar ist. Viele wollen es gar nicht erst wissen. Fallen unsere Essen- & Trinkgewohnheiten der Gedankenlosigkeit unserer schnelllebigen Zeit zum Opfer?
Werden Sie bloß nicht sentimental, wenn Sie in Lissabons Âlcantara essen gehen! Bleiben Sie cool. Wenn wir trotzdem an die gute alte Zeit zurückdenken, sollten wir zuerst einmal mit dem Bewusstsein für die Einzigartigkeit und Originalität unserer Zutaten an die Sache herangehen. Wenn schon Fleisch, sollten wir das Tier wenigstens zu Lebzeiten gekannt oder gesehen haben. Wenn nicht, dann sollten wir wenigstens wissen, woher es kommt, wie es gefüttert und behandelt wurde. Sollten wir nicht? Das müssen Sie selbst entscheiden.
Ich selbst lebe mehrere Tage in der Woche fleischlos. In der Taberna Saudade aber packt mich noch einmal die Lust am tierischen Essen. Es ist Samstag. Wir reservieren uns einen kleinen Tisch mit Hockern. Frisches Brot, Ziegenbutter, Oliven und Käse werden aufgetischt, eine Flasche Plansel Alentejo 2011. Nun, stehen der Sehnsucht Tür & Tor geöffnet. Wer denkt, dass man in Lissabons Âlcantara nicht auch an Monchique erinnert würde, fehlt gewaltig. Reiner Zufall: das Tagesgericht „Carne à Monchique“ bedeutet nichts anderes, als eine Portion Assadura von Laura Isabel Ferreira, der Chefin, gebraten zu bekommen. Leider ist es nicht vom Fleisch des schwarzen Schweins hergerichtet, sollte es aber. Deshalb umgehe ich den Teller. In Monchique wird das Schweinefleisch ganz klein geschnitten, in Knoblauch gewälzt und in PiriPiri- Olivenöl gebraten, mit Salsa abgerundet und in Medronho flambiert. So etwas kann ein Gourmet wirklich nur in den Bergen von Monchique essen, am besten im Foz de Banho (Caldas) oder im Luar da Foia…
Ich bestelle mir also erst einmal die Tagessuppe, danach die Portion Filetes de Polvo. Filetes? Im Mantel aus Ei und Mehl werden die weich geklopften Oktopus-Tentakel frittiert und dann mit kleinen Böhnchen (Feijão Frade) serviert. Köstlich. Zart. Genau das Richtige für Lissabon. Es ist doch auch immer wichtig, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, die richtige Mahlzeit zu sich zu nehmen. Denn wer isst in Monchique montags schon frischen Fisch? Man nehme sich Zeit ohne die es nicht geht, die wahren Gaumenfreuden auf der Zunge zergehen zu lassen. Dabei beachte man die gekonnt restaurierte Taverne und finde Gefallen an der Dekoration. Denn man geht ja nicht nur essen um des Essens willen, sondern auch, um dabei etwas Gutes und Schönes zu empfinden. Deshalb gehe ich nur noch auswärts essen, wenn dort, wo ich speise, das Essen mindestens genauso gut ist wie zuhause. Die Schokoladen-Mouse und ein exzellenter Bica werden uns zum Nachtisch gereicht.
Lisboa, Prazeres, Rua Presidente Arriaga, 69
Telefone +351 – 213 950 730
Montag, Dienstag, Mittwoch – von 11h bis 23h
Donnerstag, Freitag und Samstag – von 11h à s 01h
http://www.tabernasaudade.pt/
Portugiesische Küche